HK119 - Fast, cheap & out of control

One Little Indian / Rough Trade
VÖ: 04.10.2008
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Nichts zu bereuen
Abkürzungen und Akronyme, CK One und DKNY, HB-Männchen und R 6 Lite, LSD und LCD, das tut wirklich niemanden weh! Oder doch? Na, wenigstens wären wir damit genau richtig in der verruchten Nebelwelt von "Fast, cheap & out of control", dem zweiten Album von Heidi Kilpeläinen, sorry, natürlich HK119. Für den Wiedererkennungswert sicherlich hilfreich, äußerst lässig und raffiniert außerdem, versteht sich. Ein bisschen Kokain auf der Visa-Card passt da bestens als Beigabe, anschließend Valium und Opium fürs Volk, und die ganzen Nebelschleier und Nebelwölkchen verdichten sich. Da kann man nur noch entweder in Ruhe sitzen bleiben und den Atem anhalten oder sofort rüber auf die Tanzfläche und bis zur Besinnungslosigkeit wegtanzen, was nicht niet- und nagelfest ist. Weil, nebenbei bemerkt: Dort ein Mord ist oft sehr reizvoll. Zum Beispiel in diesem Fall.
Um HK119 angemessen zu beschreiben, sind Begriffe wie "Made-up It-Girl" oder "Fashion Accessory" treffend, schließlich ist die Sängerin und Produzentin Absolventin des St. Martin's College in London in Visual Arts. Kunst für die Kunst ist dabei selbstverständlich. Alles ist wichtig, nur kein Fortschrittsdenken, meine Damen und Herren. Wenn man an das St Martin's College denkt, fällt einem als Britpop-Fan gleich Jarvis Cocker ein. Die Elite der Elite der Design- und Modestudenten reicht sich ein Gläschen. Wie dem Pulp-Sänger gelingt es HK119, Pathos, Stil und Trendsetting zu vereinen und in elektronische Soundscapes fließen zu lassen, die David Bowie und Kraftwerk rezitieren.
Glücklicherweise artet das Album nicht in sinnlose künstliche Spielereien aus oder sprengt jeglichen Bezugsrahmen. Dank der Mithilfe von Simon Duffy, der schon an Leftfields Meisterwerk "Leftism" mitgemischt hat, behält HK119 mit "Fast, cheap & out of control" wenigstens einen Rest an Realitätssinn, der gerade eher in gemächlicheren Knutschpausen wie der ersten Single "C'est la vie" und "Divine" durchsticht als bei den Tanzflächenfüllern wie "Clone". In "Space pt 1" und "pt 2" sei es jedoch gestattet, für einen kurzen Augenblick den Tanzboden unter den Füßen zu verlieren und mit Cocktail in der Hand im luftleeren Raum zu schweben. Am nächsten Morgen weiß man zwar wieder, warum das nicht gut für die eigene Gesundheit ist. Bereuen wird man einen ereignisreichen Abend mit HK119 aber natürlich auch nicht.
Highlights
- C'est la vie
- Divine
- Space pt 2
Tracklist
- Mind
- Celeb
- C'est la vie
- Clone
- Rules & regulations
- Liberty
- Space pt 1
- Divine
- Cryonics
- Super bug
- Tropikalia
- Health & safety
- What am I
- Space pt 2
- Avaruusasema
- Night
Gesamtspielzeit: 50:51 min.
Referenzen
Leila; Brisa Roché; Mira Calix; Martina Topley-Bird; Björk; Siouxsie & The Banshees; Róisín Murphy; Goldfrapp; Ladytron; Enon; Röyksopp; Annie; Robyn; Lykke Li; Rose Kemp; Sleater-Kinney; Tegan And Sara; Regina Spektor; Amanda Palmer; The Dresden Dolls; The Kills; Amanda Rogers; I Monster; The All Seeing I; Mylo; Moby; Groove Armada; Jarvis Cocker; David Bowie; Kraftwerk; Leftfield