I'm From Barcelona - Who killed Harry Houdini?
Mute / EMI
VÖ: 19.09.2008
Unsere Bewertung: 5/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
Das Leben mit dem Tod
Der Darwin-Preis ist wohl die einzige Auszeichnung, die nicht mal der eifrigste Award-Sammler erhalten möchte. Er kürt schließlich monatlich das kurioseste oder dümmste Ableben eines Menschen. Preisträger ist unter anderem eine Frau, die aus einem fahrenden Auto gegen eine Laterne gehüpft ist. Nicht weniger dämlich ist der Mann, der von seinem eigenen Auto überrollt wurde. Auch nicht schlecht: Beim Versuch, etwas aus einem Altkleidercontainer zu stehlen, zu ersticken. Der Humor des Sensenmannes erschließt sich nicht jedem direkt. Auch Harry Houdini, der Häschen-aus-dem-Hut-Zauberer und Entfesselungskünstler, hätte posthum den Darwin-Preis verdient. Gen-Ko durch (selbst gewünschte) Magenschläge. Die Folge: Blinddarmriss. Behauptet man. Eindeutig geklärt ist das nicht. Daher rührt auch der fragende Albumtitel der zweiten I'm-From-Barcelona-Platte "Who killed Harry Houdini?" Hätten sie doch einfach mal Gevatter Tod gefragt.
Denn der Sensenmann scheint schon öfters auf dem Mofa am Studio der Schweden vorbeigeknattert zu sein. Vermutlich hat die Sense auch mal kurz die Regler im Tonstudio berührt oder möglicherweise auch die Haarpracht eines der 29 Bandmitglieder touchiert. Jedenfalls gelingt I'm from Barcelona eine außerordentlich romantische Todesvision, auch wenn sie nur halbherzig formuliert wird. "Music almost killed me now / I don't understand / Music almost took my life / I don't give a damn". Man stelle sich das bildlich vor. Die Geräusche um einen herum schalten sich aus, der Tonarm senkt sich im Kopf und legt die Lieblingsplatte auf. Es ist das Letzte, was man hört, bevor man die Augen für immer schließt. Für Musikpuristen eine apokalyptische Gala - es sei denn, der Sensenmann möchte wieder den Darwinpreis einheimsen und hat vorher Barry Manilows "Copacabana" in die Hülle gestopft.
So sehr sie der Tod auch beschäftigt, I'm From Barcelona nehmen die entgegenstreckte klapprige Knochenhand natürlich doch nicht an. "Wait til tomorrow if you have to kill me dear / Wait til tomorrow cause I like it down hear." Das ist halbgar und zerstört die selbst beschworene Vision. Nicht, dass man den Schweden den Tod wünscht, aber in Songs fast zu sterben, ist wie fast Lottomillionär geworden zu sein.
Das Album zu diesen Nahtoderfahrungen bietet Musik zwischen The Polyphonic Spree und Arcade Fire, was nicht zuletzt an der Instrumentenvielfalt liegt. Banjo, Piano und Oboe reihen sich nahtlos an Xylophon und Saxophon. Dennoch wird die Platte kaum jemand bei seiner letzten Ölung beachten. Trotz der 29 Bandmitglieder und choralem Gesang bleiben auf "Who killed Harry Houdini" mit Ausnahme von "Rufus" die Überraschungsmomente so rar gesät, wie roter Lippenstift im Kosmetiktäschchen des Sensemanns. Am allzu biederen Songwriting beißt sich das ansonsten feine und ruhige "Gunhild" fest, und wenn Houdini im gleichnamigen Song gewürdigt werden soll, gerät auch das enttäuschend einfallslos. "I know the things you do / Yes i know that it's true". Für das nächste Album sollte man dem Tod ein Gästebett im Studio besorgen.
Highlights
- Paper planes
- Music killed me
- Rufus
Tracklist
- Andy
- Paper planes
- Headphones
- Music killed me
- Gunhild
- Mingus
- Ophelia
- Houdini
- Little ghost
- Rufus
Gesamtspielzeit: 36:50 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Marsellus |
2008-10-01 19:13:05 Uhr
Ja, war echt ein Spaß gestern. Sehr schönes Konzert. 14 Musiker auf der Bühne - wobei das ja noch nicht mal die Hälfte der Bandmitglieder waren. Und bei mir zuhause tauchen heute immer noch rote Papierschnipsel auf, die sich wohl irgendwo versteckt hatten :-). |
Marsellus |
2008-09-30 02:27:58 Uhr
Klingt gut. Mal sehen wie es morgen in München wird. Die Stimmung, die du beschreibst, habe ich heuer auch schon auf dem Hidden Cameras Konzert erlebt... |
pete |
2008-09-30 01:27:38 Uhr
Also das war heute in Frankfurt echt eins der besten Konzerte auf dem ich je war. Ist natürlich schwer zu vergleichen mit melancholischer Musik, aber ich war echt noch nie einfach nur so gut drauf auf nem Konzert, es hat einfach unglaublich Spaß gemacht! |
Marsellus |
2008-09-27 11:30:04 Uhr
Gerade noch rechtzeitig gesehen: I'm from Barcelona sind derzeit bei uns auf Tour. Hier die Termine:27. September - Reeperbahnfestival, Hamburg 28. September - Volksbühne, Berlin 29. September - Mousonturm, Frankfurt 30. September - Ampere, München 1. Oktober - Arena, Wien 2. Oktober - Schüür, Luzern 3. Oktober - KIFF, Aarau 28. November - Rockhal, Luxemburg http://www.imfrombarcelona.com/ http://www.myspace.com/imfrombarcelona |
dominik |
2008-09-05 19:55:57 Uhr
ja da hast du recht wenn man erstmal ein bild von einer band im kopf hat ist das natürlich schwer... das cover artwork hat mich damals auch ein wenig geschockt! ich bin mal gespannt ob ich damit umgehen kann das sie jetzt nicht mehr kunterbunt klingen. das debüt hat mir damals nämlich schon sehr gefallen. |
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Referenzen
The Polyphonic Spree; Architecture In Helsinki; The Hidden Cameras; Friska Viljor; Arcade Fire; Anathallo; Bele And Sebastian; Aberfeldy; Camera Obscura; Jens Lekman; SAmbassadeur; Loney, Dear; The Magic Numbers; The Mamas And The Papas; Peter Bjorn And John; Peter Morén; Pelle Carlberg; Suburban Kids With Biblical Names; The Boy Least Likely To; Envelopes; Tiger Saw; Broken Social Scene; Shout Out Louds; Jason Collett; Get Well Soon; The Divine Comedy; Spiritualized; Mercury Rev; Alfie; Gorky's Zygotic Mynci; Super Furry Animals; Gruff Rhys; The Flaming Lips; Beulah; Danielson; Sufjan Stevens
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