Listen




Banner, 120 x 600, mit Claim


Los Campesinos! - We are beautiful, we are doomed

Los Campesinos!- We are beautiful, we are doomed

Wichita / Cooperative / Universal
VÖ: 24.10.2008

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Klippenspringen

Musikfans, die sich verzweifelt hinter dem Veröffentlichungskalender herkaufen, haben es nicht immer so einfach wie mit Grace Jones, die bald ihr erstes Album seit 19 Jahren herausbringt. Bob Dylan zum Beispiel hat seine drei besten Platten zwischen März 1965 und Mai 1966 gemacht - und Los Campesinos! schaffen nun immerhin ihr zweites Album binnen acht Monaten, das noch dazu in limitierter Auflage erscheinen soll. "We are beautiful, we are doomed" wäre also ein Sammlerstück mit Ansage, wenn es noch Menschen gäbe, die Tonträger sammeln. So ist es eine weitere Platte von sieben Walisern, die schon mal ihr eigens Fanzine drucken, generell für ältere Werte in der Rockmusik stehen, aber doch und weiterhin so jung klingen, wie es sonst nur die Leute im Fernsehen sind.

Obwohl schon "Hold on now, youngster..." seinen Schöpfern kaum noch Spielraum nach oben ließ, versteht sich "We are beautiful, we are doomed" eher als umfangreiches Update denn als vollwertige Nachfolgeversion. Los Campesinos! sind noch hysterischer geworden und gleichzeitig um mehr Gleichberechtigung bemüht: Abgesehen von den weiterhin verbissen um sich schlagenden Gitarren hat hier kein Instrument mehr zu sagen als ein anderes. Geige und Glockenspiel demonstrieren deshalb neugewonnenes Selbstbewusstsein, Aleksandra Campesinos! rückt näher an Leadsänger Gareth heran, und alles ist noch mal drei Holzklassen knackiger geworden. Los Campesinos! aber mit irgendeiner anderen Band zu verwechseln? Ist immer noch sehr schwierig.

Sie sind eben catchy wie die Grippe im Winter, cleverer als drei ganze Eliteunis und trotzdem zu sehr vom eigenen Vorwärtsdrang ergriffen, als dass ihre Songs jemals Seminarcharakter annehmen könnten. Blitzableiter Gareth ist zweimal nahe dran am Rap, stottert sich dringend durch seine Anliegen und schöpft aus einem unendlichen Fundus für freund- und feindschaftliche Slogans, die nur dann gut sind, wenn sie von übergroßen Verstärkerboxen heruntergebrüllt werden. "Ways to make it through the wall" muss deshalb als waghalsige Kletterpartie über Tonleitern und Refrainabgründe beginnen - Los Campesinos! treiben ihre eigene Punk-Vergangenheit vor sich her und wetzen doch nur die Messer für ein rasendes "Miserabilia"-Finale und die kurzen Aggressionsschübe des Titelstücks. Wenn sie später beim Akustikgitarren- und Störgeräusch-Folk von "Heart swells - Pacific daylight time" landen, hat "We are beautiful, we are doomed" schon eine Menge Blut verloren.

Überhaupt ist der Ton diesmal bitterer als auf "Hold on now, youngster...". Der Enthusiasmus und das ewig Überdrehte wirken eher pflichtbewusst trotzig als von sich selbst überzeugt. Dass sich "The end of the asterisk" für den augenscheinlichsten Stop-and-Go-Refrain in seiner Reichweite entscheidet, bleibt dennoch das einzige offensichtliche Zugeständnis an die kurze Entstehungszeit von "We are beautiful, we are doomed". Los Campesinos! gehören vielleicht mal wieder eine Nacht ins Bett - solange sie aber noch genügend rohe Energie übrig haben, um selbst ihren entscheidungsschwächeren Songs die Denkfalten rauszubügeln, wäre es maßlos übertrieben, von einer urlaubsreifen Band zu sprechen. Für Los Campesinos! kämen ja sowieso nur Klippenspringen und Survivaltrip infrage.

(Daniel Gerhardt)

Bei Amazon bestellen / Preis prüfen für CD, Vinyl und Download
Bei JPC bestellen / Preis prüfen für CD und Vinyl

Bestellen bei Amazon / JPC

Highlights

  • Ways to make it through the wall
  • Miserabilia
  • Heart swells - Pacific daylight time

Tracklist

  1. Ways to make it through the wall
  2. Miserabilia
  3. We are beautiful, we are doomed
  4. Between an erupting earth and an exploding sky
  5. You'll need those fingers for crossing
  6. It's never that easy though, is it? (Song for the other Kurt)
  7. The end of the asterisk
  8. Documented minor emotional breakdown #1
  9. Heart swells - Pacific daylight time
  10. All your kayfabe friends

Gesamtspielzeit: 32:10 min.

Album/Rezension im Forum kommentieren (auch ohne Anmeldung möglich)

Einmal am Tag per Mail benachrichtigt werden über neue Beiträge in diesem Thread

Um Nachrichten zu posten, musst Du Dich hier einloggen.

Du bist noch nicht registriert? Das kannst Du hier schnell erledigen. Oder noch einfacher:

Du kannst auch hier eine Nachricht erfassen und erhältst dann in einem weiteren Schritt direkt die Möglichkeit, Dich zu registrieren.
Benutzername:
Deine Nachricht:
Forums-Thread ausklappen
(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
mickrademann
2011-05-02 16:23:15 Uhr
die haben heute übrigens bei facebook bekannt gegeben, dass sie ihr neues album soeben fertig aufgenommen haben.
Halcyon
2011-05-02 16:19:15 Uhr
Ich entdecke es auch garde richtig für mich. Mein Gott, was für ein übersehenes Meisterwerk! Sie Songs sind wahnsinn, voller übersprudelnder Emotion. Was für ein Album.

Ich glaube das ist auch mehr so ein Sprachen-Ding. Englischsprachige Magazine mochten dieL os Campesinos! Alben schon immer mehr als deutschsprachigen.
DerMeister
2009-07-07 20:51:31 Uhr
Ja, die von Pitchfork scheinen zu begreifen wie toll das Teil ist.

Finde ich genau so genial wie bereits den Vorgänger.
SpuddBencer
2008-11-18 16:56:29 Uhr
Pitchfork gibt 8,3, meiner meinung nach völlig zurecht!
Walenta
2008-11-13 19:03:34 Uhr
Mag die Platte mittlerweile nahezu gleich gern wie den Vorgänger. Beides gute 6.5 alben.
Zum kompletten Thread

Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.

Bestellen bei Amazon

Threads im Plattentests.de-Forum

Anhören bei Spotify