Travis - Ode to J. Smith

Red Telephone Box / Vertigo / Universal
VÖ: 26.09.2008
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Müller, Meier, Schulze
Dass Travis ein Herz für die Namenlosen haben, ist nicht erst seit der Veröffentlichung von "The boy with no name" bekannt - Fran "nomen est omen" Healy war schließlich schon immer ein Held der anonymen Seelsorge, ein Menschenversteher, eine starke Schulter in schwachen Momenten. Und nicht zuletzt: ein hervorragender Anwalt der Alltagsgebeutelten, die dieses Mal der Einfachheit halber alle J. Smith heißen - und trotzdem namenlos bleiben. Überhaupt ging es Travis bei ihrem sechsten Album vor allem darum, alles so einfach und authentisch wie möglich zu halten: Innerhalb von fünf Wochen wurden elf Songs geschrieben, im Rahmen einer kleinen Clubtour geübt und direkt danach im Studio aufgenommen, analog auf 16 Spuren. In nur 14 Tagen.
Etwas länger, nämlich geschlagene zwölf Jahre, dauerte es, bis Travis ihr eigenes Label Red Telephone Box reaktivierten. Sie veröffentlichen von nun an also wieder in Eigenregie. Niemand mehr da, der ihnen dieses äußerst gewöhnungsbedürftige Album-Artwork hätte ausreden könnte - übrigens eine exakte Kopie des Covers einer Kurzgeschichtensammlung von Roald Dahl, die den bedeutungsschwangeren Titel "Someone like you" trägt. Ansonsten gibt es nach diesen 37 Minuten eigentlich nur eine essentielle Erkenntnis: Travis britrocken wieder, wie sie es zuletzt - und selbst da nur ansatzweise - auf ihren Debüt "Good feeling" getan haben. Überraschend dynamisch und ausgesprochen energiegeladen, geradezu entfesselt.
Bereits im erstaunlich majestätischen Opener "Chinese blues" spielen Gitarre und Klavier eifrig Riffe versenken und man wird das Gefühl nicht los, gerade einen Konzertmitschnitt zu hören. Produzent Emery Dobyns (Antony & The Johnsons, Battles, Patti Smith) hat sich jedenfalls nicht überarbeitet, aber trotzdem alles richtig gemacht. Dass Paul McCartney und Ryan Adams einträchtig den Titeltrack "J. Smith" in den höchsten Tönen loben, dürfte Beweis genug sein. Neben der auffällig kurz angebundenen Gitarre gibt es bei besagtem Song ein weiteres Novum im Travis-Sound: einen Carmina-Burana-Chor.
Das Finale wartet sogar mit einem monströsen Gong und drei synchron trommelnden Schlagzeugen auf. Dabei handelt es sich bei "Before you were young" wohlgemerkt um die einzige echte Ballade auf "Ode to J. Smith". Healy schrieb fast das komplette Album auf der E-Gitarre, zum ersten Mal mit tatkräftiger Unterstützung von Bassist Dougie Payne. Das gute alte Banjo aus "The invisible band"-Zeiten wurde trotzdem nicht pensioniert und durfte wenigstens für "Last words" noch einmal neue Saiten aufziehen. "Something anything" macht sich in zwei Minuten zwanzig ordentlich Luft, "Broken mirror" mündet in eine Jam-Session mit überraschend jazzigem Mittelteil, und "Song to self" ist doch tatsächlich die beste Travis-Single seit "Turn". Man kann also wirklich seine Freude an der Ode haben. Und sich selig lächelnd fragen: Sind wir nicht alle ein bisschen J. Smith?
Highlights
- Chinese blues
- J. Smith
- Last words
- Song to self
Tracklist
- Chinese blues
- J. Smith
- Something anything
- Long way down
- Broken mirror
- Last words
- Quite free
- Get up
- Friends
- Song to self
- Before you were young
Gesamtspielzeit: 37:01 min.
Referenzen
Stereophonics; Haven; Thirteen Senses; Goldrush; Snow Patrol; The Kooks; R.E.M.; The Small Faces; The Kinks; The Beatles; Oasis; Sugarplum Fairy; Dodgy; Shed Seven; Mansun; The Monkees; The Who; Paul Weller; The Jam; T. Rex; Dr. Dog; The Fratellis; The Bluetones; The Dead 60s; The Rolling Stones; The Subways; The Libertines; Babyshambles; Razorlight; 22-20s; The Troggs; Yardbirds; South; Starsailor; Delaware; Vega 4; JJ72; The Tears; Suede; Bernard Butler; Richard Ashcroft; The Verve; Lowgold; Embrace; Coldplay; Keane
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