Mia. - Willkommen im Club

R.O.T. / Columbia / Sony BMG
VÖ: 05.09.2008
Unsere Bewertung: 5/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10

Uh ah dam dam naja
Der Zirkus zieht weiter. Die Tribünen sind abgebaut, das Zelt zusammengefaltet, das Getier wird hinter Gitterstäben eingepfercht und in alten, klapprigen Bussen zum nächsten Ort verfrachtet, auch die Artisten haben sich ihrer zweiten Haut entledigt und knattern ungeschminkt von dannen. Übrig bleibt eine zertrampelte Grünfläche in einer meist trostlosen Gegend, die für wenige Stunden und Tage Menschen verzaubern durfte, mit internationalem Flair, Akrobatik, Witz und Exotik. Die Berliner Band Mia. hat ihre Zirkus- und Maskeradenwelt nahezu ganz aufgegeben. Sie sind weiter gezogen. Ohne den Zirkus. Neuanfang. Zwei Jahre nach dem Konzeptalbum "Zirkus" präsentieren Mia. ein Album um Tanzmusik, Fehlbarkeit und Freundschaft, wie sie in einem Interview zitiert werden. Willkommen im Club statt in der Manege. Ob man nun gerne zu diesem Club gehören möchte darf ansatzweise bezweifelt werden.
"Mein Freund" ist sicherlich der beste Grund, dem Club beizuwohnen. Der Song ist Highlight des Albums und irgendwie auch Resümee aller Mia.-Platten. Rock und Pop, Electro und Disco, Freude und Nachdenklichkeit, Tanz und Theatralik. Und jetzt auch Kabarett und ein Walzer als Zwischenpart. Sowie letzte 48 Sekunden, die, gefühlt, ein Mann mit Zylinder und Drehorgel darbietet. Toll! Und dann? Kommt äußerst viel Mittelmaß auf "Willkommen im Club". Nur Sängerin Mieze, die ihre bislang vermutlich ausgefeilteste Stimmvarianz an den Tag legt, sticht heraus. Man traut seinen Ohren kaum, wenn sie in "Die Aussicht" fast flüstert und sich ihre Stimme auf ein ruhiges und rauschendes Soundbett schmiegt. Diese Aussicht hat was für sich.
Im Gegensatz zu der Flut von wortlosem Gesang: "Uhuh"s, "Ahaaahaaa"s, "Damdam"s, "Hmmbapba"s, "Jajajajaaaohjaaaa"s, "Mmmh"s finden sich auf der Platte in sieben (!) von elf Songs - und da ist das eh schon überflüssige Instrumental "Verfolger" bereits mit eingerechnet. Ebenso überflüssiges Füllmaterial wie die "Uhs" und "Ahs", die man Mia. gelegentlich zustehen möchte, aber bitte nicht in solch geballter Form. Und der Start von "Deinetwegen" klingt wie das Instrument, das es hoffentlich noch nicht zu kaufen gibt und man seinen Kindern niemals schenken wird, weil es dadaistischer anmutet als Trios "Da da da". Viele Titel bleiben auch nach mehrmaligem Hören Durchschnitt: Song da - Song gehört - Song rauscht vorbei. Oder um es mit "Willkommen im Club" zu sagen: Uh ah dam dam naja.
Highlights
- Mein Freund
- Die Aussicht
Tracklist
- Kapitän
- Mein Freund
- Mausen
- Du
- 100Prozent
- Magisch
- Deinetwegen
- Verfolger
- Glücksstern
- Halt still
- Die Aussicht
Gesamtspielzeit: 44:06 min.
Referenzen
Wir sind Helden; Rosenstolz; Klee; Anajo; 2Raumwohnung; Ich + Ich; Fotos; Paula; Timid Tiger; Tomte; Neuser; International Pony; Erdmöbel; Die Türen; Rainbirds; Radiopilot; Virginia Jetzt!; Hildegard Knef; Jeans Team; Debbie Rockt!; Kissogramm; Klee; Quarks; Stella; Tele; Wolke; Trio; Fehlfarben; Mediengruppe Telekommander; Deichkind; PeterLicht; Stereo Total; The Bangles; Cyndi Lauper; The Cardigans; Goldfrapp
Bestellen bei Amazon
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv





