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Three Days Grace - One-X

Three Days Grace- One-X

Gun / Sony BMG
VÖ: 29.08.2008

Unsere Bewertung: 3/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Entzugserscheinungen

Harte Drogen und Medikamente sollen ja schon für so einige großartige Momente in der Musikgeschichte verantwortlich gewesen sein: Angeführt von der kompletten Woodstock-Bewegung bis hin zu Nirvana, Pete Doherty und wieder zurück in die Sechziger zu den Beatles würde eine vollständige Aufzählung bewusstseinserweiterter Künstler wahrscheinlich Jahre dauern. Es wurde sogar von Substanzen erzählt, die zur Mitte der 1990er einem gewissen Gavin Rossdale ganze zwei Alben lang etwas Kreativität aus den Rippen saugten. Es scheint also wirklich etwas dran zu sein.

Dass die Wirkung solcher Mittelchen allerdings auch überschätzt werden kann und nicht automatisch künstlerische Kreativität im Übermaß nach sich ziehen muss, beweist Adam Gontier, Frontmann der kanadischen Band Three Days Grace und bis vor kurzem im Nebenjob Oxycodon-Abhängiger. Gontier, wieder voll auf dem Dampfer nach der Schmerzmittel-Rehab, erklärt dann auch "One-X" zum persönlichen Fazit seiner Abhängigkeit. Vollgestopft bis an den Rand mit Erinnerungen an die Zeit des Entzugs, arbeitet der Sänger und Texter selten subtil seine Dämonen auf: "Pain / Without love / Pain / I can't get enough / Pain / I like it rough / 'Cause I'd rather feel pain than nothing at all", heißt es in - Überraschung! - "Pain", dem dürftigsten, weil plumpsten Song des Albums.

Die weiteren Lyrics kreisen, neben den erwähnten Themenkomplexen Schmerzen und Drogen, wohlbekannt und verlässlich um Selbstmord, Liebe, Selbstverwirklichung, Selbstmord, Gewalt, Depression und natürlich Selbstmord. Angereichert sind die Texte mit einigen guten Ratschlägen an die Zielgruppe wie "If you wanna get out alive / Run for your life." Weshalb? "To make it to the other side", natürlich. Inspiriert durch Seattle-Grunge, Hardrock und Metal, pumpt "One-X", das in den USA bereits vor zwei Jahren erschienen ist, in diesem Stil eine knappe Dreiviertelstunde druckvoll durch die Tracks. Selbstredend nicht ohne mit dem obligatorischen Akustikkuschler, der hier "Over and over" heißt und mit Streichern daherkommt, das ganz große Kino zu bieten.

Warum "One-X" letztlich doch nicht kreativer geworden ist, trotz der Oxycodon-Abhängigkeit Gontiers? Ganz einfach: Die Drogen scheinen nur zu helfen, solange sie an der Schaffensphase direkt beteiligt sind. "One-X" ist nach dem Entzug entstanden. Womit an dieser Stelle natürlich nicht zum hemmungslosen Drogenkonsum aufgerufen werden soll. Ganz im Gegenteil: Don't try this at home, egal ob mit oder ohne Mittelchen. Und gegen das selbstreferentielle Gejammer nach einem möglichen Rückfall sei noch ein Tipp gegeben: Dr. Drew soll ganz großartig sein. Sagen zumindest Brigitte Nielsen und Shifty Shellshock, seines Zeichens Bruder im Geiste. Es muss ja auch nicht immer alles gleich musikalisch verarbeitet werden.

(Kai Wehmeier)

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Highlights

  • Animal I have become

Tracklist

  1. It's all over
  2. Pain
  3. Animal i have become
  4. Never too late
  5. On my own
  6. Riot
  7. Get out alive
  8. Let it die
  9. Over and over
  10. Time of dying
  11. Gone forever
  12. One-X

Gesamtspielzeit: 44:33 min.

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