Veto - Crushing digits
Reset08 / Sony BMG
VÖ: 19.09.2008
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Zahlen, bitte
Samstag, vier Uhr morgens: Zählappell in der Indie-Disco. Zehn Leute sind noch da. Drei tanzen, zwei machen miteinander rum und die übrigen fünf wissen nicht mehr recht, wer und vor allen Dingen wo sie sind. Da kommt es wie gerufen, wenn der DJ zum guten Schluss noch einen Song von Veto aus Dänemark im Köfferchen hat. Dann braucht man nämlich auch in mittelschwer angetütertem Zustand nur eins und eins zusammenzuzählen und ist im Handumdrehen überzeugt: Veto sind Bloc Party - Bloc Party sind Veto. Die Geschichte des Post-Post-Indie-Punk muss neu geschrieben werden. Popmusik kann so simpel sein.
Nüchtern betrachtet stimmt das so natürlich nicht. Doch wenn das Quintett "Crushing digits" ausgerechnet mit zwei Mal schwer atmendem Elektronik-Gestampfe im Stil des neuen Albums von Kele Okereke und Kollegen eröffnet, darf sich auch niemand über solche Assoziationen beklagen. Zu unaufhaltsam walzen mächtige Drumpatterns den Hörer nieder, zu knarzig verteilt maschinelles Gebratze donnernde Kopfnüsse. Und wenn dann noch Troels Abrahamsens Stimme kehlig überschnappt, umkippt und Purzelbäume schlägt, wähnt man sich endgültig mitten im intimen "Weekend in the city". Kein Zweifel: Diese Band weiß, was Leute, die Platten kaufen oder kostenpflichtige Dateien herunterladen, gerade für heißen Scheiß halten.
"Built to fail" macht im Grunde nichts anderes, als "The prayer" mit stärker im Vordergrund stehendem elektronischen Gebrutzel nachzubauen und funktioniert trotzdem (oder gerade deswegen) hervorragend. "You say yes, I say yes" verkocht clever eine technoide Zweifinger-Sequenz mit durch die Luft sirrenden Riffs, während sich in "Digits" rabiate Gitarrenübergriffe und Synthi-Farbtupfer duellieren. Bei "Unite" und "Crooks" wollen Veto dann gar mit Gang Of Four auf Hexenjagd gehen, verirren sich dabei aber in einer hyperaktiven Endlosschleife. In solchen Momenten wirkt das Album wie an einem bereits arg zerlöcherten Reißbrett entworfen.
Da sich Veto aber immerhin astreine Vorbilder ausgesucht und "Crushing digits" zudem eine eindrucksvoll voluminöse Produktion verpasst haben, sind am Ende die guten Songs in der Überzahl. Obwohl diese meist pessimistisch von sozialem Futterneid, der Machtübernahme rückgratloser Jasager und einer Arbeitswelt erzählen, in der Umsätze wichtiger als Menschen sind. Im Club ist übrigens inzwischen das Licht angegangen und die nette Barfrau, die einen immer mit falschem Namen anspricht, zeigt freundlich, aber bestimmt auf den Deckel hinter der Theke. Perfekte Gelegenheit, um mal klarzustellen, wer hier wer ist. Auf der Tanzfläche wie im richtigen Leben geht die Rechnung schließlich auf: Zahlen, bitte.
Highlights
- Built to fail
- You say yes, I say yes
- Digits
Tracklist
- Blackout
- Built to fail
- Shake
- You say yes, I say yes
- Crooks
- Digits
- Unite
- You can't afford it
- Spit it out
- Duck, hush and be still
Gesamtspielzeit: 39:17 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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bertl |
2008-09-15 10:43:28 Uhr
ich gebe auch 9/10 für beide alben. |
sss |
2008-09-15 10:36:59 Uhr
propagandafront? 9/10 und 10/10 liegen sehr weit außerhalb ihres vermögens. nette tanzband, mehr aber auch nicht. |
narc. |
2008-09-15 10:20:06 Uhr
von mir gibts auch 9/10, für das Debüt sogar die volle Punktzahl; hier auch nochmal alle Termine im Überblick:19.Sep.2008 Prinzenbar Hamburg 20.Sep.2008 Limit Ihrhove 21.Sep.2008 Underground Cologne 22.Sep.2008 Stadtgarten Erfurt 24.Sep.2008 Elfer Frankfurt |
Thinkman |
2008-09-12 10:22:54 Uhr
Beide Scheiben sind wirklich sehr gut. Die Band ist nächste Woche live in Köln. Die Rezi hört sich zwar gut an, ist aber mit 6 Punkten echt mau ausgefallen. Von mir gibt's 9/10. |
narcotic |
2008-07-03 17:44:26 Uhr
auf jeden fall beides meisterwerke, die neue platte kommt anfang september dann auch offiziell in deutschland raus und sie kommen dann auch auf ne tour |
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Referenzen
SuperTroels; Troels Abrahamsen; Bloc Party; The Fashion; Dúné; The Cooper Temple Clause; Tiger Lou; Goose; Fischerspooner; The Presets; Shiny Toy Guns; Chikinki; The Koreans; CDOASS; Delorean; The Floor Is Made Of Lava; Ima Robot; The Data Break; Dartz!; The Cure; Zoot Woman; Les Rythmes Digitales; Diefenbach; The Faint; The Whip; VHS Or Beta; Colder; Late Of The Pier; New Order; Shitdisco; Foals; The Rapture; So So Modern; Friendly Fires; Does It Offend You, Yeah?; To My Boy; Tiga; Dis*ka; Ascii.Disko; LCD Soundsystem; The Fever; Moving Units; These New Puritans; Test Icicles; A.R.E. Weapons; We Are Wolves; Gang Of Four; The Oliver Twist; Les Savy Fav; Death By Kite; NMFarner; Von Spar; Quit Your Dayjob