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Yo Majesty - Futuristically speaking ... never be afraid

Yo Majesty- Futuristically speaking ... never be afraid

Domino / Indigo
VÖ: 26.09.2008

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 5/10

Die große Verklappung

Yo Majesty, bekennende Lesben und Party-Politicians, bringen einiges durcheinander, was sich HipHop bisher so zurechtschlummerte. Frauen? Lesben? Mit (ahem) Kolibri-Zungenschlag? Zudem unter Vertrag von Domino Records, bisher eher die Butlerschule der Indie-Pop-Aristokratie? Ja, da wird es ungemütlich. Zudem funktioniert ihr Debüt "Futuristically speaking ... never be afraid" ebenso als Prophetin wie Geschichtsbesetzerin. Moden interessieren hier nicht. Zeitreisen ebenso wenig. Und überhaupt: "Who the fuck is Timbaland?" Anderenorts würde man es als Retro abwatschen. HipHop aber hat vorgesorgt und seinen weitaus hipperen Ausdruck parat: Old School nämlich. Den darf sich aneignen, wer auch immer das will. Pech gehabt.

Denn "Futuristically speaking ... never be afraid" spielt eine Mischung aus Old-School-Vibe und Electro-Bass. Und lässt sich sogar ein wenig Zeit, bevor mit "Never be afraid" das erste schwindelerregende Reim-Stakkato losgelassen wird. Hier beweisen Jwl. B und Shunda K zum ersten Mal, wozu sie in der Lage sind. Trotz des unfassbar heiser gespuckten "Fucked up", zu dem Rap-Rock gerne in seinem eigenen Grand Malheur ausschwimmen darf, wurde sich zuvor lediglich auf hohem Niveau eingegroovt. Auf dass es in der Folge umso mehr schallert und knallt. "Grindin' & shakin'", "Take it away" sowie "Party hardy" kombinieren wie ihre Protagonistinnen Körperfülle mit geistiger Drahtigkeit. Die Bassdrums pumpen, die Snareschläge zwicken wie ein mentales Sperrfeuer, auch Samples, Synthie-Eintöner, Harmonien - alles Rhythmus, alles Körper und Frequenz. Alles großartige Tracks, in den allerbesten Momenten gar den Groove von Missy Elliott, die Laszivität der Sugababes und die Kodderschnauze eines Busta Rhymes in sich vereinend.

Überhaupt: Die große Klappe garantiert, dass der Übertrag klappt. Yo Majesty rappen gegen alles und jeden, aber immer auch für Party, Intensität und Körperlichkeit. Da zwitschert mal was im Hot-Chocolate-Chorus, hakelt im P-Funk-Koller davon, macht im Refugee-Camp den Akustik-Gitarren Lagerfeuer unterm Arsch. Jwl. B und Shunda K können bei allem mit und drücken ihren Stempel auf. Sie sind drin, von Anfang an, skandieren mehrstimmig, rufen sich im Offbeat Props zu, grollen, schreien beinahe, wenn es ihnen sinnvoll erscheint. Halten ohnehin nie die Klappe, und das in einer Geschwindigkeit, dass keine Zeit bleibt, um sich über das Urheberrecht klar zu werden: Tampa-Rapperinnen oder U.K.-Produzententeam - wer hier das Tempo vorgibt ist nie wirklich klar. Rough produziert, aber perfekt ausgestaltet, ergibt sich eine Synthese, die man heutzutage wo genau noch mal findet? Eben.

Doch wie sehr Underground kann man sein, in einem Genre, das sich ohnehin als einzigen (männlich-straighten) Minority Report definiert? Sind Yo Majesty die Riot Grrrls des HipHop, und werden sie ein ähnliches Schicksal erleiden? Zunächst spricht einiges dafür, denn die Denunzierung als Lesben-Hopper und q.e.d. "unreal" haftet ihnen bereits jetzt an wie einst Sleater-Kinney und Kolleginnen. In Machismo und Muskelspiel nehmen sich beide Szenen wahrlich nicht viel. Yo Majestys Vorteil könnte hingegen sein, dass sich HipHop stets auch als Minorität verstand, die vehement den Mainstream einfordert. Deshalb setzen sie sich einfach kackedreist an einen selbst gewählten Anfang ihres Genres und legen den Finger in eine klaffende Wunde. Ohne Zitatwerk oder Vergangenheitsbewältigung zu sein, formuliert "Futuristically speaking ... never be afraid" was HipHop bei seinem rise to fame ausgeschlossen hat. Das Album will den Pokal und fordert ihn in einem Umfeld, in dem genau das sowieso zum großmäuligen, guten Ton gehört. Die alteingesessene Sprache des Rap: Macht Euch keinen Kopf, wir rücken ihn Euch schon zurecht. Große Klappe, viel dahinter.

(Tobias Hinrichs)

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Highlights

  • Never be afraid
  • Buy love
  • Grindin' & shakin'
  • Party hardy

Tracklist

  1. Fucked up
  2. Night riders
  3. Blame it on the change
  4. Never be afraid
  5. Don't let go
  6. Booty klap
  7. Buy love
  8. Get down on the floor
  9. Hott
  10. Leather jacket
  11. Grindin' & shakin'
  12. Party hardy
  13. Club action
  14. Take it away

Gesamtspielzeit: 55:05 min.

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