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Bilge Pump - Rupert the sky

Bilge Pump- Rupert the sky

Gringo / Cargo
VÖ: 02.05.2008

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 5/10

Mürrisch grüßt das Retrotier

Den gelungenen Treppenwitz durch schranktüroffenen Hosenstall doch noch vergeigt? Ein prima Riff geschrieben, dann aber entrüstet festgestellt, dass E-G-A schon vergeben ist? Das Hasenkostüm auf dem Dachboden gefunden, die Teenage-Angst tief in den Eingeweiden gefühlt, sich einen prima Soundtrack dazu ausgedacht, dann aber keine Ahnung gehabt, wie das alles zu Ende gehen soll? Einfach Zeitreise drüber schreiben, und schon klappt's auch mit dem Tagträumen. Bilge Pump wählen nicht den klassischen, den "Hallo McFly"- oder "I got you, babe"-Weg. Sie wollen nichts restaurieren oder geraderücken. Sie wollen korrigieren, indem sie Schaden anrichten. Sie streben nach Alternativen. Schicksale oder gar der Lauf der Geschichte geht ihnen dabei herzlich am Arschtritt vorbei.

Auf ihrem Zweitwerk "Rupert the sky" knirscht der Bass einen Eintakter nach dem nächsten, dängelt das Schlagzeug in einem einzigen raketenbetriebenen Galopp über den Kiesweg des Funkkanals. Die Gitarre steigt drauf ein, fegt aber spätestens nach der ersten Strophe mit Quietsch-Soli durchs mentale Schrankgeschirr wie ein keuchhustender Rhea-M-Stabmixer auf Maximum Overdrive. Unterstützt durch den stets blechernen und kratzenden Sound, ist das uralte Hardcore-Schule der Marke Rich Kids On LSD oder weniger geschmäcklerischen, dafür umso verwilderteren 24-7 Spyz. Was, Unterproduktion? Ja, aber die hatte auch damals schon ihren Sinn. Wie jetzt, Crossover? Klar, doch mit ganz anderen Mitteln, Takten und Handgranaten.

Metal als Songkompressor findet man nämlich nicht auf "Rupert the sky", dafür Funk, Noise, No Wave und rhythmisch eine gewisse Math-Rock-Attitüde. Zur Hetze, die "A storm in a teardrop" oder "Moil" zu Stepptanz-Staubwolken aufscheuchen, hätten sich Faith No More beim distinguierten Mitschnippen alle Finger gebrochen. Auch "Brown ale for sister Sarah" und "Archaeological diggin'" sind Fluchttier und Predator in einem. Ein einziges Gewühl und Geschubse über staubtrockener Savanne, bei dem man Jäger und Gejagten beim besten Willen nicht mehr auseinanderhalten kann. Erst wenn im Intro von "Can I touch your leg" die Gitarren kurzfristig in Todeskampf-Feedbacks röhren und muhen, folglich etwas Ruhe einkehrt und sich die Rauchfahnen lichten, sieht man Bilge Pump an der Kehle des Opfers baumeln. Und dabei so schwer atmen, dass die finale Hyperventilation nicht fern und somit die Egalisierung der Überlebenschancen doch wieder denkbar scheint.

So geht das interne Kampfgeschrei von "Rupert the sky" stets über in eine Gleichberechtigung der Instrumente, die trotzdem nie ihren Druck verlieren. Und auch das war ja mal Hardcore-Anliegen, bevor die New School alles zu Kopfnicker-Hierarchien runtergek(l)otzt hat. Bilge Pump wirken damit als eine Retrospektive der anderen Sorte. Sie sitzen wie ein feister Stachel in den musikalischen Eindeutigkeiten des Jetzt. Sie zeigen, wie die Geschichte auch hätte verlaufen können. Wenn sich Funk des Hardcore bemächtigt, dann aber statt Metal Noise und Math-Rock angeschlossen hätte. Deshalb kramt "Rupert the sky" nichts wieder hervor, um besser zu rocken, sondern um anders zum Ziel zu kommen. Kein Retro also - sondern Alternative-History.

(Tobias Hinrichs)

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Highlights

  • Brown ale for sister Sarah
  • I am perfectly fine
  • Thank you very much

Tracklist

  1. The rise and fall of the alpha male
  2. A storm in a teardrop
  3. Brown ale for sister Sarah
  4. Om nom savoy
  5. I am perfectly fine
  6. Archaeological diggin'
  7. The fuckover
  8. Can I touch your leg
  9. Thank you very much
  10. If she sees my little face
  11. Moil

Gesamtspielzeit: 29:32 min.

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