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High Places - 03/07-09/07

High Places- 03/07-09/07

Thrill Jockey / Rough Trade
VÖ: 06.06.2008

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Freier Himmel

Wer wissen will, dass Rockmusik nicht mehr das ist, was sie früher einmal war, muss dafür gar nicht den Rolling Stone lesen: Es reicht schon, sich einmal durch den Strauß aus neuen Bands zu hören, die für ihren Rock keine Gitarren, Schlagzeuge oder Testosteronstaus brauchen, sondern mit Laptop und gemütlichem Kingsize-Bett zufrieden sind. Beach House haben auf zwei Alben in den letzten zwei Jahren bewiesen, dass Shoegazing auch im Liegen sehr komfortabel funktioniert. Panda Bear Noah Lennox ist mit seinem "Person pitch"-Album dafür verantwortlich, dass sich der Autor dieser Zeilen manchmal fühlt wie das Außenseiter-Kind, das auf dem Schulhof allein in einer Ecke steht. Und Deerhunter-Frontmann Bradford Cox hat sich als Atlas Sound eine zweite Spielwiese organisiert, auf der er nicht mal seine schicken Abendkleider zerknittern muss.

High Places aus Brooklyn (selbstverständlich) passen ganz hervorragend in diese Liste, auch wenn ihre Debüt-Fusion diverser EPs und Singles nur bedingt mit klassischen Bedroom Recordings zu tun hat. "03/07-09/07" legt stattdessen nahe, wie sich die Musik zweier Menschen anhören könnte, die ihr Bett voller Kleinteil-Equipment am Strand von Hawaii aufgebaut haben - wobei die nächstgelegene Blockhütte in dieser Phantasie nicht etwa Lenny Kravitz oder Jack Johnson, sondern einem ausgesprochen spendablen Crack-Dealer gehört. Alles sehr verschwommen, nichts wirklich greifbar. Eine vage Idee von faltigen Shuffle-Board-Spielern und Mary Pearsons desinteressierte Stimme, die gar nicht erst versucht, sich einen Weg durch das Dickicht aus blubbernden, kullernden und sonstwie aufgeschichteten Sounds zu bahnen.

Nicht zuletzt die unterschiedlichen musikalischen Hintergründe von Pearson und ihrem multiinstrumentalen Partner Robert Barber sind dafür verantwortlich, dass "03/07-09/07" eine der wenigen wirklich einzigartigen Platten des bisherigen Jahres ist. Sie ist studierte Fagott-Spielerin, er kommt aus Punk- und Hardcore-Bands. Geblieben ist davon höchstens noch ein selbstverständlicher Do-it-Yourself-Ansatz, mit dem High Places einerseits komplex verschachtelte, dann wiederum sehr einfache, hochmelodische Songs wie "Head spins" schreiben. Der Beat zerbröselt unter dem Druck von allerlei Schlaginstrumenten, eine Ahnung von karibischer Volksmusik schlängelt sich unverletzt durch den Song, und Pearson ordnet die richtigen Worte zu: "And where the ocean meets the forest / This is where we sing the chorus / Ah-ha-ha-ha, you’re a pretty girl, a pretty girl."

Irgendetwas sagt einem trotzdem, dass die Lebensfreude dieser Platte mit Vorsicht zu genießen ist. Es könnte die abenteuerliche Percussion sein, die tausend Wege findet, um "03/07-09/07" bei Bewusstsein zu halten, ohne einmal nach gewöhnlichem Schlagzeug zu klingen. Eventuell auch die bleibende Erkenntnis der verschmierten Stimmen und unschuldigen Glockenspiele von "Banana slugs/Cosmonaut", dass schlechter und guter Trip manchmal nur einen Schrägstrich auseinander liegen. Die Elektronik vielleicht, die immer offen lässt, ob sie mit oder gegen High Places spielt. Oder doch das aufgeregte Animations-Geflöte aus der Stammesmusik von "Granola". Nur die Shoutalongs in "Jump in (for Gilkey Elementary School)", das tatsächlich für ein Grundschulmusikprojekt geschrieben wurde, scheinen hier auf der sicheren Seite zu sein. Alles andere sollte man genießen, bevor es vom sauren Regen weggewaschen wird, mit dem High Places gerade auch ihr Debütalbum brauen.

(Daniel Gerhardt)

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Highlights

  • Head spins (Extended version)
  • Banana slugs/Cosmonaut

Tracklist

  1. Head spins (Extended version)
  2. Sandy feet (7" version)
  3. Banana slugs/Cosmonaut
  4. Shared islands
  5. Universe
  6. Greeting the light
  7. Granola
  8. Freaked flight (Alternate version)
  9. Jump in (for Gilkey Elementary School)
  10. Canary

Gesamtspielzeit: 29:07 min.

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