T-Bone Burnett - Tooth of crime
Nonesuch / Warner
VÖ: 09.05.2008
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
Going dental
Es war ein Cold Case. Zwölf Jahre ist es her, dass der Schriftsteller Sam Shepard den Musiker T-Bone Burnett bat, ein paar Songs für eine Überarbeitung eines seiner Theaterstücke beizusteuern. "The tooth of crime" war die Geschichte eines alternden Sängers, der mit einem jugendlichen Mitbewerber um den Rock'n'Roll-Thron streitet, dabei scheitert und daher erst den Schiedsrichter und dann sich selbst tötet. Burnett ließ sich von dem prophetischen, ursprünglich bereits 1972 entstandenen Musical inspirieren, und lieferte. Ein Album wollte damals aber nicht recht aus seinen Songs werden. Für Burnett fühlten sie sich nicht rund genug an und blieben liegen.
Doch das grimmige Thema ließ Burnett nicht los. Immer wieder arbeitete er an Versatzstücken, griff ausgemusterte Teile wieder auf und spielte mit dem Material. Eine feste Crew aus Sessioncracks wie Marc Ribot (u.a. Tom Waits, Elvis Costello, John Zorn), Drummer Jim Keltner (u.a. Eric Clapton, Steely Dan, Pink Floyd) und Pedalsteeler Greg Lesz (u.a. Wilco, Beck, Smashing Pumpkins) bastelte zehn Jahre lang mit, bis "Tooth of crime" endlich fertig war. Man merkt den Songs ihre Entstehungsweise an. Die dunkle Faszination, die Burnett an das Thema fesselte, stellt sich jedoch ebenso ein.
"Somebody's got to monitor all this darkness, darkness, darkness", heißt es schon im abrechnenden Opener "Anything I say can and will be used against you". Das könnte wie "Swizzle stick" glatt ein Battle-Rap sein, wenn nicht ständig Blues und Jazz dazwischen funkten. "I can stir you like a Bloody Mary." So drehen Ribot und Leisz die Saiten in Abwärtsspiralen, und Keltner holt noch aus den rostigsten Trommeln wuchtige Grooves. Das gilt für die schleppenden Rhythmen von "The slowdown" und "The rat age" ebenso wie für das Beinahe-Mantra "Sweet lullaby". Beim flehenden "Dope Island" wird Burnetts sonorer Sprechgesang von Sam Phillips' betörender Stimme kontrastiert. Lediglich das gemeinsam mit dem seligen Roy Orbison verfasste "Kill zone" hat zuviel Theaterschminke genascht.
Schon auf "The true false identity" nörgelte sich Burnett an den Wunden einer Gesellschaft entlang, die längst auf den Hund gekommen ist. "Tooth of crime" hat zwar einen fiktiven Hintergrund, aber die Bitterkeit ist die gleiche. Wenn in "Here come the Philistines" Fragen wie "Can a mind bei changed electronically?" auftauchen, ist die Dystopie gar nicht so weit weg vom Heute. Sogar die rustikalen, eigentlich angestaubten Stilmittel wirken wie schon auf dem tollen Vorgänger erstaunlich frisch. Vielleicht gab es dort in all der Atmosphäre noch etwas mehr memorable Songs. Sei's drum: Gestorben wird immer. "Clock is stopped / Stare into this skull."
Highlights
- Anything I say can and will be used against you
- Dope
Tracklist
- Anything I say can and will be used against you
- Dope Island
- The slowdown
- Blind man
- Kill zone
- The rat age
- Swizzle stick
- Telepresence (Make the metal scream)
- Here come the Philistines
- Sweet lullaby
Gesamtspielzeit: 39:23 min.
Referenzen
Jim White; Johnny Dowd; Hellwood; Daniel Lanois; Warren Zevon; The Alpha Band; Bob Dylan; Johnny Cash; John Trudell; The Black Heart Procession; The Walkabouts; Giant Sand; Howe Gelb; Murder By Death; Firewater; Marc Ribot; Tom Waits; Captain Beefheart; American Music Club; Nick Cave & The Bad Seeds; William Elliott Whitmore; Lee Hazlewood; Leonard Cohen; Madrugada; R.E.M.; Steve Earle; Kelly Joe Phelbs; Ryan Adams; Calexico; Los Lobos; Tito & Tarantula; John Hiatt; Ry Cooder; Neil Young; Bruce Springsteen; Roy Orbison; Paul Simon; Lambchop; Elvis Costello; David Poe; M. Ward; Califone; Wilco; Loose Fur; Murder By Death; Love And Rockets; Nits; dEUS
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