Parenthetical Girls - Entanglements
Slender Means Society / Tomlab / Indigo
VÖ: 12.09.2008
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
Der letzte Akt
Wenn der Vorhang im Theater aufgeht, die Schausteller die Bühne betreten haben und der Applaus so langsam abgeklungen ist, sollte es bitte bis zum Ende der Aufführung mucksmäuschenstill bleiben. Kein Geläut bitte. Beim kurzen und kleinen Theaterstück "Entanglements" der Parenthetical Girls ist man nach 32 Minuten sogar schon wieder erlöst. Aber gewarnt seien all diejenigen, die Theatermusik der Marke Baby Dee und Antony & The Johnsons nicht viel abgewinnen können. Es heißt folglich: Einsicht zu Beginn oder Ausharren bis zum Schluss. Das Quartett aus Portland, Oregon, kann die Bühne nun betreten. Es werden ihnen im Laufe ihres zweiten Werkes bis zu 25 Gastdarsteller folgen.
Getragen wird der elf Stücke umfassende Songzyklus vom Auftakt mit "Four words" bis zum bedauernswerten Ende und gramvollen Tod "This regrettable end" vom Falsett Zac Penningtons. Die Orchesterarrangements von Produzent Jherek Bischoff stehen dem Helden Pennington aber in kaum etwas nach. In der Dritten Szene "Unmentionables" scheinen ihn die Streicher und Bläser zu besonderer Höchstleistung anzutreiben, um in ungeahnte Höhen aufzusteigen. Von denen aus trägt er die ungenierten Wahrheiten in die Tiefen der Täler, wie etwa: "The fates are trapped as legs divide / You came of age in quarter time and I / I was mortified." Da können die Kajaltränen schon einmal herunter tröpfeln.
Freilich darf es trotz der Kürze der Ver- und Vorführung dieses Einakters auch an herausstechenden Szenen nicht fehlen. "Young eucharists" etwa spielt mit allerhand christlicher Symbolik, verläuft sich dabei fast, findet aber den rechten Weg zurück zur Vernunft. Für das Verlaufen war jedoch die himmlische Begleitstimme von Rachael Jensen verantwortlich, was hier in der Tat nicht negativ zu verstehen ist. Für die Gemächlichkeit, die Dramatik und den Herzschmerz taugen die Frauen manchmal doch noch am besten. Zum Ausklang dieser Sechsten Szene übernimmt ganz männlich das Schlagzeug die dominante Rolle und führt "Entanglements" einen Stück weiter in Richtung Abgrund.
Auf hohem Niveau dauert es von diesem Moment an ungefähr zehn Minuten bis zur letzten Ölung. Dann setzt Pennington zum Finale und letzten Höhepunkt "This regrettable end" an. Fast leicht und überwindbar sieht der Abgrund aus. Es ist aber doch die Gewissheit, dass es keinen anderen Ausweg gibt, als den Tod aller. Die Streicher werden, wie in der ersten Zeile "Might the strings swell again" dieser Schlussszene bereits angekündigt, wieder in Position gebracht und verkünden traurig, dass dieses Werk vorüber ist. Schade, denn eine Auferstehungsszene hätte man als Zugabe von "Entanglements" gerne gehört.
Highlights
- Unmentionables
- Young eucharists
- This regrettable end
Tracklist
- Four words
- Avenue of trees
- Unmentionables
- Gut symmetries
- A song for Ellie Greenwich
- Young eucharists
- Entanglement
- Abandoning
- The former
- Windmills of your mind
- This regrettable end
Gesamtspielzeit: 32:48 min.
Referenzen
The Dead Science; Xiu Xiu; The Dresden Dolls; Casiotone For The Painfully Alone; Baby Dee; Antony & The Johnsons; The Microphones; The Helio Sequence; Van Dyke Parks; Leonard Cohen; Scott Walker; Jack Nitzsche; Burt Bacharach; Dionne Warwick; Serge Gainsbourg; Tom Waits; Fred Astaire; Frank Sinatra; Kurt Weill; Rufus Wainwright; Scott Matthew; Deerhoof; No Kids; Los Campesinos!; Dirty Projectors; Sunset Rubdown; Fleet Foxes; The Zombies
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- Parenthetical Girls (14 Beiträge / Letzter am 05.02.2010 - 17:31 Uhr)