Montys Loco - Farewell Mr Happy

NONS / Soulfood
VÖ: 17.10.2008
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10

Skandinavistik für Fortgeschrittene
Es war einmal ein handzahmes Folkduo aus Schweden, das sich Montys Loco nannte. Sie klangen bisweilen, als knöpfe sich Patti Smith alte Schrammelhymnen von Bob Dylan vor. Spätestens seit sich Anja Bigrell und Marie Eklund aber im namibischen Dörfchen Ondangwa die Köpfe haben richten lassen, scheppert es bei ihnen gewaltig. Die gar nicht mehr so zahmen Liedchen finden auf "Farewell Mr Happy" zwischen elektronischen Zickereien, krautrockiger Sturheit und den derzeit so hippen Polyrhythmen des schwarzen Kontinents statt.
Das eröffnende "Heavy" lässt einen Traktor rattern, bevor es mit unterkühlter Achtziger-Romantik davon flitzt. Die gespielt harmlose Melodie von "Criminal" hat ein knappes Riff und reichlich sturen Groove, und das Titelstück wirft sich mit Zeilen wie "Could I please tell your dear friend it was just sex?" in entwaffnend unehrliche Posen. Es passiert so einiges im unsortierten Klanggebilde dieses Albums, was von den sehr eigenen Melodieführungen ablenkt, und wenn man sie doch mal zu greifen bekommt, verschwinden sie mit Gedanken an die frühe Björk im Durcheinander. Doch immer hört man die eigene Identität der beiden.
Die Popsensibilität ihrer elf kleinen Chaoten ist auch durch den konsequenten Gegenwind hindurch stets spürbar. Speziell dann, wenn es sich um so hübsch verbeulte Nicht-Hymnen wie "Open my mouth", das entrückte "Whose blood" oder die fassungslose Prügelphantasie "Ages ago" handelt. Auf "Farewell Mr Happy" gibt es lauter aufreizend zusammengefummelte Bruchstücke und Puzzleteilchen, die manchmal orchestrale Absichten andeuten und dann doch auseinander fallen. Die beiden Schwedinnen klingen dann dermaßen charmant, dass man sogar beginnt, die hemmungslose Begeisterung der schwedischen Musikjournaille für sie nachvollziehen zu können. Trotz der kalten Industrialität der Arrangements erreichen die fülligen Leidenschaften von Montys Loco in ihren besten Momenten durchaus die Wärme der emotionalen Achterbahnfahrten berühmter Kollegen wie Arcade Fire oder Tori Amos. Mit völlig anderen Mitteln. Der skandinavische Weg war eben schon immer ein anderer.
Highlights
- Heavy
- Criminal
- Ages ago
- Whose blood
Tracklist
- Heavy
- Criminal
- Vassal love
- Farewell Mr Happy
- Tant boy
- Guilt has made our thoughts small
- Open my mouth
- Ages ago
- Whose blood
- Nice white boys
- Thin skin
Gesamtspielzeit: 39:09 min.
Referenzen
Speaker Bite Me; The Knife; The Sugarcubes; Björk; Bat For Lashes; Psapp; CocoRosie; Under Byen; Stina Nordenstam; Lampshade; Ai Phoenix; Suzanne Vega; Azure Ray; Maria Taylor; Orenda Fink; Patti Smith; Suicide; PJ Harvey; Can; Neu!; The Fall; Ikara Colt; Secret Machines; The Duke Spirit; The Long Blondes; Beangrowers; Ms. John Soda; Contriva; Lali Puna; Life Without Buildings; Salad; Elastica; that dog.; Regina Spektor; Tori Amos; Fiona Apple; Lisa Germano; Talking Heads; Vampire Weekend; Yeasayer; The Walkmen; Hood; Mice Parade