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Peter Heppner - Solo

Peter Heppner- Solo

Warner
VÖ: 19.09.2008

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

You're the voice

Das nicht ganz idiomatische Englisch und seine dezente Schwäche bei stimmhaften Endkonsonanten spielen keine Rolle. Es ist seine Stimme, die wirkt. Schon bei Wolfsheim war die sonore Wärme von Peter Heppners Organ der Hauptgrund für den Erfolg. Nebenher war und ist Heppner begehrter Gast, und nach dem 1998er-Dauerbrenner "Die Flut" schien es bis zur Solokarriere nur noch eine Frage der Zeit. Als Heppner sich dann nach "Casting shadows" aber endlich zu einem Solovertrag aufraffte, gab es gleich das übliche Problem: Stress mit der Band.

Wegen "Solo" und der dafür erforderlichen Aktivitäten müsse Wolfsheim auf unbestimmte Zeit ruhen. Er könne er erst 2010 wieder an und mit der Band arbeiten, hatte Heppner seinem Partner Markus Reinhard erklärt. Weil aber Reinhard dies den Fans gegenüber für unzumutbar hielt, legte dieser vor dem Landgericht Hamburg eine Klage ein, die den Ausschluss Heppners aus der Gesellschaft Wolfsheim gerichtlich feststellen sollte. Zerrüttung galore. Kaum wies aber das Gericht diese Klage ab, ließ Heppner mitteilen, dass er sich darauf freue, zukünftig auch wieder mit Wolfsheim Musik machen zu können. Irgendwann demnächst.

Die für so eine Ulknummer zwingend notwendige Ernsthaftigkeit versucht "Solo" erst gar nicht zu verstecken. In Zeilen wie "Dir wird nur noch mit Spott gedankt / Und jedes Wort verbogen" oder dem höflich geschwelgten "I hate you" steckt gar ein wenig Verbitterung. Zum Glück wusste Wolfsheim-Produzent José Alvarez-Brill, dass Aggression nicht zu Heppner passt, und schneiderte ihm zehn butterweiche Synthpop-Nümmerchen auf den hageren Leib. Sogar für eine Art Konzept war Platz, denn auf "Solo" geht es um zahlreiche verschiedene Aggregatszustände der Einsamkeit: knapp davor, kurz danach, bald nicht mehr, noch einmal drum herumgekommen und am liebsten genussvoll mittendrin.

Nicht zur Nebensache geraten darf aber, dass die halbdunkle Leidenschaft hier für ein formidables Popalbum sorgt. Die ohrwurmige Single "Alleinesein" ist unschwer als Emanzipationsversuch erkennbar und marschierte nicht zu Unrecht bereits geradewegs in die Charts. Breitwandige Hymnen wie "Being me" und "Walter (London or Manchester)" empfehlen sich ebenfalls für das große Publikum und bieten viel Raum für Heppners nasale Dehnungen. Immer wieder frischen akustische Mätzchen den Klang auf, und sogar ein paar Gitarren lassen sich erahnen. Das abschließende "Das geht vorbei ..." mogelt sogar den berühmten John-Bonham-Wumms in seinen Groove und stellt dazu die Coolio-erprobten "Pastime paradise"-Streicher von Stevie Wonder nach. Natürlich herrscht hier überall die große Geste vor, die "Solo" bei Pathosallergie ungenießbar machen wird. Dass sich parallel dazu in ein paar der Songs kleine Unzulänglichkeiten geschlichen haben, ist jedoch trotzdem kein wirkliches Problem: Es ist die Stimme, die wirkt.

(Oliver Ding)

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Highlights

  • Easy
  • Alleinesein
  • Being me
  • Walter (London or Manchester)

Tracklist

  1. Easy
  2. Alleinesein
  3. Suddenly
  4. Vorbei
  5. Being me
  6. I hate you
  7. No matter what it takes
  8. Walter (London or Manchester)
  9. Wherever
  10. Das geht vorbei ...

Gesamtspielzeit: 44:15 min.

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