Camper Van Beethoven - Popular songs of great enduring strength and beauty
Cooking Vinyl / Indigo
VÖ: 20.06.2008
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
Zur Schräglage der Nation
Ein Album der Superlative - zumindest wenn man nach dem Titel dieser Compilation von Camper Van Beethoven geht, die in den achtziger Jahren einen wesentlichen Beitrag zu dem leisteten, was man später Indie-Rock nennen sollte. Nun muss man dazu wissen, dass Sänger und Frontmann David Lowery ein hintersinniger Spaßvogel ist und diese Worthäufung sicher nicht zuletzt der Selbstironie entspringt, die die Kalifornier auszeichnete, wenn sie mittels vergröbertem Folkrock mit Country-Fetzen und Anleihen an Ska, Weltmusik und fremdländische Folklore gegen stilistischen Purismus anspielten. Lowery erzählte dazu von braven Bürgern, denen Skinheads den Rasen zertrampelt haben oder von großmannssüchtigen Rednecks und karikierte so mit gütigem Spott die Befindlichkeiten eines Landes, das sich meist zu wichtig nimmt. Woran sich bis zum heutigen Tage nicht allzu viel geändert hat.
Ansonsten ist aber seitdem einiges passiert. Die Band löste sich auf, weil der Deal mit dem Majorlabel sich dann doch nicht als das Wahre erwies. Lowery gründete die vielbeachteten Cracker und arbeitete mit führenden Kulturpessimisten wie Eugene Chadbourne oder F.S.K. zusammen, bevor er seine alten Mitstreiter wieder zusammentrommelte. Das Comeback "New Roman times", eine überambitionierte Antikriegsmoritat, überzeugte jedoch weitaus weniger als diese Best Of. Da ihre ehemalige Plattenfirma sich weigerte, einige Rechte für "Popular songs of great enduring strength and beauty" rauszurücken, mussten vier Stücke aus den hier vertretenen Jahren 1985 bis 1990 gar noch einmal eingespielt werden - ein Trick, den Lowery schon mit Cracker für "Greatest hits: Redux" anwenden musste. Gerade die unter heutigen Bedingungen entstandenen Songs zeigen Camper Van Beethovens unveränderte Relevanz in einem Jahrzehnt, in dem Vampire Weekend karibisches Rock-Feeling versprühen und The New Pornographers Americana und Powerpop zusammenbringen. Oder Death In Vegas die schmatzige Hymnik der großartigen Status-Quo-Coverversion "Pictures of matchstick men" deckungsgetreu für das Titelstück von "Scorpio rising" übernommen haben.
Noch etwas muss man dieser Band lassen: Seit ihnen hat kaum jemand ursprünglich eingängige Songs derart effektiv mit windschiefem Kratz-Gegeige, Mandolinen und brüllsäuselnder Quengelei entstellt und damit trotzdem noch ausgewachsene Hits hervorgebracht. "Take the skinheads bowling" ist und bleibt ein fatalistischer Klassiker trostloser Kleinstadt-Idylle. "The day that Lassie went to the moon" und "Opie rides again / Club Med sucks" missratene Erben des von den Violent Femmes losgetretenen Folk-Punk-Genres. Die ganz waghalsigen Momente der Bandgeschichte spart diese Compilation zwar aus - aber Camper Van Beethovens Experimente auf dem Feld der Progrock-Monster oder das mutwillige Nachspielen ganzer Fleetwood-Mac-Alben muss vielleicht auch niemand hören. Schräge Sachen gibt es hier trotzdem jede Menge, und wer das 2008 so empfindet, wird sich vorstellen können, dass diese Band vor über zwanzig Jahren manchen Hörer erst recht überfordert hat. Das war damals dringend notwendig - und ist es heute immer noch.
Highlights
- The day that Lassie went to the moon
- Take the skinheads bowling
- Pictures of matchstick men
- Seven languages
Tracklist
- The day that Lassie went to the moon
- Border ska
- Take the skinheads bowling
- Pictures of matchstick men
- Skinhead stomp
- Opie rides again / Club Med sucks
- Eye of Fatima parts 1 & 2
- ZZ Top goes to Egypt
- Sad lovers' waltz
- When I win the lottery
- The history of Utah
- Seven languages
- All her favourite fruit
- Good guys and bad guys
- Circles
- One of these days
- Ambiguity song
- Shut us down
Gesamtspielzeit: 61:03 min.
Referenzen
Cracker; David Lowery; Violent Femmes; Eugene Chadbourne; Camper Van Chadbourne; Shockabilly; Bongwater; F.S.K.; Monks Of Doom; The Mekons; The Three Johns; Wipers; The Levellers; Teenage Fanclub; Jonathan Richman; J Mascis & The Fog; Dinosaur Jr.; Tarnation; Half Japanese; The Walkabouts; The db's; Ween; Beat Happening; The Replacements; R.E.M.; Counting Crows; Uncle Tupelo; dEUS; Wilco; The Minus 5; Loose Fur; Dream Syndicate; The Rain Parade; The Feelies; The Triffids; Nikki Sudden; The Jacobites; Swell Maps; Eleventh Dream Day; The Figurines; The New Pornographers; Wolf Parade; Destroyer; Giant Sand; Calexico; Guadalcanal Diary; The Pogues; The Shanes; Joe Strummer & The Mescaleros; The Waterboys; World Party; Vampire Weekend
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