Ben Folds - Way to normal

Epic / Sony BMG
VÖ: 26.09.2008
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10

Noch'n Bier
Der Weg vom Konzertgänger zum Misanthrop ist kürzer als vermutet. Bisweilen genügt ein einziger Gegen-den-Takt-Klatscher, um die Metamorphose zügig einzuleiten. Auch lautstarkes Mitsingen in unpassender Tonart, penetrantes Gequatsche oder rücksichtsloses Positionieren ins Bühnenpanorama können für Ärger sorgen. Nicht zu vergessen: alkoholisierte Zwischenrufe. Wenn der Aufsicht führende Künstler jedoch entsprechend pädagogisch geschult ist und besonnen auf den verhaltensoriginellen Konzertbesucher reagiert, können aus unkoordinierten Grölereien sogar großartige Album-Opener entstehen. Improvisationskönig Ben Folds liefert mit "Hiroshima (B B B Benny hit his head)" den besten Beweis dafür.
Berlin, Postbahnhof, 5. Februar 2007: Folds imitiert einen Zwischenrufer und haut dabei fröhlich in die Tasten - im gleichen kopulierenden Rhythmus wie Elton John bei "B B B Bennie and the Jets". Und genau wie bei jener Nummer-eins-Single aus dem Jahr 1974 stimmen die Fans mit ein, ganz spontan. Folds bedankt sich anschließend artig dafür, dass das Berliner Publikum netterweise gerade einen Song mit ihm geschrieben habe - der nun tatsächlich sein drittes Soloalbum eröffnet. Lediglich der Text wurde überarbeitet: Statt eines Stegreif-Vortrags über "Jägermeister talking" singt Folds eine Ode an das öffentliche Scheitern und berichtet, wie er einmal in Japan direkt nach dem Betreten der Bühne äußerst unelegant von selbiger in den Orchestergraben stürzte. "There was blood on the keyboard."
"Dr. Yang" ist sofort zur Stelle, der Fuzz-Bass aus Ben-Folds-Five Zeiten zurück und eines nach diesen zweieinhalb Minuten Piano-Rotz-Rock mehr als klar: "Way to normal" ist das explosivste, witzigste und überraschendste Folds-Album seit "Whatever and ever amen". Außer am üblichen Baldwin-Piano hat er sich dieses Mal an Moog, Wurlitzer und Mellotron ausgetobt, die dezent eingesetzten Streicher höchstpersönlich arrangiert und bei "Free coffee" die Saiten seines Flügels sorgfältig mit Bonbondöschen-Deckeln präpariert - die in Kombination mit einem Distortion Pedal einen einzigartigen Sound zwischen Knistern, Rasseln und Elektrozaun verursachen. Mit "You don't know me" gibt es dann sogar noch einen Quasi-HipHop-Song und gleichzeitig Folds' erstes Duett ever. An seiner Seite: Regina Spektor.
Seine musikalisch anspruchsvollste Platte ist "Way to normal" zwar nicht, und in die Vitrine mit den güldenen Melodien schafft es wohl auch nur "Cologne". Aber das ist eigentlich völlig nebensächlich, wenn ein Album so ungeheuer viel Spaß macht: In der New-Age-Polemik "The frown song" spekuliert Folds "who's fucking the guru", spielt in "Effington" ein lichtgeschwindigkeitsschnelles Piano-Solo und grölt in der Hysterie-Hymne "Bitch went nuts" mal eben selbst wie ein alkoholisierter Zwischenrufer. Der Aufsicht führende Produzent war übrigens Dennis Herring (Modest Mouse, Elvis Costello, The Hives). "If this record is great, it is a testament to the quality of the people in my life", schreibt Folds im Booklet. Er muss eine Menge toller Menschen um sich haben.
Highlights
- Hiroshima (B B B Benny hit his head)
- Dr. Yang
- Cologne
- Bitch went nuts
Tracklist
- Hiroshima (B B B Benny hit his head)
- Dr. Yang
- The frown song
- You don't know me (feat. Regina Spektor)
- Before Cologne
- Cologne
- Errant dog
- Free coffee
- Bitch went nuts
- Brainwascht
- Effington
- Kylie from Connecticut
Gesamtspielzeit: 42:03 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
hacienda123 |
2009-06-29 14:17:18 Uhr
das album von ben folds und nick hornby (ja,der) wird gerade aufgenommen. |
jo |
2009-05-02 08:02:28 Uhr
Und, hihi, er sagt "bitches"....Mal noch hierzu: das hat er doch vorher auch schon oft genug gemacht... (siehe die Coverversion von Dr. Dres "Bitches Ain't Shit"). |
Multiple Persönlichkeit |
2009-05-02 01:03:45 Uhr
Er könnte ruhig mal wieder was mit den 2 Fünfern machen... |
hacienda123 |
2009-05-01 23:55:10 Uhr
es gibt ein neues album von ben folds.....naja....nicht von ihm selbst, sondern coverversionen von vocalbands aus irgendwelchen colleges. der hat die dann gesammelt und die dann nochmal neu eingespielt. soweit so.....äh...gut? irgendwie gar nicht. das mit dem acappella ist wohl so eine ami-eigenart. für das europäische ohr (oder nur für meins) klingt das nach ganz grossem mist.unerträglich. die meinen das anscheinend ernst.amis halt.kann man sich hier komplett anhören:http://www.ilike.com/artist/Ben+Folds |
hacienda123 |
2008-11-13 00:17:09 Uhr
komisch. nach einer ersten, zugegebenermaßen langen enttäuschungszeit, stellte sich bei mir das grandiose gefühl ein, das beste ben folds album überhaupt im cdplayer zu haben.nur mit den ruhigerern liedern kann ich mich überhaupt nicht anfreunden. die klingen so, als hätte er für irgendeinen x-beliebigen animationsfilm den soundtrack hingerotzt.und sowas sieht dem wirklich nicht ähnlich. |
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Referenzen
Ben Folds Five; Elton John; Randy Newman; Billy Joel; Joe Jackson; Erk; Duke Special; Corn Mo; Amanda Palmer; The Dresden Dolls; Regina Spektor; Scissor Sisters; Guillemots; Ed Harcourt; Hotel Lights; They Might Be Giants; Keane; The Bens; Ben Kweller; Ben Lee; Semisonic; Steely Dan; Five For Fighting; Badly Drawn Boy; The Beatles; The Beautiful South; Toploader; The Divine Comedy; Elvis Costello; Todd Rundgren; Gonzales; William Shatner; Something Corporate; The Fray; Matt Costa; Guster; Weezer
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