Pelle Carlberg - The lilac time
Labrador / Broken Silence
VÖ: 04.10.2008
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Blumig im Bouquet
Die Sprache der Blumen nimmt kein Blatt vor den Mund - wer einen Strauß Flieder geschenkt bekommt, sollte sich ernsthaft Gedanken machen. Der Flieder ist nämlich nicht bloß ein duftes Gewächs, sondern fragt auch ganz unverblümt: "Wirst Du immer treu sein?" Vielleicht hätte Pelle Carlberg seinem Automobil einen mahnenden Fleurop-Gruß schicken sollen, bevor er das Vehikel vertrauensselig in Richtung Deutschlandtour steuerte. Denn schon am ersten Tag der Konzertreise waren weiße Lilien fällig. Motorschaden. Es folgte eine fernmündliche Karambolage mit der Gattin, inklusive Grundsatzdiskussion über die Diskrepanz zwischen der Verantwortung eines vierfachen Familienvaters und dem Wanderzirkusleben eines Indie-Musikanten. Aber immerhin holt der Schwede aus jedem Desaster noch eine Songidee raus - in diesem Fall heißt das Ergebnis "Metal to metal", ist alles andere als Schrott und mit der funkigsten Gitarre gesegnet, die einem je auf einem Pelle-Carlberg-Album begegnet ist.
Dann also lieber mit dem Flieger von einer Show zur nächsten jetten? Auch keine gute Idee. Zumindest nicht, wenn man es sich aus Budget-Gründen nicht leisten kann, zwischen billig und preiswert zu unterscheiden. Carlberg kann ein Lied davon singen: Es heißt "Fly me to the moon", ist trotz Sparkurs mit wunderbaren Streichern und First-Class-Schwedenpop-Accessoires ausgestattet - lustiges Gepfeife, luftiges Geklampfe, zünftiges Geklatsche - und schwört: "I'll never fly with you again, Ryan!" Keine Ahnung, wer dieser Ryan ist. Dass Carlberg bei "1983 (Pelle & Sebastian)" aber nicht nur an seine Jugend, sondern auch an eine gewisse schottische Band denkt, liegt auf der Hand. Die Bongo-Trommeln rappeln dazu unermüdlich, und die Gitarre phantasiert sich sogar kurz in den Besitz von Mark Knopfler. Und was sagt die Sprache der Blumen dazu? "So einfach und doch so reizend" - einen Strauß Federnelken!
Ob der Albumtitel "The lilac time" tatsächlich von der Fliederblüte während der Sessions auf Gotland inspiriert wurde, der gleichnamigen britischen Band huldigt oder sich auf die berühmte Textzeile aus Nick Drakes "River man" bezieht - man weiß es nicht. Dafür aber dieses hier: Es ist mal wieder eine typische Carlberg-Platte geworden, die sich von "Everything. Now!" und "In a nutshell" eigentlich nur dadurch abhebt, dass die Texte noch autobiographischer und die Arrangements vielseitiger sind (an dieser Stelle sei insbesondere das entzückende Waldhorn in "Animal lovers" erwähnt). Nur leider fehlen so ein bisschen die Hits. Dafür gibt es mit "Nicknames" wieder ein hübsches Duett, "51,3" hält ein interessantes Referat, inklusive Kamikazepfeifen, über verwirrende Mental-Age-Tests. Und zum Schluss kommt, wie könnte es anders sein, die obligatorische große Ballade. Auch wenn nicht alle zehn Songs in voller Blüte stehen - Vergissmeinnicht muss Carlberg wirklich niemandem schenken.
Highlights
- 1983 (Pelle & Sebastian)
- Fly me to the moon
- Tired of being PC
Tracklist
- 1983 (Pelle & Sebastian)
- Nicknames
- Whisper
- Animal lovers
- Metal to metal
- Because I'm worth it
- Stockholm vs. Paris
- Fly me to the moon
- 51,3
- Tired of being PC
Gesamtspielzeit: 34:53 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Gordon Fraser |
2008-10-30 19:41:37 Uhr
Tolles Album. Metal To Metal ist der stärkste Track. |
Charly |
2008-10-24 11:36:40 Uhr
So eine windelweiche Heulsuse, echt mann. Ekligste Wohlfühl-Säuselmusik, da wünscht man sich nachher 2 Wochen durchgehende Beschallung mit Presslufthammerlärm. |
II©h┼ (p.b.m.), anerkanntes Schätzle™ |
2008-10-24 08:15:43 Uhr
Im übrigen muss ich mich mal bei captain kidd bedanken. Ohne ihn hätte ich Pelle nicht entdeckt. Toller Musiker! Merci! :-) |
noplace |
2008-10-21 01:53:42 Uhr
pelle, ich bin enttäuscht von dir. nein. von deiner musik. nein. auch nicht. von der musikalischen (nicht-)entwicklung.hol dir wieder eine band. bitte. |
II©h┼ (p.b.m.), anerkanntes Schätzle™ |
2008-10-20 18:53:12 Uhr
Mir gefällt das neue Album sehr, sehr gut. Besonders jetzt, wo zur Zeit nix von Belle & Sebastian nachkommt. |
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Referenzen
Edson; Belle & Sebastian; Kings Of Convenience; I'm From Barcelona; Suburban Kids With Biblical Names; Björn Kleinhenz; Jens Lekman; Travis; Sambassadeur; Teitur; Turin Brakes; Clem Snide; I Am Kloot; Neil Halstead; Alfie; Badly Drawn Boy; Ballboy; Teenage Fanclub; Nick Drake; The Thrills; Howie Beck; Drew; Hal; The Magic Numbers; Loney, Dear; Daniel Cirera; The Beautiful South; Simon & Garfunkel; Cat Stevens; Sondre Lerche; Nicolai Dunger; The Shins; The Hidden Cameras; The La's; The Stands; Adam Green; Maritime; The Electric Club; Eskobar; Josh Rouse; Camera Obscura; Subterfuge; Dire Straits
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