Akimbo - Jersey shores
Neurot / Cargo
VÖ: 14.11.2008
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Die Grobiane
Wenn Metal-Fans ihre eigenen Böswilligkeiten nicht mehr aushalten, dann gestalten sie ihre Begrifflichkeiten gerne mal nüchtern bis kuschelig. Aus einem Killer-Riff wird ein Brett, aus dem gar schröcklichen Tod ein grinsender Knochen-Eddie und aus brünftigem Eber-Grunzen der Krümelmonstergesang. Akimbo spielen demgegenüber in einer anderen, zornigeren Liga. Ihr Zottelmuppet heißt Jon Weisnewski - und trägt seinen Gesang derart heiser und gallig vor, dass er eher an einen tobsüchtigen Grobi erinnert. Dem reicht es allerdings gerade mal bis Oberkante Unterlippe. Weshalb er die Galle hochfahren lässt, den Mittelfinger ausstellt und diesem giftgrünen Wichsfrosch mit all seinen pseudoschlauen Aufgaben aus vollstem Hals die Meinung geigt. Dazu schöpfen Akimbo ihr Potential auf ihrem sechsten Album konsequent aus. Während sich das letztjährige "Navigating the bronze", aus dessen Nachlass die Stücke von "Jersey shores" stammen, noch selbst an die Punk-Leine legte, erweist sich der kleine Bruder als der gemeinere, hinterhältigere, bessere - man kennt das ja.
Denn was diese Art von Musik braucht, ist in der Tat ein gehöriger Brocken Radikalität. Und für den hat "Jersey shores" wesentlich mehr Platz als das aufs Stooges-Rocksongformat getrimmte "Navigating the bronze". Songs wie "Lester Stillwell" oder "Rogue" erklimmen wenigstens ihre acht Minuten Spielzeit und entwickeln sich so vom doomigen Sludgemetal zum noisigen Bassfeuer, schieben Stoner-Kraftakte dazwischen, ziehen ein Led-Zeppelin-Gitarrensolo auf und entrümpeln sich selbst zu melancholisch zerklüften Steinbrüchen. Das Durchhaltevermögen der Songs zeigt sich dabei in der Rücksichtslosigkeit, mit der Akimbo ihre Facetten ausspielen. Alles auf "Jersey shores" wirkt innerlich zerfressen, besitzt an der Oberfläche aber einen kolossalen Punch, der ständig nur auf die Magengrube zielt.
So muss der Hörer auch einiges an Exzentrik wegstecken können, die zur Formulierung dieser Unbeugsamkeit absolut notwendig ist. Das zwölfminütige "Jersey shores" etwa ist in seinen letzten Zügen nur noch ein qualvoller, langsamer Todeskampf, dessen Frequenz einem kalten Röcheln gleicht und von der titelgebenden Brandung umspült wird, in deren Gischt sich die großen weißen Monstren verstecken. Auch der Opener klopft ab der Mitte minutenlang ein und denselben Auftakt, bevor "Bruder Vansant" kopfüber in die Dornenhecke springt. Zudem haben Akimbo aus "Jersey shores" einen einzigen Höllentrip gemischt. Alle Songs gehen nahtlos ineinander über, sodass nun wirklich keine Atempause bleibt. Danach keucht man heiße Lava in die Luft, pumpt sich das Blut im Kolibri-Takt durch die Eingeweide, tuckern die Adern an Stirn und Hals wie Bulldozer-Stoßdämpfer auf findlinggroßen Schotterstraßen - und zittert sich ein sichtlich zersauselter Kermit langsam aus der Gefahrenzone. Die Ansage merkt er sich, keine Frage. Und überlegt sich in Zukunft sicherlich zweimal, mit wem er seine Spielchen treibt.
Highlights
- Lester Stillwell
- Rogue
Tracklist
- Matawan
- Bruder Vansant
- Lester Stillwell
- Rogue
- Great white bull
- Jersey shores
Gesamtspielzeit: 47:01 min.
Referenzen
Unsane; Breach; Fudge Tunnel; Ulme; Frodus; Rodan; The Jesus Lizard; Melvins; Swans; Unwound; Unida; Nicoffeine; Kyuss; Queens Of The Stone Age; Alice In Chains; Gravel; Soundgarden; Mudhoney; Nebula; Fu Manchu; Neurosis; Cave In; Prong; Pantera; Tad; Black Sabbath; Black Flag; Metallica; Slayer; Crowbar; Cult Of Luna; Down; Eyehategod; Torche; Electric Wizard; Mastodon
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- Akimbo (20 Beiträge / Letzter am 10.11.2008 - 11:28 Uhr)