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Dianogah - Qhnnnl

Dianogah- Qhnnnl

Southern / Soulfood
VÖ: 15.08.2008

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Was nicht passt, wird passend verkracht

Bass, Schlagzeug und noch'n Bass - so lautete zum Ende des Jahrtausends Dianogahs Formel für möglichst kernige Effektivität. Nachdem sie ihre postrocktriefende und furzgetrocknete Hummelschwarm-Ästhetik auf zwei Alben im Weston-Albini-Drill ausgearbeitet hatten, verfeinerte sich das Letztwerk "Millions of brazilians" vor allem durch das Klavierspiel von Rachel Grimes (Rachel's). Die Öffnung des dianogahschen Stoizismus klappte hier deshalb so perfekt, da Grimes ihre melodischen Abweichungen und Auflösungen stets auch in die Rhythmusfiguren zu versenken wusste, die ihr von Jay Ryans und Jason Harveys gegenseitig (ex-)kommunizierendem Bassspiel vorgegeben wurden. Diese Arbeit übernehmen auf "Qhnnnl" nun der teilzeitgeniale Andrew Bird an der Geige und Stephanie Morris' ebenso schüchterner wie glasklarer Gesang. Womit, der Uminstrumentierung geschuldet, der Rhythmus aus dem harmonischen Spiel genommen wird, und sich die Songs trotz nochmals gesteigertem Wohlklang insgesamt zickiger zeigen als zuvor.

So erarbeiten "A breaks b" und "Es posible fuego?" eine Serie von höchst produktiven Missverständnissen. Es ist vor allem der sanfte, in sich selbst gedrehte Clash zweier Soundästhetiken, der diesen Songs Spannung verleiht. Während Birds Violine wimmert und Morris dazu ein paar Nebensächlichkeiten flüstert, weichen Dianogah im Untergrund kaum einen Millimeter von ihrer Linie ab. Sie spielen behutsam, andächtig und diszipliniert, beharren aber auch auf einem Klang, der trotz seiner vielen, produktionstechnischen Hohlräume kaum Platz bietet, um seine Mitspieler eindringen oder durchschlüpfen zu lassen. Ebenso entwickeln sich "Sprinter" oder "Andrew Jackson" zu einem zarten Rangeln um Anerkennung, das nichts passend macht, was sich nicht von vorn herein verkracht.

Wie zum Freispiel treffen sich dann auch "Snowpants" und der Titelsong zu einem feisten Fäusteschütteln, wie es sich Dianogah bisher noch nicht getraut haben. Da wird in krummen Figuren trotzdem immer direkt auf die Zwölf getaktet, wollen die Bässe nicht länger zugleich mit- und gegeneinander spielen, prügeln sich lieber zu riesigen Eisenstaubwolken die Seelen aus den Leibchen. Dazu trifft Schlagzeuger Kip McCape genau auf die wunden Punkte zwischen Jazz und Hardcore, die im Mathrock schon immer für die ausgerenktesten Kinnladen gesorgt haben.

Wenn Ryan dann noch seine riesengroße, bisher stets als Schandfleck der Bandgeschichte eher unterrepräsentierte Stimme erhebt, ist auf einmal so viel Fugazi im Raum wie zuletzt auf allen Dischord-Veröffentlichungen zusammen nicht mehr. "This is how we fight!", brüllt er in "You might go off" die Akkorde an und hat recht damit: Das ist reine Druckabfuhr, und sie funktioniert deshalb derart kompromisslos und wunderbar, weil sie sich aus all der Sublimierungs- und Verdrängungsarbeit der Platte einfach erheben muss, um nicht vollkommen im Stillen und Heimlichen durchzudrehen. Wo sonst stets zum Wohle der Songs die Zähne zusammengebissen werden, öffnen sich hier alle Schleusen und geschieht alles aus vollstem Hals. Ein einziger Schrei nach Aufmerksamkeit - und die haben sich Dianogah sowohl in als auch mit dieser Platte absolut verdient.

(Tobias Hinrichs)

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Highlights

  • Andrew Jackson
  • Es posible fuego?
  • You might go off

Tracklist

  1. Oneone
  2. A breaks b
  3. Qhnnnl
  4. Andrew Jackson
  5. Sprinter
  6. I like juice in a shark suit
  7. Es posible fuego?
  8. You might go off
  9. Snowpants
  10. Puma
  11. Song you hate
  12. Mongrei

Gesamtspielzeit: 40:55 min.

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  • Dianogah (3 Beiträge / Letzter am 22.08.2008 - 10:25 Uhr)