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Sharleen Spiteri - Melody

Sharleen Spiteri- Melody

Mercury / Universal
VÖ: 28.11.2008

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 3/10

Seelenverwundete

Ashley Heath ist ein Vollhonk. Er hat die zauberhafte Sharleen Spiteri nach zehn Jahren Beziehung betrogen. Das ist so, als würde man einen Sechser im Lotto (mit Zusatzzahl) auf seinem Tippschein haben und ihn dann im Ofen verbrennen, weil es einfach mal arschkalt in der Hütte ist. Oder so, als würde man seine Haftpflichtversicherung kündigen und sich dann auf eine 300 Jahre alte Stradivari setzen. Man macht es einfach nicht. Gut, die Trennung ist jetzt vier Jahre her und mittlerweile ist Sharleenauch wieder anderweitig verbandelt, aber da "Melody" die inhaltliche Auseinandersetzung mit der Trennung ist, erscheint der Beziehungs-K.O. anno 2008 präsenter als je zuvor.

Für Texas-Frontfrau Sharleen Spiteri ist es ihr selbst ernanntes "Traumalbum" und gleichzeitig der Schlussstrich unter der Beziehung mit Heath. Das ambitionierte Vorhaben ist in zweifacher Hinsicht glanzlos verpufft. Erstens: Heath ist nicht der Richtige. Das hat Spiteri glücklicherweise erkannt, nutzt aber auf "Melody" sage und schreibe in vier Songs jeweils - in nur minimal abgewandelter Form - den gleichen Ausdruck, uns diese Feststellung mitzuteilen: "You weren't the one for me." Zweitens: Ihr Traumalbum existiert bereits in einigen Teilen. "It was you" erinnert stark an Duffys "Mercy", "I'm going to haunt you" kann "These boots are made for walking" von Nancy Sinatra nicht abschütteln und "Melody" zitiert und samplet Serge Gainsbourg und Jane Birkin.

Sharleen kommt eigentlich zu spät mit Ihrer Hommage an die 50er und 60er Jahre. Der Zug mit poppigem Retro-Soul ist nun schon länger unterwegs, und es erscheint zumindest fraglich, ob sie bei dem Kundenservice der Chart-Bahn noch mit ins Abteil darf. Zumal die Veröffentlichung des Albums in Deutschland monatelang verschoben wurde und sich so der Eindruck verstärkt, Spiteri gehöre zu den Nachzüglern. Dabei hat sie doch so viele Vorzüge.

Zuvorderst ihre Stimme, die in jeder Phase des Albums Leichtigkeit versprüht, was sicherlich der Herangehensweise zu verdanken ist, zunächst die Vocals einzusingen und die Instrumentierung entsprechend anzupassen. Charmant, wie ihre Stimme beim Motowon-Hit "Stop I don't love you anymore" leicht hallig über den Instrumenten zu schweben scheint. Mal abgesehen davon, dass Mark Ronson ob der Bläser vermutlich vor Freude den Umriss von Louis Armstrong ins nächste Pissoir pinkelt. "All the times I cried", sentimental und beschwingt gleichermaßen, wächst mit jedem Hören und könnte auch auf einer Platte der Shangri-Las zu finden sein. Und "Day tripping" überzeugt nicht zuletzt wegen Spiteris Background- Vocals und dem wunderbaren Zusammenspiel von Piano und Trompete.

Vier Jahre und elf Songs hat sich Spiteri Zeit gelassen, um mit Heath fertig zu werden. Sollte ihr das jetzt nicht dauerhaft gelingen, hängt sie mehr an der Vergangenheit, als es "Melody" jemals zu leisten im Stande ist.

(Stephan Müller)

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Highlights

  • All the times I cried
  • Stop I don't love you anymore
  • Day tripping

Tracklist

  1. It was you
  2. All the times I cried
  3. Stop I don't love you anymore
  4. Melody
  5. I wonder
  6. I'm going to haunt you
  7. Don't keep me waiting
  8. You let me down
  9. Where did it go wrong
  10. Day tripping
  11. Francoise

Gesamtspielzeit: 37:28 min.

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