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Phantom Planet - Raise the dead

Phantom Planet- Raise the dead

Fueled By Ramen / Atlantic / Warner
VÖ: 13.06.2008

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Band der lebenden Toten

Die großen Phänomene und die kleinen Dinge, die sie bewirken. Etwa: Je größer die Dichte der Partikel in der Luft, desto schlechter wird die Sicht. Der Ausblick aber kann sich so unbedingt verbessern. Man denke nur ans Abendrot über schimmerndem Wasserspiegel. Man denke besser nicht an - Los Angeles. Verstand bereits Death Cab For Cuties Ben Gibbard nicht so ganz "Why you'd want to live here", so kam einem die Heimkehrer-Hymne von Phantom Planet im Grunde ebenso zwielichtig vor, wie der Partikeltanz über dem Sunset Boulevard - und letztlich auch der Band selbst.

Denn statt auf dem Fundament von "California" zu be- und verharren (böse Zungen reden vom Coldplay-Effekt), probten sie mit "Phantom Planet" gleich mal den Ausbruch. Auf "Raise the dead" wird diese Neuerweckungszeremonie in die zweite Runde geschickt - und zeigt sich souverän und hingebungsvoll wie selten zuvor. Man hört wieder mehr Beatles, wieder mehr Beach Boys. Zugleich aber brechen sich die Arrangements zu euphorischen Mini-Betonungen in alle Richtungen auf. Sie beschleunigen kurz an den Songs vorbei, kommen dann aber schnell wieder in die Spur. Um gleich wieder im Lange-Nase-Modus zu desertieren, abzubremsen und klatschende Powärmer zu verteilen.

Mit sich selbst und der Welt verkracht, nicht wirklich hyperaktiv, aber doch ritalinindiziert - man nehme: "Demon daughters", eine leiernde Cannonball-Reminiszenz, die sich in mehren Stufen bis zu Muse-schen Ausbrüchen steigert; "Leader", einen Hit-Single-Prototyp inklusive Kinderchorälen, der sich aus seiner unablässig tickernden Herzrhythmusstörung mit kleinsten Solo-Sprengseln und Stimmkapriolen immer wieder in ungeahnte EKG-Spitzen verabschiedet; "Too much too often", dessen Refrain Alex Greenwald im besten Pavement-Countdown an den Akkorden vorbeisingt, und das seine vordergründig vor sich hin pumpenden Schlagzeugbeats nicht nur durch fahnenflüchtige Percussion zur Raserei bringt, sondern zum besseren Mitnicken auch noch die Harmonica dazwischenwirft; "Do the panic", das sein schlichtes Killer-Riff und College-Rock-Schubidu auch nie wirklich in Ruhe lässt: Stets wird gerüttelt, geschüttelt, die Sau raus gelassen und anschließend johlend über jenen Walk of Fame getrieben, dem Phantom Planet ohnehin kaum noch trauen.

So baut der vierte Streich der in der Vergangenheit schon mehrmals für tot erklärten Band im Grunde auf nichts mehr, außer auf seine immense Spielwut, die die Größe der Arrangements genüsslich zu vielen kleinen Teufeln im Detail mikroskopiert. So wie die spannendsten Areale im physikalischen Phasenraum jene sind, in denen die heterogenen Anteile im unkontrollierbaren Galopp ihre Eigenschaften wechseln - vor und zurück springen, ohne dass die Grenze als solche fixiert werden könnte -, wirkt die Dynamik von "Raise the dead" zugleich an der Oberfläche der Songs und den vielen kleinen Rändern in ihnen selbst. Es brodelt, es rumort, es stürmt auf und davon. Wie ein wahnsinnig gewordener Maxwellscher Dämon: California, here they run.

(Tobias Hinrichs)

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Highlights

  • Leader
  • Demon daughters
  • Too much too often

Tracklist

  1. Raise the dead
  2. Dropped
  3. Leader
  4. Do the panic
  5. Quarantine
  6. Ship lost at sea
  7. Demon daughters
  8. Geronimo
  9. Too much too often
  10. Confess
  11. Leave yourself for somebody else
  12. I don't mind

Gesamtspielzeit: 43:13 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Pure_Massacre
2011-03-24 21:38:28 Uhr
Vorgestern mal wieder ausgegraben und gehört. Deshalb werde ich die Platte morgen wohl gleich wieder hören ;)

Tolle Bank mit einem ungeheuren Gespür für die große, kraftvolle Melodie, die dennoch nie so simpel ist, dass sie einem schnell auf die Nerven geht. Muss man erst mal schaffen.

olpe
2010-12-19 00:49:24 Uhr
wirklich gut dieses Album
The MACHINA of God
2010-12-18 23:46:52 Uhr
Ich tatsächlich mal wieder.

Mehr Beachtung für dieses Album und diese Band.
The MACHINA of God
2010-04-24 20:44:45 Uhr
Kann mein letztes Statement immernoch unterschreiben. 8,5/10
The MACHINA of God
2008-11-28 00:13:44 Uhr
Höre grad die letzte aus Nostalgiegründen wieder... meine Fresse. Titelsong, "Do the panic", "Too much too often" und ganz besonders "Geronimo"... was die abziehen, ist echt Wahnsinn. Endlich mal Indie ohne Kontrolle.
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