Chad VanGaalen - Soft airplane
Flemish Eye / Sub Pop / Cargo
VÖ: 12.09.2008
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Das Spielkalb
Chad VanGaalen ist Künstler. Er gehört damit einer Gattung an, die leicht zwischen Genialität und Banalität, zwischen Kunst und Katastrophe pendelt. Menschen, die in ihrer eigenen Welt leben, ebenda gut zurechtkommen, im irdischen Alltag aber ohne Atelier, Staffelei, Skulptur oder Pinsel daran scheitern, Wurst beim Metzger zu kaufen. Chad VanGaalen malt, kreiert animierte Videos und verarbeitet surreale Schöpfungen zu Songs. Seine Arbeiten wirken grobkörnig, sind unförmig und sehen so aus, als würden die Teletubbies im nächsten Alien-Sequel mitspielen. Da reihen sich Apfelmännchen neben kalte, skelettierte, aber dennoch bunte Köpfe. Zu sehen im Artwork der Platte "Soft airplane" und tatsächlich charakteristisch für die Songs des Albums.
"Bones of man" oder "Cries of the dead" lassen die düstere Seite im Titel erahnen. Dennoch ist VanGaalen weit davon entfernt, der Endzeit-Morrissey zu sein. Zum Gegenbeweis genügt das elektronische "Phantom anthills", das mit einem gedämpften Electro-Gefrickel à la Daft Punks "Teachers" meets Simian Mobile Discos "It's the beat" daherkommt und eher zum Tanzen einlädt. "Tmnt Mask" ist Filter-Minimal-Techno, an dessen Ende sich die Gameboy-Batterien beim Tetrisspiel entleeren. Ob nun folkig, poppig, rockig oder elektronisch, über allem schwebt, tänzelt und geistert je nach Song und Gemütslage die zaghafte Stimme VanGaalens. Sie wirkt beruhigend und man nimmt es ihr daher auch nicht übel, wenn sie in "Molten light" bestimmend flüstert: "I'll find you and I'll kill you." Dann ist da noch das wunderbare "Willow tree". Hier zaubert sie im Verbund mit Banjo und Akkordeon jedem noch so einsamen und harten Seemann eine dickere Gänsehaut, als die gesammelten Schuppen in seinem Netz hergeben. "Take my body / Put it in a boat / Light it on fire / And send it out to sea." Das brennende Boot schwimmt wie Treibholz von dannen.
"Soft airplane" birgt Klänge, die sowohl digital produziert sein können oder schlicht VanGaalens jungenhaftem Trieb nachgeben, mit einem Stock auf Alltagsgegenständen herumzuklampfen. Es könnte ein Metronom sein, was da durch "Cries of the dead" reitet, oder auch ein Ast auf einem hohlen Stück Holz. Bei "Inside the molecules" hat der Kanadier vermutlich einen Esslöffel im Gläserschrank rotieren lassen. Die Schlusssekunden von "Rabid bits of time", einem minimalistischem, von Akustikgitarre getragenen Stück über den Zeitpunkt des Ablebens, enden mit dem Rattern eines Zuges, bis er letztlich am Horizont verschwunden ist. So stellt man es sich jedenfalls vor.
VanGaalen kann Öl nehmen, den Pinsel durch Wasserfarbe ziehen, Zeichnungen animieren oder einfach nur mit dem Buntstift herumkrakeln. Lasse man ihm seine Freiheit, sich künstlerisch zu entfalten und wie ein Fünfjähriger in und auf allem herumzupatschen, was ihm vor die Nase kommt. Denn von seiner Nase findet es über Bilder den Weg zum Auge und in des Hörers Ohr. Das ist nichts weiter als empfehlenswerte Kunst.
Highlights
- Willow tree
- Tmnt Mask
- Molten light
Tracklist
- Willow tree
- Bones of man
- Cries of the dead
- Inside the molecules
- Bare feet on wet griptape
- Phantom anthills
- Poisonous heads
- Tmnt mask
- Molten light
- Old man + the sea
- Rabid bits of time
- Frozen energon
Gesamtspielzeit: 42:06 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Soup Dragon |
2011-05-03 19:35:36 Uhr
Ja, kann was!! |
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2011-05-03 18:29:54 Uhr
ist er jetzt zu einem diaperfag geworden? |
cargo |
2011-05-03 16:09:34 Uhr
Nicht nur gut, sondern großartig! |
bee |
2011-05-03 15:29:27 Uhr
neue Platte - Diaper Island - gut! |
koe |
2010-05-05 22:57:53 Uhr
Joa, schoenes ding, hat mich auch lange beschaeftigt. |
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Referenzen
Grizzly Bear; Papercuts; Destroyer; Frog Eyes; Animal Collective; Wolf Parade; The Dodos; Jason Collett; Hayden; John Vanderslice; Kevin Drew; Apostle Of Hustle; The Ruby Suns; +/-; Sufjan Stevens; Bonnie 'Prince' Billie; Vetiver; Midlake; The Unicorns; The National; Okkervil River; Hawksley Workman; Great Lake Swimmers; The Constantines; Daft Punk; Simian Mobile Disco
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