Conor Oberst - Conor Oberst
Wichita / Cooperative / Universal
VÖ: 01.08.2008
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
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Conor Oberst getrennt von Bright Eyes zu betrachten, ist ziemlich unsinnig. Ein Paradoxon. In etwa so, als würde man von den Mountain Goats oder Dakota Suite sprechen und nicht John Darnielle beziehungsweise Chris Hooson meinen. Oberst ist nun mal Bright Eyes, trotz der zuletzt wichtiger gewordenen Beiträge von Mike Mogis und Nate Walcott, und daran wird auch sein erstes Soloalbum nach 12 Jahren nichts ändern. Das gleiche gilt für Saddle Creek. Das Label aus Omaha ist so fest mit dem jungen Mann verbunden, dass eine Trennung nicht einmal in den wildesten Träumen zur Debatte gestanden haben sollte.
Vollzogen hat Oberst sie trotzdem. Das "Change"-Motto eines gewissen Barack Obama scheint ganz Amerika infiziert zu haben, und Oberst, glühender Befürworter des demokratischen Präsidentschaftskandidaten, macht es ihm gleich nach. Kurz nach seinem letzten, in New York aufgenommenen Album "Cassadaga" verließ er seine Wahlheimat. 71 dreckig-stampfende Sekunden namens "NYC-gone, gone" und die rotzigen Worte "Where you gonna go with a head that empty?" berichten auf "Conor Oberst" von seiner Flucht Richtung Mexiko. Allein gelassen wurde der schüchterne Songwriter bei den Aufnahmen in Trepoztlàn jedoch nicht. Waren bei allen vorherigen Bright-Eyes-Platten aber ganze Musikerhorden involviert, begnügt sich Oberst diesmal mit dem Quintett The Mystic Valley Band - einem Projekt, bei dem auch die anderen beiden Bright-Eyes-Säulen mit von der Partie sind. Also doch alles bei Alten?
Nein. "Conor Oberst" ist eine Verschnaufpause, ein Luftholen. "I'm wide awake, it's morning" und "Cassadaga" waren Giganten, Meilensteine. Brocken, die auch Oberst selbst erst mal verdauen musste. Den logistischen Höhepunkt bildete dabei "Cassadaga", bei dessen Produktion 34 Freunde mithalfen. Jetzt ist Oberst fast alleine, um einiges entspannter, und so lümmelt sich das Gewissen der jungen amerikanischen Generation auf dem Cover ganz relaxt in einer Hängematte. Doch irgendetwas ist anders. Komisch. Ungewohnt. Ganz und gar untypisch für ihn. Man drückt auf Play und bekommt keine Schlafwandlerhymne wie auf "Digital ash in a digital urn" angeboten, die dann plötzlich vom Wecker zerrissen wird, auch kein dissonantes UKW-Rauschen, welches "Lifted or the story is in the soil, keep your ear to the ground" eröffnete. Keine seelischen Störgeräusche. "Conor Oberst" macht sich einfach so auf die Reise und besingt das Leben.
So viel vorweg: Es ist Obersts stabilstes Album. Die Paranoia und der latente Wahnsinn, also ursprüngliche Markenzeichen, werden auf "Conor Oberst" weitgehend totgeschwiegen. Selbstbetitelt präsentiert uns Oberst eine Mexiko-Urlaubsplatte. Nach Mariachimusik klingt das natürlich nicht, dafür ist er viel zu fest im US-Folk verhaftet. Aus der Ferne zeigt er dem Interessierten amerikanische Mythen wie "Cape Canaveral", eine langsam schleichende Akustikperle, und Unsinnigkeiten wie das zackige, mit einem klirrenden Country-Piano unterlegte "I don't want to die (in a hospital)". Waren viele Zeilen auf "Cassadaga" in sich so verdichtet, so abstrakt, dass man sie auch in "Howl" von Allen Ginsberg hätte finden können, erinnert jetzt manche Stelle eher an On-the-Road-Autor Jack Kerouac. "There's nothing that the road cannot heal", heißt es in "Moab". Der Ausreißer sucht Erlösung in der Bewegung von A nach B. Im kalifornischen Künstlerdorf "Sausalito" macht Oberst kurz halt und singt mit fester Stimme: "The kind of love that makes my back hurt / Wearing nothing but a T-Shirt", und "So I remain between her legs / Sheltered from all my fears." Geht es da jetzt etwa um den Sex mit seiner Angebetenen? Nun, im Urlaub macht man so was eben. Es sei ihm gegönnt.
Highlights
- Cape Canaveral
- Lenders in the temple
- Souled out!!!
Tracklist
- Cape Canaveral
- Sausalito
- Get-well-cards
- Lenders in the temple
- Danny Callahan
- I don't want to die (in a hospital)
- Eagle on a pole
- NYC-gone, gone
- Moab
- Valle mistico (Ruben's song)
- Souled out!!!
- Milk thistle
Gesamtspielzeit: 42:03 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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humbert humbert Postings: 2442 Registriert seit 13.06.2013 |
2014-12-03 17:35:01 Uhr
Schöne Liveversion von Cape Canaveral. Ich mag es auch, wie Connor die Lyrics immer leicht ändert. Hat was von Dylan. Könnte mal wieder ein Livealbum rausbringen. |
humbert humbert Postings: 2442 Registriert seit 13.06.2013 |
2014-02-23 14:26:56 Uhr
Ja, das sollte man sich mal in seinem Vokabelheft notieren ;):) |
The MACHINA of God User und Moderator Postings: 33149 Registriert seit 07.06.2013 |
2014-02-23 12:45:34 Uhr
Ich seh grad, der Satz hatte zwei Lesarten. Ich meinte die andere, aber ja, das Wort ist auch toll. |
Herder Postings: 1836 Registriert seit 13.06.2013 |
2014-02-23 12:17:35 Uhr
@MACHINA: Ja, das sollte man sich mal in seinem Vokabelheft notieren ;) |
The MACHINA of God User und Moderator Postings: 33149 Registriert seit 07.06.2013 |
2014-02-22 20:34:08 Uhr
Das verbose fand ich grad so toll. |
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Referenzen
Bright Eyes; An Angle; Boy Omega; Ryan Adams; Kevin Devine; Elliott Smith; The Good Life; Mayday; Okkervil River; Miles Benjamin Anthony Robinson; Josh Ritter; Johnny Cash; Willie Nelson; Bob Dylan; Townes Van Zandt; Neil Young; Wilco; Simon Joyner & The Fallen Men; ; The Golden Virgins; Gram Parsons; M. Ward; Fionn Regan; Sparklehorse; The Mountain Goats; Smog; Bill Callahan; Bonnie 'Prince' Billy; Ben Kweller; Jenny Lewis With The Watson Twins; Jolie Holland; Two Gallants; Halelujah The Hills; Commander Venus
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