Turbonegro - Small feces vol. 1 & 2

Edel
VÖ: 18.07.2008
Unsere Bewertung: 5/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10

Die Annalen
Die Auflösungserscheinungen im Hause Turbonegro nehmen deutlichere Züge an. Nachdem bereits im letzten Jahr Gründungsmitglied Rune Rebellion seiner Familie den Vorzug vor der Death-Punk-Posse aus Oslo gab, sorgten jüngst der Ausstieg von Drummer Chris Summers und der gutartig diagnostizierte Krebs von Gitarrist Euroboy für Sorgen in den Turbojugenden. Offenbar muss aber nicht nur personell alles raus: Pünktlich zu den Weltturbojugendtagen beglückt die Band ihre Fanbase mit einer 42 Songs starken Compilation voller Vinyl-only-Tracks, rarem Material und Coversongs aus der Frühphase der Band. Was gut klingt, hat einen kleinen Haken: "Small feces vol. 1 & 2" war so bereits 2005 als limitierte Edition über den Mailorder von Bitzcore erhältlich. Alte Raketen in neuen Ärschen, quasi.
So bleibt als einzige echte Neuerung dieser erneut auf 5.000 Exemplare limitierten Auflage die aufgehübschte Verpackung mit Illustrationen, Song Guide und Liner Notes. Inhaltlich ist im wahrsten Sinne des Wortes alles beim Alten: Von der Bandgründung 1989 bis zur beginnenden Denim-Hochphase im Zuge der "Ass cobra"-Veröffentlichung 1996 beleuchten die rauen bis räudigen Punknummern die blinden Flecke einer Zeit, in der Turbonegro noch nicht ihre volle songschreiberische Klasse erreicht, aber eben auch noch nicht ihre Gefährlichkeit und Relevanz verloren hatten. Die Coverversionen (fast die Hälfte aller Songs) von Black Flag, David Bowie, den Anal Babes und immer wieder den Stooges und MC5 machen dabei sehr anschaulich klar, aus welchen Zutaten das Süppchen Death Punk einst eingekocht wurde.
Im Grunde enthält "Small feces vol. 1 & 2" beinahe nichts für Turbonegro-Gelegenheitshörer: Die Remixe bekannter Hits wie "Prince of the rodeo" oder "Sailor man", eine "I got erection"-Version mit deutschem Text, qualitativ unterirdische Proberaumaufnahmen von 1989, Live-Versionen von Frühwerken - alles bestens und hauptsächlich geeignet für feuchtfröhliches Popoklatschen im Turbojugend-Clubheim. Für alle anderen taugt immerhin grob ein Drittel der Stücke als zweifelsfreie Vorausdeutung auf die kommende Klasse der Band: "I'm in love with the destructive girls" ist zwar keine brillante Aufnahme, aber ein unkontrollierter Arschraketenwerfer, "(I fucked) Betty Page" enthält außer Euroboy bereits alles, was Turbonegro auszeichnet(e), das doomige "Cockwork" ist in jeder Hinsicht so schmutzig, dass das Hören Qual und Genuss zugleich ist, und "Six pack" muss sein Banjo (!) direkt in der Hölle gefunden haben.
Insgesamt aber ist "Small feces vol. 1 & 2" das Zeugnis einer großen Band in ihrer Findungsphase, viel Durchschnitt findet sich zwischen den Perlen, gerade die zweite Cd ohne Hank von Helvete am Mikro fällt etwas ab, und dass Turbonegro wenig ohne dessen Charisma und Euroboys Gitarrenspiel sind, wusste auch vorher jeder, der mal Debüt und "Apocalypse dudes" im Vergleich gehört hat. So sehr man sich als Fan über die neue Verfügbarkeit freuen darf: Selbst dem hörigen Turbojugendlichen müsste in einem der wenigen nüchternen Momente auffallen, dass einige Titel eher verzichtbar sind. Ob man in dieser Zusammenstellung also pure Fanfreundlichkeit oder die negative Variante des Ausverkaufs liest, hängt einzig vom Standpunkt zur Band ab. Zumindest das Konto der Protagonisten dürfte bis auf weiteres vor der Auflösung bewahrt werden.
Highlights
- Hush earthling
- (I fucked) Betty Page
- I'm in love with the destructive girls
- Vaya con satan
- Cockwork
Tracklist
- CD 1
- The part starts now
- Toddlepip, fuck
- Prince of the rodeo
- Hush earthling
- Suffragette city
- I don't care about you
- Sailor man
- (I fucked) Betty Page
- Gimme shelter
- Flabby sagging flesh
- Kærlighetens børn
- Kick it out
- Let it burn
- My hometown
- Staten och kapitalet
- I got erection (St.Pauli version)
- Screwed and tattooed
- Young boys feet
- War on the terraces
- CD 2
- Six pack
- Cop kennel
- No rule
- Jeg will bli som Jesus
- Starship
- Just to get away
- I'm in love with the destructive girls
- Hot cars
- I walked with a zombie
- Vaya con satan
- Zonked out (On hashish)
- Hand of love
- Flower box
- Search and destroy
- Route zero
- Let's go to mars
- You had it coming
- Cockwork
- Love in my veins
- I want you right now
- Booth theme
- Killer penis
- 1970 (I feel alright)
Gesamtspielzeit: 120:05 min.
Referenzen
The Stooges; MC5; The Ramones; Amulet; Gluecifer; Backyard Babies; Nashville Pussy; Motörhead; Circle Jerks; Sex Pistols; Agnostic Front; Misfits; Black Flag; The Germs; Dead Kennedys; Danko Jones; Cellophane Suckers; The Hellacopters; Peter Pan Speedrock; Zeke; The Dwarves; The Cramps; Hanson Brothers; New Bomb Turks; Therapy?; The Cramps; The Masons; Cretin 66; The Explosions; Living Things; The Bones; Spermbirds; Steakknife; The Lewd; Turpentines; Smoke Blow
Surftipps
- http://www.turbonegro.com/
- http://www.edel.de/Aktuell.77.0.html?&artist=8513&cHash=1f1a e085bd
- http://www.burningheart.com/bands/index.php?id=220
- http://www.turbo-archive.homepage.t-online.de/
- http://www.turbojugend.net/
- http://www.myspace.com/turbonegro
- http://de.wikipedia.org/wiki/Turbonegro
- http://en.wikipedia.org/wiki/Turbonegro
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