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Crystal Castles - Crystal Castles

Crystal Castles- Crystal Castles

Lies / Last Gang / Different / PIAS / Rough Trade
VÖ: 30.05.2008

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Masters of the universe

Wenn man sich die Turbulenzen mancher Bandbiographien so anschaut, stellt sich unweigerlich die Frage, wieso im eigenen Leben eigentlich immer so wenig passiert. Im Falle von Ethan Kath und Alice Glass alias Crystal Castles geht es schon damit los, dass die beiden versehentlich einen zufällig mitgeschnitten Mikrophontest auf ein Demo packen. Den Plattenvertrag bringt dann aber gerade dieses "Alice practice" benannte Stück ein, bei dem rasiermesserscharfe Synthiesplitter ein Drumloop zerfetzen und Glass sich dazu die Seele aus dem Leib kreischt. Einige Zeit später geht der Künstler Trevor Brown auf die Barrikaden, da das Duo sein Bild von Madonna mit einem blauen Auge ohne Entschädigung auf Singles und T-Shirts druckt. Und schließlich macht sich innerhalb der Chiptune-Community einiger Unmut breit, da die Band unter Missbrauch der Creative-Commons-Lizenz einen Song des Belgiers Lo-Bat umarrangiert und als eigenes Stück auf ihre MySpace-Seite setzt. Passend zu all dem Wirrwarr ist der Bandname der Zeichentrickserie "She-Ra: Princess of power" entlehnt, einem Ableger von "He-Man: Masters of the universe" – nur dass in der Wirklichkeit nicht ganz so klar ist, wer die Guten und wer die Bösen sind. Und den gleichnamigen Arcade-Klassiker von Atari erwähnen wir lieber erst gar nicht.

Dafür sind wenigstens bei "Crimewave (Crystal Castles vs. HEALTH)", einem der besten Songs des Albums, die Credits zur Abwechslung mal klar verteilt. Zu einer zerschnipselten Gesangsspur der Band HEALTH fügte Kath ein paar mittelschnelle Beats, die für das Album typischen 8-Bit-Computerspielsounds und ein kleines Bontempi-artiges Solo hinzu, um den Song dann unvermittelt in wüsten Trommelschlägen enden zu lassen. Wie ein trauriger kleiner Roboter mit kaputtem Sprachchip klingt das, und melancholische R2D2s, die verzweifelt an ihren Platinen herumlöten, sind auch die restlichen 15 Songs des Albums. Bei "Magic spells" fällt mittendrin kurz der Strom aus, dafür knallen der Blechdose in "Xxzxcuzx" sämtliche Sicherungen durch, und sie fährt wild fiepend durch die Wohnung, um sich am Türrahmen ein paar Dellen in die Rübe zu hauen. Für "Air war" groovt sie auf tiefergelegten Handclaps, lallt allerdings auch wirres Zeug wie nach dem Genuss verschiedener psychoaktiver Substanzen. "Courtship dating" schließlich singt ein unverständliches Liebeslied im Regen, während unten an der Ecke eine Frau massakriert wird.

Derart zwischen Zeitlupenelektro ("Vanished") und völligem Amoklauf aller Synapsen ("Love and caring") pendelnd geht der wilde Ritt weiter bis zum Ende, das mit ätherischem Shoegazing noch einmal eine ganz neue Wendung nimmt. Und obschon die Beats und Sounds dieses Electrotrash beinahe zwangsläufig einander ähneln, gewinnt man nicht unbedingt den Eindruck, das immergleiche Stück zu hören. Mit den rabiaten Klängen der Ed-Banger-Fraktion hat das nur hin und wieder zu tun, schon weil Crystal Castles neben der gereckten Faust auch Gefühle kennen. Ihr Respekt vor dem Schaffen anderer Künstler hingegen scheint verbesserungswürdig zu sein, nach allem, was man so liest. Ein gutes, eher bedächtig tanzendes Album, das die Schmerzen einer kleinen Roboterseele in vollen Zügen auskostet, ist "Crystal Castles" aber trotz der Diskussionen um die Integrität der Band. Der Rest ist vielleicht einfach ihr Verständnis von Punk-Ethik.

(Harald Jakobs)

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Highlights

  • Crimewave (Crystal Castles vs. HEALTH)
  • Air war
  • Courtship dating

Tracklist

  1. Untrust us
  2. Alice practice
  3. Crimewave (Crystal Castles vs. HEALTH)
  4. Magic spells
  5. Xxzxcuzx me
  6. Air war
  7. Courtship dating
  8. Good time
  9. 1991
  10. Vanished
  11. Knights
  12. Love and caring
  13. Through the hosiery
  14. Reckless
  15. Black panther
  16. Tell me what to swallow

Gesamtspielzeit: 52:05 min.

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