Moonspell - Night eternal
Steamhammer / SPV
VÖ: 16.05.2008
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
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Moonspell sind schon ein seltsam düsteres Völkchen. Böse Zungen behaupten ja, Chefdenker Fernando Ribeiro könne nicht einen Stuhl alleine in einem Raum stehen sehen; es muss schon einer danebenstehen, damit er sich dazwischen setzen kann. Das war so beim damals abrupten Stilwechsel auf "puren" Gothic mit Alben wie "Darkness and hope", und es war so bei der Rückbesinnung auf alte Tugenden: Die frisch gewonnenen Gothic-Fans wurden wieder verjagt, denn nicht zuletzt mit der Recycling-Platte "Under Satanae" wurde aus "ziemlich düster" wieder "mächtig böse".
Frischzellenkur nennt man das wohl, und so ist es tatsächlich einmal konsequent, dass "At tragic heights" den zuvor ausgelegten Faden aufnimmt. Ein Intro wie von einem orientalischen Bazar, und das Licht geht aus. Schade nur, dass die finstere Bibelpassage aus der Offenbarung durch das putzige Englisch von Ribeiro merklich an Atmosphäre verliert. Das ansonsten sehr feine Black-Metal-Feuer aber kompensiert das locker. Überhaupt "locker": Dass Moonspell wie beim knüppelharten Titeltrack auch breitbeinige Metal-Soli können, war so bislang eher unbekannt.
Doch plötzlich wird die Bremse gezogen. War "Memorial" noch ein kathartisches Auskotzen, sozusagen das "St. Anger" für Moonspell, darf spätestens mit "Scorpion flower" wieder gegruftet werden. Nicht nur, weil Ribeiro, wenn er denn will, eine wunderbar düstere Gesangsstimme hat, sondern auch, weil Anneke van Giersbergen (ehemals The Gathering) einen herrlichen stimmlichen Kontrapunkt dazu setzt. Das wird nur vom grandiosen "Dreamless (Lucifer and Lilith)" übertroffen, das Ribeiro offenbar bereits mit ausgebreiteten Armen und großer Geste geschrieben hat.
Mitunter weiß man bei Moonspell also auch weiterhin nicht so genau, wo stilistische Vielfalt aufhört und Orientierungslosigkeit beginnt. Das lässt sich insbesondere am in diesem speziellen Kontext unklug positionierten und etwas stumpfen "Moon in mercury" festmachen, aber auch die permanenten weiblichen Chöre sind hart an der Grenze des Ertragbaren. Die Portugiesen haben allerdings dazugelernt und streuen kurz vor Kitsch noch das derbe, fast schon progressiv-frickelige "Spring of rage" ein. Der Lerneffekt ist also klar: Die verschiedenen Stühle sind immer noch da. Nur momentan eng zusammengerückt. Eine Hinterbacke links, eine rechts, sozusagen. Für'n Arsch ist "Night eternal" jedenfalls nicht.
Highlights
- At tragic heights
- Scorpion flower
- Dreamless (Lucifer and Lilith)
Tracklist
- At tragic heights
- Night eternal
- Shadow sun
- Scorpion flower
- Moon in mercury
- Hers is the twilight
- Dreamless (Lucifer and Lilith)
- Spring of rage
- First light
Gesamtspielzeit: 44:14 min.
Referenzen
Cradle Of Filth; Dimmu Borgir; Samael; Satyricon; Celtic Frost; My Dying Bride; Paradise Lost; Amorphis; Type O Negative; Lacuna Coil; Sentenced; Tiamat; Danzig; The 69 Eyes; Fields Of The Nephilim; At The Gates; Immortal; Darkthrone; Cemetery; Sentenced; Katatonia; Lake Of Tears; Lacuna Coil; Bloodflowerz
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