Cane141 - Garden tiger moth
Decor / Santana / EFA
VÖ: 06.08.2001
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Sechs flogen über das Kuckucksnest
Wie klingt es wohl, wenn sechs junge Iren mit einer Vorliebe für butterweiche Elektronik und zuckersüße Harmonien enorme Stapel Watte und Wolle im Garten finden? Die Herrschaften von Cane141 entschieden sich dafür, einfach alles in die eigene Musik zu verweben. Quäkende Synthesizer, verschwebte Orgeln, dann und wann eine zarte Trompete bestimmen das Bild auf dem Zweitling der Truppe aus Galway ebenso wie Gitarren am Rande des Valiums. Betagte Vorbilder wie The Silver Apples oder Love lugen zwischen den Noten genauso hervor wie auch die melancholischen Zeitgenossen The Sea & Cake oder Larmousse und die pluckernden Freunde von Stereolab und Air. Und mittendrin näselt eine Stimme von nächtlicher Sehnsucht: "I drive tonight underneath the city sky and dream the moon".
Songs wie "New day parade" oder "In the sky, the lucky stars" sind dabei aus durchaus folkigem Holz geschnitzt. Wann immer gehauchte Zeilen wie "In 1994 you shone so bright / Just like a brand, brand new light" zu sanft geschrubbten Gitarren erklingen, wiegt sich die zerbrechliche Melodie in den gleichen Armen, in die einen sonst immer Belle & Sebastian nehmen. Während aber am Boden die Flammen des Lagerfeuers züngeln und langsam die Motten anziehen, haben Cane141 höheres im Sinn. Trotz des eher kryptischen Titels hat "Garden tiger moth" denn auch mehr mit Astronautenfutter zu tun als mit gestreiften Insekten. So erzählt man uns "Real spacemen never walk anywhere" und preist "The grand lunar". Während die Gedanken auf Sternschnuppen reiten, nimmt aber bald schon wieder eine schüchterne Farfisa-Orgel das Heft in die Hand und malt Sonnenblumen auf ein strahlend weißes Blatt Papier.
Mit fast kindlicher Phantasie gelingt dem irischen Sechser ein meist samtweich fließender Post-Folk. Doch die blütenweiße Unschuld bekommt manchen Fleck, wenn plötzlich wackelnde Elektronik und dezent brummelnde Bässe zeigen, daß Cane141 auch mit neumodischem Spielzeug reichlich Unordnung im Kinderzimmer veranstalten können. Für Zornesfalten auf der Elternstirn sorgt der Sechser dennoch nie. Zu sanftmütig, zu verhalten und vor allem viel zu niedlich sind die zuckrigen Songs, als daß man ihnen lange böse sein könnte. Manchmal wünscht man sich fast, es ginge ein wenig aufmüpfiger im Garten mit den getigerten Motten zu. Aber spätestens, wenn im abschließenden "The look-out kid" die elektrifizierte Sehnsucht Überhand gewinnt, liegen sich wieder alle in den Armen.
Highlights
- The grand lunar
- Real spacemen never walk anywhere
- The look-out kid
Tracklist
- Eager boy comics
- The grand lunar
- In the sky, the lucky stars
- Real spacemen never walk anywhere
- Photocredit one
- New day parade
- The party
- Photocredit two
- Scene from 6am
- Me and Michael
- Look out kid
Gesamtspielzeit: 38:50 min.
Referenzen
The United States Of America; The Silver Apples; Love; Belle & Sebastian; The Gentle Waves; Polar; Magnetic Fields; The Sea & Cake; Larmousse; Stereolab; High Llamas; Microdisney; Galaxie 500; Tram; Zero 7; Air; Broadcast; Tenfold Loadstar