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Herman Dune - Next year in Zion

Herman Dune- Next year in Zion

City Slang / Universal
VÖ: 19.09.2008

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Bruder Leichtfuß

Die Assimilation von Hund und Herrchen ist an dieser Stelle vermutlich nur so mittelinteressant. Dabei bleibt das Phänomen schon längst nicht mehr da, wo es hingehört - auch David-Ivar Herman Dune und seine Songs werden sich immer ähnlicher: Beide haben mittlerweile so einen Bart. Seit zehn Jahren denkt sich dieser komische Kauz neue Texte zu ein und demselben Lied aus und hat damit eine unüberschaubare Anzahl von offiziellen und inoffiziellen Veröffentlichungen bestritten. "Next year in Zion" ist angeblich, so verkündet es der neue Verbündete City Slang, Album Nummer sechs. Wir hatten bei "Giant" bereits bis sieben gezählt.

Ab der aktuellen Platte muss man bei Herman Dune aber noch nicht einmal mehr bis drei zählen können - ist nämlich nur noch ein Duo, ganz offiziell. Also eigentlich ist David-Ivar jetzt Alleinherrscher, kommt ja nicht von ungefähr, dass er die Davidsstadt im Titel verewigt hat. Drummer Néman darf immerhin noch den Takt vorgeben und hier und da ein bisschen im Hintergrund singen - ist also so was wie ein emanzipierter Hund. Wer David-Ivar auch vor der Lektüre dieser Zeilen nicht für ein Ikea-Bett mit integriertem Regalsystem hielt, wird sich daran erinnern, dass der Dritte im Bunde ein gewisser André Herman Dune war, von Geburt an verbrüdert und von 2007 an verkracht mit David-Ivar. Künstlerische Differenzen kommen nun mal in den besten Familien vor. André nennt sich jetzt Stanley Brinks und schreibt seit zehn Jahren neue Lieder zu ein und demselben Text.

Die gemeinsamen Freunde sind der Band Herman Dune auch nach der Trennung von André wohl gewogen: The Jon Natchez Bourbon Horns (Beirut, Arcade Fire) blasen jedenfalls - trotz osteuropäischer Sozialisation - alles andere als Trübsal. Dave Tattersall (The Wave Pictures) bringt mit seiner eloquenten Gitarre ganz unverhofft das Wort Virtuosität ins Spiel, die Grazien von The Babyskins (Nivea, Penaten) stellen einmal mehr ihre liebreizenden Harmoniegesänge zur Verfügung, und die Percussion-Rasselbande ist tatsächlich noch unüberschaubarer geworden, als der Herman-Dune-Backkatalog. Wie gut, dass wenigstens die Songs selbst so leicht zu kapieren sind, wie die Aufbauanleitung einer Ikea-Lampe (Stecker rein). Allerdings wird mit jedem der neuen Lieder deutlicher, dass André die musikalische Leuchte bei Herman Dune war. Aber das macht natürlich überhaupt nichts, so lange sein Herr Bruder weiterhin diese irrwitzigen Texte schreibt, aus denen man unmöglich eine Zeile exemplarisch herauspicken kann, weil wirklich jede davon ein Zitat wert wäre.

Auf einzelne Songs hinzuweisen, ist da schon eher machbar: Mit dem äußerst charmanten "My baby is afraid of sharks" feiert der Alleinherrscher seine Qualitäten als Frauenbeschützer, liefert mit dem leichtfüßigen "On a Saturday" einen weiteren Beweis für seinen sensationellen Erfolg beim anderen Geschlecht und empfiehlt sich mit "When we were still friends" trotzdem noch als Aushilfs-Leonard-Cohen (400-Euro-Basis). Zur zahnlosen Wandergitarre pflügt er in "Lovers are waterproof" durch eine Cliffhanger-Biografie, die man ihm sofort als seine eigene abkaufen würde, gibt in "(Nothing left but) Poison in the rain" den Mundharmonika-Meteorologen und brüllt im Titeltrack mal eben wie ein Löwe. Kein Wunder, dass David-Ivars Haupthaar ans Kinn umgesiedelt ist. Niemand hält auf Dauer die direkte Nachbarschaft zu so einem unglaublichen Hirn aus.

(Ina Simone Mautz)

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Highlights

  • My baby is afraid of sharks
  • On a Saturday
  • (Nothing left but) Poison in the rain

Tracklist

  1. My home is nowhere without you
  2. Try to think about me (Don't you worry a bit)
  3. When the sun rose up this morning
  4. When we were still friends
  5. On a Saturday
  6. My baby is afraid of sharks
  7. Lovers are waterproof
  8. Next year in Zion
  9. Someone knows better than me
  10. My best kiss
  11. Baby baby you're my baby
  12. (Nothing left but) Poison in the rain

Gesamtspielzeit: 46:46 min.

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