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Ratatat - LP3

Ratatat- LP3

XL / Beggars / Indigo
VÖ: 11.07.2008

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Eine kleine Blogmusik

Kitsch entsteht oft aus Missverständnissen. Der Künstler vermengt eine Spur zu viele Stilmittel, die Überbetonung eines Details lässt die beabsichtigte Subtilität verpuffen, und schon ist man mittendrin im ästhetischen Dilemma. Ratatat machten schon auf "Classics" dieses eigentliche Manko zur Stärke. Wen kümmert schon der Diskurs, wenn's die Sinne herrlich zwirbelt? Die Blogs diese Welt sicherlich nicht, denn die haben schon Routine im Abfeiern von Evan Masts und Mike Strouds Musik.

"LP3" zeigt jedoch, dass ein guter Teil der Faszination von Ratatat im Überraschungseffekt liegt. Jeder Track eine Fußnote zu längst verdrängten Irrwegen der Popkultur, jeder Versuch ein formvollendetes Gedudel. Titel wie "Mi viejo", "Bruleé" oder "Múmtaz Khan" deuten Landschaftlichkeiten an, die wie mit Disneyland-Filtern nachgestellt werden. Und wieder surren und flirren die Tracks, als seien sie von Soundtracks zu 8- bis 16-Bit-Klassikern wie "Ghosts'n'goblins", "Bomb Jack" oder "Turrican" inspiriert. Aber das könnte auch nur ein Missverständnis sein.

Trotzdem ist dieses Unterfangen im dritten Versuch nicht wirklich spannend. Zwar hat schon der Opener "Shiller" echte Endgegner-Qualitäten, aber die barocken Synthesizermelodien, die offenen Gitarrenzupfer und die anschwellenden Texturen verblüffen leider nicht mehr wie früher. Im hüpfenden Groove von "Falcon jab" funktioniert das gleich besser, und auch die karibisch polternde Single "Mirando" trägt mit Bass und Pseudo-Glockenspiel die gewisse Spur zu dick auf, die - man erinnere sich an die Überlegungen zum Einstieg - gerade noch angenehm ist.

Die mit dem Albumtitel "LP3" vorgetäuschte Schlichtheit versuchen Ratatat mit Spielfreude und Tüfteleien außer Kraft zu setzen. Es darf bollern und zwitschern, als gäbe es kein Morgen, sondern nur ein Gestern aus blinkenden Spielautomaten. Aus dieser Warte können Querverweise auf Filter House, Reggae, HipHop, Postrock, Bossanova, Indietronic und Folkloren wie Flamenco und Csárdás prinzipbedingt nur geschmäcklerisch wirken. Was sich auf bis zu 70 Spuren dann auch noch ziemlich dick aufgetragen anhört. Wenn "LP3" aber trotz allem beim abschließenden "Black heroes" den dreisten Eindruck macht, viel zu kurz geraten zu sein, darf man das durchaus noch als Kompliment durchgehen lassen. Oder ist das jetzt auch wieder ein Missverständnis?

(Oliver Ding)

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Highlights

  • Falcon jab
  • Mirando
  • Shempi
  • Black heroes

Tracklist

  1. Shiller
  2. Falcon jab
  3. Mi viejo
  4. Mirando
  5. Flynn
  6. Bird priest
  7. Shempi
  8. Imperials
  9. Dura
  10. Bruleé
  11. Múmtaz Khan
  12. Gipsy threat
  13. Black heroes

Gesamtspielzeit: 42:27 min.

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