Clawfinger - A whole lot of nothing
Supersonic / Gun / BMG
VÖ: 23.07.2001
Unsere Bewertung: 4/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
Schiffbrüchige Schreihälse
"Tell me the truth, motherfucker!" Ein Schrei, ein Riff, ein Hit - damals, als lärmige Mischungen aus Sprechgesang und Metalriffs statt New Metal noch Crossover genannt wurden, waren Clawfinger auf der Höhe der Zeit. Mit dem Debüt "Deaf dumb blind" preschten sie an die Seite von anderen Stilprägern wie Faith No More oder Rage Against The Machine, ohne je deren Klasse zu erreichen. Durch ihre klinischen Gitarren und die stampfenden Beats aber waren sie die elektronischste Variante des damals grassierenden Zappelbudenvirus. So konnten sie einen Sommer lang ihre Eigenständigkeit unter Beweis stellen und trafen dadurch besonders hierzulande auf offene Ohren. Woran genau es lag, daß schon nach dem zweiten Album kaum jemand mehr ihr "Do what I say" befolgte, verirrt sich in verschiedenen hypehistorischen Wendungen.
Einige Haarschnitte und Gesangsstunden später tauchen Schreihals Zak Tell und seine Handlanger plötzlich mit Supersonic auf genau dem Label auf, das mit der Compilation "Crossing all over" einst ihren Aufstieg begleitet hatte. Die Suche nach der Wahrheit in bedeutungsschwangeren Versen kann also weitergehen. Zunächst findet Tell zu sich selbst: "I've been around the world / I've got a hit in the charts / I've become quite famous / But I ain't got a heart", erzählt er uns in "Nothing's going on" und kommt damit zielsicher sofort zum eigentlichen Problem von "A whole lot of nothing": Es passiert einfach nichts; zumindest nichts, was man nicht von Clawfinger oder den immer noch nicht vom Lumpensammler eingefangenen Kopisten bereits im Dutzend gehört hätte. Ob es ein Vorteil ist, daß man als Sitzenbleiber der alten Schule immer noch Goldkettchen statt Trainungsanzug trägt, bleibt ungeklärt.
Während die Vorabsingle "Out to get me" neben einem herrlich trashigen Video auch noch mit einer einprägsamen Melodie aufwarten kann, deutet das restliche Material auf feucht gewordenes Schießpulver hin. Dabei läßt die Produktion von Jacob Hellner (Rammstein) kaum eine Spielerei unversucht. Aber die Elektrowölkchen, an denen man sich in "Simon says" probiert, scheinen bereits abgeregnet und technoide Trampler wie "Confrontation" oder "Burn in hell" drohen im eigenen, abgestandenen Saft zu ertrinken. Mit einem Felsbrocken zusammen in einen Sack gesteckt und versenkt gehört hingegen die gräßliche Schändung von Ultravox' Klassiker "Vienna", welche aber ausnahmsweise mal nicht von Tells feuchter Aussprache versaubeutelt wird. Nachdem man sich dessen Spucke endlich aus den Ohren gewischt hat, stellt man fest, daß das rettende Ufer für das in flauen Trendgewässern schippernde Floß der Nordmänner längst nicht mehr in Sicht ist.
Highlights
- Out to get me
Tracklist
- Two steps away
- Out to get me
- Nothing going on
- Are you man enough
- Confrontation
- Evolution
- Don't look at me
- Simon says
- Burn in hell
- I close my eyes
- Paradise
- Revenge
- Vienna
Gesamtspielzeit: 48:11 min.
Referenzen
Gravity Kills; Pitchshifter; Eskimos & Egypt; Grand Theft Audio; Headcrash; H-Blockx; Thumb; Farmer Boys; Urban Dance Squad; Dub War; Senser; Delicate; EMF; Orgy; Two; Powerman 5000; White Zombie; Fear Factory; Disturbed
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