James Yuill - Turning down water for air
Moshi Moshi / Cooperative / Universal
VÖ: 09.01.2009
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Partytour auf Tastatur
Steve Jobs und Bill Gates battlen sich. Windows oder Mac? Vermutlich hat es bei dieser Frage bereits Bandenkriege von Computerfreaks gegeben, die sich mit Joysticks bedroht und veralteten Festplatten beworfen haben. Nun sind die Oberen an der Reihe. Die Chefs selbst sollten ihren Allerwertesten vom Liegestuhl ihrer Villa schieben, am Schreibtisch ihre schwarzen Zahlen checken und einen dicken Scheck bereitlegen, wenn James Yuill klingelt. Denn allein die Tatsache, dass er klingelt, ist eine solide Million wert. So könnte Yuill den Sound der Klingel in erfolgreichen Songs verarbeiten. Die potentielle Möglichkeit reicht aus. Zudem: James Yuill liebt Laptops und wäre das beste Werbeinstrument. Er arbeitet damit exzessiv und entlockt dem Gerät mehr harmonische Geräusche, als jeder technische Support es könnte. Vermutlich aber sind die Herren Jobs und Gates zu ignorant und reich, um Yuills Talent zu bemerken. Und Yuill bodenständig und gewieft genug, um sich nicht kommerzialisieren zu lassen. Dennoch gönnt man ihm wenigstens das Salär für seinen Hausbesuch. Oder den Klingelton als mp3.
In Yuill steckt wesentlich mehr als ein Computernerd, der in abgedunkelten Räumen am Schreibtisch kauert, und mehr als ein Electrofrickelfreak. Dafür besitzen seine Songs zu große Singer-Songerwriter-Qualitäten, dafür hat Folk einen zu großen Stellenwert auf "Turning down water for air". Privat schwitzt Yuill sein Hemd bei Boys Noize-Konzerten durch und schmust vermutlich frisch geduscht mit CDs von Nick Drake. Beruflich bzw. künstlerisch hingegen versieht er "No surprise" und "No pins allowed" mit French- und Filterhouse-Gebaren sowie Chemical-Brothers-Beats - und integriert die Akustikgitarre so beiläufig, als bestünde die Symbiose schon länger als die von ZDF und der Zielgruppe 65+.
Fast bedächtig lässt Yuill im Opener "You always do" den Laptop beiseite. Dies sind die sanften Instruktionen eines Mannes, der die Brachialität elektronischer Musik glamourös macht. Mit Bedacht arbeitet Yuill 15 Sekunden geloopte, verzerrte Beats in "She said in jest" ein, so als sei die Platte gesprungen, ohne ein Loch ins Stimmungsbild zu reißen. Es sind keine aufdringlichen, verkrampften Verknüpfungen, sondern liebevolle Detailarbeit, die seinen Laptop Wärme generieren lässt. Yuills Stimme federt die Emotionen ab. Minimal. Aber immerhin ausreichend, um sich zu fragen, ob das möglicherweise das Gegenwicht zu einer überaus wohltuenden Platte ist oder aber doch der einzige Kritikpunkt, den man James Yuill mitgeben könnte. Die Wagenladung Hollzpellets bleibt vorerst jedenfalls im Keller - für kühle Alben. Jetzt läuft erst einmal der Laptop heiß.
Highlights
- No pins allowed
- This sweet love
- No surprise
- The ghost
Tracklist
- You always do
- Left handed girl
- No pins allowed
- This sweet love
- Head over heels
- The ghost
- No surprise
- Over the hills
- How could I lose
- She said in jest
- Breathing in
- Somehow
Gesamtspielzeit: 40:20 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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sizeofanocean Postings: 1419 Registriert seit 27.01.2020 |
2021-01-28 20:54:13 Uhr
auch eines der Alben, die im Electro Hype Mitte/Ende der 2000er großen Spaß gemacht haben.https://www.youtube.com/watch?v=mpzLhIHieFY |
Blackberry |
2010-07-06 13:50:25 Uhr
verglichen mit turning down water for air, ist das neue album eine riesen enttäuschung. da gefällt mir offen gesagt gar nix drauf.4/10 |
... |
2010-07-06 13:45:45 Uhr
neues Album "movement in a storm" ist mittlerweile raus, wieder ein paar feine sommersongs drauf. |
Two-Headed Boy |
2009-04-02 13:29:07 Uhr
Gerade entdeckt... Wirklich ein sehr, sehr schönes Album.Der spielt übrigens auf dem Melt, freu mich schon. @Pit Mosch Ich würd sagen: Ja. |
Pit Mosch |
2009-01-13 20:51:12 Uhr
Kann über das ganze Album das Niveau von "This Sweet Love" (Musikexpress CD) gehalten werden? |
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Referenzen
José González; Tunng; Coquelicot; Dan Deacon; Jeremy Warmsley; Sufjan Stevens; Patrick Wolf; Cosmodrome; Bibio; Nick Drake; Ryan Adams; Grizzly Bear; Ijen Martin; Davide Balula; The Beta Band; Oskar Hallbert; Ultramarine; The Notwist; Gravenhurst; Hot Chip; Chemical Brothers; Basement Jaxx; SebastiAn; Mint Royale
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- James Yuill - Turning down water for air (11 Beiträge / Letzter am 28.01.2021 - 20:54 Uhr)