The Last Goodnight - Poison kiss
Virgin / EMI
VÖ: 04.10.2008
Unsere Bewertung: 3/10
Eure Ø-Bewertung: 3/10
Der Sündenfall
Schon ein Blick auf das Cover-Artwork verheißt nichts Gutes - mit einer Schlange und einem angebissenen Apfel hat schließlich die Vertreibung aus dem Paradies begonnen. Aber keine Sorge: Diese Gefahr besteht bei The Last Goodnight nun wirklich nicht. Denn dort, wo heillos überproduzierter Strategiepop Blüten kreativer Ratlosigkeit treibt, Sprühsahne-Pathos auch noch aus dem letzten Astloch quillt, und seichte Refrains munter dem nächstschlechtesten Akkord entgegenplätschern, ist ganz bestimmt nicht der Garten Eden. Und Adam trotzdem stets präsent - genauer gesagt Adam Levine, seines Zeichens Frontkasperle bei Maroon 5. Der hat nämlich erfolgreich die Stimme von The-Last-Goodnight-Sänger Kurtis John gekapert, während jener vermutlich mal wieder damit beschäftigt war, seinem schicken Mohawk eine anständige Erektion zu verschaffen.
"Poison kiss" ist also keineswegs das Debüt unschuldiger Novizen. Sondern bereits das dritte Album der sechs Herren aus Enfield, Connecticut, die seit 1995 zusammen musizieren - bis vor zwei Jahren noch unter dem Namen Renata. Dieser fiel dann allerdings den Optimierungsmaßnamen des Majorlabels zum Opfer und wurde kurzerhand gegen eine prägnante und zielgruppenfreundliche Zeile des Titeltracks ihrer neuen Platte ausgetauscht. Denn austauschbar ist bei The Last Goodnight so ziemlich alles. Und das, obwohl die Band doch bei jeder Gelegenheit betont, dass es ihr primär darum gehe, Songs zu schreiben, wie sie noch nie zuvor jemand gehört hat. Die eigentliche Herausforderung ist also, Menschen zu finden, deren Ohren bislang von Maroon 5, OneRepublic und The Fray verschont geblieben sind. Und das dürfte schwierig werden.
Problematisch auch, dass John das perkussiv eingesetzte E-Piano offenbar für eine Allzweckwaffe hält und diese bei "Back where we belong" auch noch mit einer sensationell öden Orgel kombiniert. Ansonsten kennt er nur noch den Aprikosensirup-Modus, der bei "Return to me" seinen schwülstigen Höhepunkt erreicht. Den eigentlich ganz fluffigen Wurlitzer-Pop von "Good love" macht unnötigerweise integriertes dümmliches Lachen souverän zunichte, während "In your arms" erbarmungslos das Phrasenschwein mästet. Das Ärgerlichste an The Last Goodnight ist jedoch, dass keineswegs alle ihrer Songs zum Gähnen sind. Und damit ist noch nicht einmal der durchaus akzeptable Radiohit "Pictures of you" gemeint, sondern vor allem "If I talk to God" und "Incomplete", die sich - trotz Austauschbarkeit - als unerwartet schmackhaft erweisen. Hätten The Last Goodnight nur mal ein bisschen mehr vom Baum der Erkenntnis genascht.
Highlights
- If I talk to God
- Incomplete
Tracklist
- Poison kiss
- Back where we belong
- Pictures of you
- Stay beautiful
- This is the sound
- One trust
- Return to me
- Good love
- If I talk to God
- Push me away
- In your arms
- Incomplete
Gesamtspielzeit: 42:00 min.
Referenzen
Maroon 5; OneRepublic; The Fray; The Script; New Radicals; Ian O'Brien-Docker; Mêlée; James Blunt; The Feeling; Switchfoot; Rooney; Delirious?; Wagner Love; Kubb; Six Was Nine; Backstreet Boys; Plain White T's; Orson; Matchbox Twenty; Rob Thomas; Newton Faulkner; Stanfour; Vertical Horizon; Gavin DeGraw; Daniel Powter; Jamiroquai; Terence Trent D'Arby; Electric Light Orchestra; Supertramp; Queen