Bonnie 'Prince' Billy - Lie down in the light
Domino / Indigo
VÖ: 16.05.2008
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
Ohne Schatten
Es ist gerechtfertigter Quatsch, wenn man feststellt, dass Will Oldham nie optimistischer und versöhnlicher klang, als auf "Lie down in the light". Zwar nähert sich der verschrobene Songwriter aus Kentucky auf seinem, sagen wir, siebten Studiowerk als Bonnie 'Prince' Billy ohne jeden Zweifel immer merkbarer der Sonnenseite des Lebens. Überraschen dürfte das aber aufmerksame Hörer längst nicht mehr - dem naturtraurigen Barden flossen über die Jahre schließlich zunehmend und spätestens auf "The letting go" auch breitflächig positive und beschwingte Lieder aus der Feder. Außerdem: Brüchigkeit und Bordeaux-schwere Weltsicht hat Oldham in seinem Seelenleben und musikalischen Schaffen längst so unauslöschlich kultiviert, dass sie auch durch oberflächlich heitere Klänge dringen und noch den fröhlichsten Song brandmarken.
Dennoch fällt auf, um wie viel luftiger und leichter als seine Vorgänger "Lie down in the light" arrangiert ist. Kein Stück geht unter seiner lyrischen oder musikalischen Last in die Knie, stattdessen lässt Oldham seine Songs atmen und nuanciert seinen Folk feinfühlig und facettenreich mit sanfter Percussion (ein Schlagzeug erwartet man vergebens), Pedal-Steel-Guitar, Banjo und Fiddle. Erneut unterstützt von seinem Bruder Paul am Bass sowie Emmett Kelly an der Gitarre, und verstärkt durch die Sängerin Ashley Webber und den Multiinstrumentalisten Shazad Izmaily, bekommt die Melancholie auf dem Album ein ungewohnt freundliches Lächeln, wenn beispielsweise im flotten Opener "Easy does it" countryeske Töne angeschlagen werden. Nicht, dass Oldham keinen Zweifel mehr kennen würde: Er verliert sich nur nicht mehr darin.
Stattdessen regiert eine milde und nachsichtige Stimmung das Album, das seinen Frieden mit der Welt gemacht hat und bereit ist, auch Licht zu sehen, wo sonst nur Schatten auf dem Leben lag. "Why do you frown? / Why do you cry? / Why don't you lie down in the light?" fragt Oldham im Titelstück. Im bittersüßen Duett "You want that picture" verliert der Tod als großer Gleichmacher alles Bedrückende und wird annehmbare Perspektive, und auch der Vermissensode "Missing one" sind die Tränen bereits getrocknet, als Oldham anhebt: "I know that missing you / Has just begun". So schwermütig die Klarinette von "For every field there's a mole" auch bewegt, so himmelschreiend traurig sich "Willow trees bend" mit seinem Ende aus Grillenzirpen im nächtlichen Wind wiegt: Überall keimt Hoffnung, Versöhnung, drängen sich Ausgleich und Kontemplation auf.
Einen besseren Ausstieg als die sterbensschöne Fremdkomposition "I'll be glad" hätte Oldham am Ende kaum finden können. Auch Atheisten müssen neidlos eingestehen, dass die Lobpreisung des Herrn hier so rührend geraten ist, dass der finale Gospelchor jeden Tropfen wert ist, der da im Augenwinkel blitzt. "Lie down in the light" beeindruckt vor allem in seiner Gleichmütigkeit, mit der es akzeptiert. Ein absolutes Meisterwerk ist es dank einer Handbreit von Oldhams alter Kauzigkeit aber nicht, zu weit abseits steht der Sänger bei seinen Beobachtungen. Während Leiden zentral und subjektiv erfahren wird, treibt die emotionale Ausgeglichenheit den Fokus weg vom Protagonisten und wird weniger greifbar. Schön, dass es ihm gut geht.
Highlights
- Glory goes
- You want that picture
- I'll be glad
Tracklist
- Easy does it
- Glory goes
- So everyone
- For every field there's a mole
- (Keep eye on) Other's gain
- You want that picture
- Missing one
- What's missing is
- Where is the puzzle?
- Lie down in the light
- Willow trees bend
- I'll be glad
Gesamtspielzeit: 45:46 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
Dennis D. |
2008-08-10 14:20:09 Uhr
Sowohl Fleet Foxes als auch The Dodos zünden bei mir nach 3 Durchgängen (noch) nicht so recht. \"Lie down in the light\" funktioniert dagegen seit dem ersten Hören prächtig; zweifelsfrei das zugänlichere Album. Mal sehen, ob bei den oben genannten noch was kommt. |
Mixtape |
2008-08-10 10:07:04 Uhr
@ Piepi: Sie spielen ihn. :-) |
Piepi |
2008-08-09 20:08:04 Uhr
@ MixtapeSag mal, was haben die Dodos denn mit Folk zutun? |
Dän |
2008-08-09 13:20:18 Uhr
Ich sehe die Fleet Foxes und Bon Iver da zwar knapp vorne, diesmal, aber ein super Album hat Oldham schon gemacht, ja. Ich könnte jetzt nicht sagen, dass ich es als so unglaublich fröhlich empfinde, wie es oft beschrieben wurde, aber ich mag zumindest den zaghaften, etwas zweifelnden Optimismus. |
modestmarc |
2008-08-09 12:17:56 Uhr
Ja ist wirklich ein tolles Album geworden, gefaellt mir immer besser! |
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Referenzen
Palace Music; Matt Sweeney & Bonnie 'Prince' Billy; Bon Iver; Castanets; Phosphorescent; Neil Young; Johnny Cash; Songs:Ohia; Cat Power; Nina Nastasia; The Mountain Goats; Lou Barlow; Pajo; Smog; Iron & Wine; Elliott Smith; M. Ward; Vic Chesnutt; Lambchop; Wilco; Woven Hand; Timesbold; Nick Drake; Townes Van Zandt; Bob Dylan; Royal City; Pernice Brothers; The Silver Jews; Arab Strap; Sparklehorse; Okkervil River; Clem Snide; Jeff Buckley; Josh Ritter; Jack Logan
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