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Queen + Paul Rodgers - The cosmos rocks

Queen + Paul Rodgers- The cosmos rocks

Parlophone / EMI
VÖ: 12.09.2008

Unsere Bewertung: 4/10

Eure Ø-Bewertung: 5/10

Auf Halbmast

Queen is dead - seit dem 24. November 1991. Das Kreuz neben dem Bandnamen bestätigt es. "The cosmos rocks" kann deswegen auch unmöglich als "erstes Queen-Studioalbum seit 13 Jahren" bezeichnet werden, denn bereits das 1995 veröffentlichte "Made in heaven" war nur noch eine Bastelarbeit der Hinterbliebenen, die damals - immerhin weitgehend würdevoll - Freddie Mercurys finalen Gesangsspuren das letzte Geleit gegeben hatten. Mit jeder wahllos zusammengewürfelten Compilation, mit jeder posthum veröffentlichen Liveplatte wurde es deutlicher: Das Meisterwerk "Innuendo" hätte der krönende Abschluss einer legendären Regentschaft bleiben sollen - es endete vielsagend mit der himmelhohen Hymne "The show must go on". Anscheinend war Queen-Bassist John Deacon neben Mercury der Einzige, der wirklich verstanden hatte, was das bedeutete. Er hat sich längst aus dem Musikbusiness zurückgezogen.

Daran denkt Paul Rodgers natürlich noch lange nicht. Und ehrlich: Von den Tantiemen für "All right now" kann er doch gerade so seinen Mikrofonständer-Schleuderkurs bezahlen. Es dürfte ihm also mehr als recht gewesen sein, nach seinem Aushilfsjob als Frontmann bei der "Return of the champions"-Tour ein neues Album aufnehmen zu dürfen - mit freundlicher Unterstützung von Brian May und Roger Taylor. Und das Ganze auch noch unter königlicher Flagge, die allerdings in jeglicher Hinsicht auf Halbmast hängt. Mit dem unverkennbaren Queen-Sound hat "The cosmos rocks" nämlich nicht mehr viel zu tun: kaum majestätische Melodien, nur vereinzelt zweifelhafter Chorgesang, und die nennenswerten Red-Special-Gitarrensoli lassen sich leider auch an einer Hand abzählen - sofern man nicht gerade beide braucht, um sich die Ohren zuzuhalten. Zum Beispiel, wenn Blues-Paule hoffnungslos durch den Refrain von "Through the night" schlingert und die mit Abstand ungelenkigste Vokal-Akrobatik des ganzen Albums abliefert.

Der furchtbare Albumtitel ist ja noch verzeihbar - May ist schließlich promovierter Astrophysiker und kennt sich mit dem Kosmos bestens aus. Was jedoch wesentlich schwerer wiegt, ist, dass der Opener genau wie "One vision" beginnt, die Gitarrenkoryphäe anschließend allen Ernstes ein Status-Quo-Riff von der Resterampe raushaut und so stur geradeaus rockt, dass man sich ein Schlagloch wünscht. Oder wenigstens ein schwarzes Loch. "Still burnin'" täuscht zu allem Übel auch noch "We will rock you" an und eröffnet einen verstörenden, schön auf alle Songs verteilten Plattitüden-Reigen mit den Worten "Rock'n'roll never dies". Es gibt klischeefreundlich einen Kriegs-Song ("Warboys"), einen Friedens-Song ("We believe") und einen Aids-Song ("Say it's not true"). Und viel zu viel Bluesrock. Mit anderen Worten: Ein solides Paul-Rodgers-Album, aber an königlichen Qualitätsstandards gemessen eine absolute Enttäuschung. Eine absolute Überraschung ist hingegen die Akustiknummer "Small" - man könnte sie sich ganz prima als Duett von Howard Carpendale und Peter Maffay vorstellen (natürlich für einen wohltätigen Zweck), inklusive Und-jetzt-alle-Chorus.

Auch wenn das Songmaterial erschreckend oft zu wünschen übrig lässt - instrumental spielen May und Taylor nach wie vor in der Champions League, alleine das Gitarrensolo im auch sonst recht hübschen "We believe" ist zum Niederknien. Und auch das lässige "Call me", das ganz in der Tradition von "Crazy little thing called love" steht und ebenfalls mit fantastischer Klampfenarbeit aufwartet, entschädigt für so einiges. Wenn auch nicht für die katastrophale Single "C-lebrity" mit ihren schwer erziehbaren Gitarren, dem völlig unverfugten Refrain und diesem unfassbar C-klassigen Text. Immerhin singt Foo-Fighters-Drummer Taylor Hawkins Backing Vocals. May und Taylor haben übrigens, in alter Verbundenheit, ein Exemplar von "The cosmos rocks" an John Deacon geschickt. Er ließ die Bemusterung unkommentiert. Dem schließen wir uns an dieser Stelle an. Nur eines noch: We are not amused.

(Ina Simone Mautz)

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Highlights

  • We believe
  • Call me

Tracklist

  1. Cosmos rockin'
  2. Time to shine
  3. Still burnin'
  4. Small
  5. Warboys
  6. We believe
  7. Call me
  8. Voodoo
  9. Some things that glitter
  10. C-lebrity
  11. Through the night
  12. Say it's not true
  13. Surf's up...school's out!
  14. Small reprise

Gesamtspielzeit: 58:46 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Great King Rat
2014-09-05 21:12:58 Uhr
'Cosmos Rocks' war wirklich unterirdisch; heute, an Freddies Geburtstag, ist endlich mal wieder was Vernünftiges unter dem Namen Queen erschienen: 'Live at the Rainbow '74'. Hör's gerade. Ach, das waren noch Zeiten ...
(°ô°)
2009-08-15 02:01:59 Uhr
mercury war ein phantastischer künstler. may und taylor sind noch heute gut. rodgers auch, ist aber kein passender ersatz.
¨ ¬ ­» ¯ þ ± µ · ¸ ¹ ² ³
2009-08-15 01:18:06 Uhr
Queen †

Absolut scheußlich, was die halbe Queen mit Paule verbricht.

Herr Taylor, Herr May, bitte SOFORT auflösen!
Jürgen Freyer
2008-09-26 17:39:23 Uhr
Herrlich sarkastische Kritik ! Ich habe jeden Satz genossen und mich köstlich amüsiert. Ist doch (fast) jedes Wort treffend! Bis auf die Tantiemen von Herrn R. für seinen Song "All right now". Dieser Ausnahmesänger hat mit Free und v.a. mit Bad Company Rockgeschichte geschrieben und hätte es bei weitem nicht nötig, sich auf das Niveau eines zweitklassigen Queen-Sängers zu begeben, denn auf diesem Posten ist er definitiv fehl am Platze und für beide Seiten kein Gewinn.
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