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Everlast - Love, war and the ghost of Whitey Ford

Everlast- Love, war and the ghost of Whitey Ford

Martyr Inc / Hickory / TRP / PIAS / Rough Trade
VÖ: 19.09.2008

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Is' lahm

Erik Schrody ist ein aufrichtiger Lügner. Noch immer spielt der Amerikaner im Pseudonym-Labyrinth Verstecken mit sich selbst, als würde er den Wahrnehmungen seines realen Ichs nicht ausreichend trauen. Deshalb erzählt dem Hörer zum vierten Mal ein gewisser Everlast die Geschichten des Whitey Ford, die neben der schon obligatorischen Whiskey- und Cowgirl-Metaphorik dieses Mal vor allem Geschichten vom Irakkrieg-Amerika, vom Rebellen-Amerika und vom Amerika der Suchenden und Liebenden sind. "Love, war and the ghost of Whitey Ford" hält dem amerikanischen Traum einmal mehr den Zerrspiegel vor und mimt den beobachtenden Geschichtsschreiber des bis ins Mark jedes Einzelnen implodieren Imperiums der U.S. of A.

Kein Zufall also, dass römische Fanfaren vom drohenden Untergang künden, bevor Schrody sein Eröffnungsstatement unmissverständlich formuliert: "I think I would / If I could / Kill the emperor / Let's stop the war / And feed the poor / Let's kill the emperor." Dass das zum mehr schlecht als recht rumpelnden Mix aus Orchester-Pomp und ausgelatschtem Breit-Beat geschieht, trübt leider die "Recht so!"-Stimmung. Zwar vermischte Bluesbruder Everlast schon immer nicht nur Country und Western, sondern auch Soul, Funk und Gospel mit seinen House-Of-Pain-Wurzeln. Die vermehrte Rückkehr zur elektronischen Vollbedienung der 90er-HipHop-Fans mittels breit schnarrender Beats und Samples klingt aber gleichsam gestrig wie seelenlos.

Schon das unorganische Johnny-Cash-Cover "Folsom prison blues" fährt Everlast mit seinem Allerwelts-Country und jenem hier schwer deplatzierten Sample an die Wand, das sich damals House Of Pain mit Cypress Hill geteilt hatten. "Stone in my hand" oder "Letters from the garden of stone" erzählen neben dem vordergründigen Inhalt eigentlich viel mehr die Geschichte vom Islam-Konvertiten Erik Schrody, der seine geistige White-Trash-Nachbarschaft zu Kid Rock zunehmend zugunsten eines spirituellen Spleens der Güteklasse A einzutauschen scheint. Und es hat so gar nichts mit der ewigen "What it's like"-Nostalgie zutun, wenn einen erst das Akustik-Gitarren-Duett "Friend" doch ein bisschen berührt. Der große Rest aber bleibt eher mau und mehr als einmal ärgerlich gewöhnlich und eintönig.

So sehr man die ganze Zeit über ahnt, wie Everlast mit seinem neuen Album sich und seine Gegenwart abbilden wollte: Zu viel von den Reflektionen und Beobachtungen, Gedanken und Gefühlen verheddert sich in klebrigen Streichern und lauen Beats. Selbst seine eigentlich gefühlvolle Stimme wirkt vor der 08/15-Soundtapete eher blass. Auch die Frage nach dem Mehrwert zu kraftvollen Releases wie "Whitey Ford sings the blues" oder "Eat at Whitey's" bleibt offen, weil das Album soundästhetisch eher zurück denn voran schreitet und inhaltlich im Grunde nicht über die Rolle des ewig introspektierenden Underdog-Chronisten hinaus kommt. "Love, war and the ghost of Whitey Ford" entpuppt sich schließlich als Unglücksritt des Whitey Ford. Aufrichtig, aber musikalisch aufgeschmissen.

(Dennis Drögemüller)

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Highlights

  • Friend
  • Letters home from the garden of stone

Tracklist

  1. Kill the emperor
  2. Folsom prison blues
  3. Stone in my hand
  4. Anyone
  5. Die in yer' arms
  6. Friend
  7. Everyone
  8. Naked
  9. Stay
  10. Letters from the garden of stone
  11. Tuesday mornin'
  12. Throw a stone
  13. Weakness
  14. Dirty
  15. The ocean
  16. Let it go
  17. Saving grace
  18. My medicine (Demo)
  19. Maybe

Gesamtspielzeit: 72:14 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
bee
2010-07-06 16:58:13 Uhr
Tour Dates:
12.07.2010 Berlin, C-Club
19.07.2010 München, Backstage Halle
22.07.2010 Köln, Stollwerck
23.07.2010 Viersen, Eier mit Speck Festival
25.07.2010 Aschaffenburg, Colos Saal
Wolffather
2008-10-06 20:06:53 Uhr
Stone in My Hand ist wirklich ein fantastischer Song... auch zB Saving Grace finde ich großartig... ich finde das Album mittlerweile größtenteils sehr gelungen, sind wirklich viele sehr gute Songs drauf und es wächst, abwechslungsreich ist es auch... 2-4 Füllsongs sind zwar drauf (bei Folsom Prison Blues weiß ich immer noch nicht, was ich jetzt davon halten soll... als Spaßsong ist es ganz witzig, passt aber irgendwie überhaupt nicht zum Album), aber mir gefällt es immer besser...

eine gute 7/10 würde ich auf jeden Fall geben, vielleicht könnte langfristig uach eine 8 draus werden, das Album verdient auf jeden Fall mehrere Hördurchgänge und ist hier mit 5/10 doch sehr unterbewertet
Rbs
2008-10-06 19:18:07 Uhr
Greylight (04.10.2008 - 21:59 Uhr):
Dieses "Folsom Prison Blues"-Cover ist ja schon ein unerwartet übler Griff ins Klo.


Eigentlich schon fast ein Verbrechen. ;)

Aber es gibt ja auch gute Songs, meine bisherigen Highlights sind: "Letters Home From The Garden Of Stone" (tolle Schlussminute), "Friend" (so wie man Ford eben kennt) und "Stone in my Hand" (hat einen ziemlich coolen Groove).

Greylight
2008-10-04 21:59:15 Uhr
Dieses "Folsom Prison Blues"-Cover ist ja schon ein unerwartet übler Griff ins Klo.
Wolffather
2008-10-04 20:42:22 Uhr
Ich finde sie gar nicht mal schlecht, allerdings sind auch einige Songs drauf, mit denen ich (noch) absolut nichts anfangen kann... So ca. 10 von 17 Songs finde ich doch recht gut, vielleicht hätte die Platte auch kürzer werden sollen, den Rest empfinde ich momentan noch als Füllmaterial...
Allerdings muss ich sagen, dass ich die Platte bis jetzt nur 2 mal gehört habe
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