Wagner Love - Everything about
Capitol / EMI
VÖ: 29.08.2008
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
Ailton
Was für ein Kontrast: das mächtige, germanische Wagner, das mindestens Bayreuth erschüttern lässt. Und das leichte, zärtliche Love, das mindestens das Herz in Wallung bringt. Ein Name, wie er von Dante nicht besser hätte erschaffen werden können: Wagner Love. Doch ist der Name auch vom brasilianischen Fußballspieler Vágner Love abgeleitet, der bei ZSKA Moskau seine Brötchen verdient. Ein Dienst an der Menschheit: Die Zusammenführung von Geisteswissenschaft, Sport und Geographie im Namen einer Frankfurter Popband. Durchaus interessant.
Dies kann man auch der Musik des Quartetts bescheinigen. Die Fusion aus Soul, Funk, R&B und Rock hört sich auf "Everything about" durchaus gefälliger an, als es vielen (internationalen) Versuchen zuvor vergönnt war. Ganz in der Tradition von Prince, Stevie Wonder und Michael Jackson, schwören Wagner Love auf ihrem Debüt zwölf Songs herauf, die zwischen soften Dance-Rock-Balladen und tanzbaren 70er-Disco-Scharmüzeln glitzern. So klischeebeladen sich dies lesen mag: Wagner Love stehen für ordentliche Qualität und handwerkliches Geschick. Sie riskieren eine dicke Lippe, sind genial und zu Weltklasse-Leistungen fähig, wenn sie es wollen, aber zwischendurch ein wenig schlampig. Insofern könnten Wagner Love auch Ailton heißen. Oder gleich brasilianische Fußball-Nationalmannschaft.
Der Sommerhit "I know", Titelstück von "Love Vegas" (mit Cameron Diaz und Ashton Kutcher), geht mit seinem Groove dermaßen in die Beine und mit seiner Hookline unheimlich in den Kopf - unbedingt tanzbar und unbedingt groovig. Ein Rhythmus mit einer Basslinie und einem Fingerschnippen zur Tanzaufforderung. "Never be the one", "Bigger than you" und "Everybody runs" heißen weitere treibende Hits. Die Stimme von Jacob Vetter erinnert dabei an Michael Jackson oder Justin Timberlake und fügt sich wunderbar homogen in die wallenden Popsongs.
"Ghost", das die Platte so herzergreifend herunterbremst, mausert sich zu einem weiteren unscheinbaren Höhepunkt dieses erfrischenden Songzyklus. Besonders dann, wenn bei Zählerstand 2:41 die verzerrte Gitarre jenen Ton ergreift, den man sich genau an dieser Stelle so sehnlichst gewünscht hat. Zumindest die Highlights von "Everything about" sind der Beweis, dass der musikalische Standort Deutschland auch auf internationalem Niveau Popmusik kreieren kann, die auch über dem großen Teich zu überschwänglichen Lobeshymnen hinreißen lassen kann. Es ist "Everything about" gute Popmusik.
Highlights
- I know
- Ghost
Tracklist
- Doin' it
- You are all I need
- Bigger than you
- Never be the one
- They don't even care
- I know
- Too many ways
- Long road
- Everybody runs
- Ghost
- OneTwoThree
- Believe
Gesamtspielzeit: 43:50 min.
Referenzen
Stevie Wonder; Bobby Womack; Jamiroquai; The Temptations; Prince; Lenny Kravitz; The Commodores; Hall & Oats; Earth, Wind & Fire; Funkadelic; Kool & The Gang; The Crusaders; Marvin Gaye; Prince; Michael Jackson; Justin Timberlake; N.E.R.D.; Mousse T.; Simply Red; George Michael; Usher; R. Kelly; OutKast; Six Was Nine; Under The Influence Of Giants; Maroon 5