Bedouin Soundclash - Street gospels

Vertigo / Universal
VÖ: 06.06.2008
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10

Kitsch für's Wesentliche
Ja, es ist abgedroschen, und ja, die folgenden Zeilen erinnern an einen Roman für Teenies, wie ihn sich die Bravo-Foto-Love-Story schon ausgedacht hat oder noch ausdenken wird. Deshalb soll das Ambiente des Sandstrandes irgendwo auf Korsika auch nicht näher charakterisiert werden. Sie, nennen wir sie Thea, und er, nennen wir ihn Ben, haben sich während ihres Urlaubs schon mehrfach gesehen und unterhalten. Man findet sich attraktiv, hat die vergangenen Tage gemeinsam Beach-Volleyball gespielt, das Badetuch geteilt und sitzt deshalb auch selbstredend am letzten gemeinsamen Abend zusammen am Lagerfeuer. Der tragbare Pseudo-Ghettoblaster spielt "Street gospels", das Album von Bedouin Soundclash. "12:59 lullaby" wird letztlich das Lied sein, welches Thea und Ben die Welt um sie herum vergessen lässt; der Song, bei dem sie sich das erste Mal küssen; und jener, der sie dauerhaft aneinander erinnern wird. Auch wenn sie sich fortan nie wieder sehen.
Während der Plattentests-Hausmeister immer noch verzweifelt damit beschäftigt ist, den Kitsch aus der Geschichte zu kehren, gewinnt man vorsichtig den Blick für das Wesentliche. Denn das dritte Album von Bedouin Soundclash spielt mit Funk-, Rock-, Dub-, Ska-, Dancehall-, Acoustic- und Pop-Elementen, die dem Album seine Stärke verleihen und im situativen Gefühlschaos verlorengehen. Zu hören unter anderem im wunderbaren Opener "Until we burn in the sun (The kids just want a love song)", dem nachdenklichen "Walls fall down" und dem zeitpersistierenden "12:59 lullaby".
Lässt man das Lagerfeuer und das Meeresrauschen der fiktiven Romanze mal beiseite, entdeckt man aber auch sich wiederholende Reggae-Rhythmen, die emotionale Seifenblasen platzen und nach dem Durchhören des Albums auch zaghafte Ermüdungserscheinungen aufkommen lassen. Menschen wie Thea und Ben finden auf "Street gospels" ihren perfekten Song. Der Rest sollte sich den Sand aus den Ohren puhlen, lange Zeit genießen und in vereinzelten Momenten, wie beim verunglückten Akustik-Stück "Hush", seine Boxen mit dem Badetuch geräuschsdämmend zudecken - bevor die Engländer kommen.
Highlights
- Until we burn in the sun (The kids just want a love song)
- Walls fall down
- Lullaby 12:59
- Gunships
Tracklist
- Until we burn in the sun (The kids just want a love song)
- Walls fall down
- St. Andrews
- Trinco dog
- Hush
- Bells of 59
- Higher ground
- 12:59 lullaby
- Nico on the night train
- Gunships
- Jealousy and the get free
- Midnight rocker
- Hearts in the night
- When the night feels my song
Gesamtspielzeit: 47:13 min.
Referenzen
The Beach Boys; Patrice; The Police; The Clash; Desmond Dekker; Sublime; The Wailers; The Specials; Asian Dub Foundation; The Maytals; Jimmy Cliff; Bob Marley; Peter Tosh; UB 40; The Slackers; Aswad; Eddy Grant; Steel Pulse; Sizzla; Donavon Frankenreiter; The Aggrolites; Westbound Train; Silly Walks Movement; Jan Delay; Black Uhuru; The Black Seeds