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Young Knives - Superabundance

Young Knives- Superabundance

Transgressive / Inkubator / Soulfood
VÖ: 28.03.2008

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Auswärtssieg

Ein mittlerweile in die Jahre gekommener deutscher Punkrocker nannte New Order einmal das Bayer Uerdingen des Pop. Ein merkwürdiger Vergleich, zumal es mindestens einen der Beteiligten inzwischen gar nicht mehr gibt. Will man aber im Bild bleiben, so könnte man die Young Knives vielleicht als den VfL Wolfsburg des Indie bezeichnen. Ab und zu für eine Überraschung gut, meist mit Nichtachtung gestraft und unter attraktiveren Nachlassverwaltern des britischen Post-Punk-Erbes verschüttet. Zu Recht, hörte man ihr Debüt "Voices of animals and men", ein unentschlossenes Mittelding zwischen Indie-Disco und mitunter lästig quäkender und kratzender Schieflage. Immerhin: Der Bassist gab sich seinerzeit den gewöhnungsbedürftigen Künstlernamen House Of Lords. Hurra, ein Unterscheidungsmerkmal. Viel war das aber weiß Gott nicht.

Da ist man schon erstaunt, wenn das zweite Album des Trios mit, man kann es nicht anders sagen, einem Hit eröffnet. Infektiöser Uptempo-Beat, trockene Gitarrenschläge mit aus dem Dub-Reggae entlehnten Reverbs, ein zugespitzter Stakkato-Höhepunkt, bis schließlich wieder alles an seinen Platz fällt - ein Stück wie "Fit 4 U" hätten Hard-Fi oder The Dead 60s sicher auch gerne auf ihren letzten Platten gehabt. Das folgende "Terra firma" ist dann zwar mit Purzelbäume schlagendem Refrain und hektischem Riffgekreisel wieder ein tendenzieller Nervkandidat aus dem Gang-Of-Four-Baukasten, weiß seine Hyperaktivität aber zu koordinieren, schmiert sofort ein bisschen piepsende Synthi-Salbe auf die allzu gereizten Partien und ist am Ende im Herzen Pop. Wie das meiste auf "Superabundance". Die Sollbruchstellen des Vorgängers sind aus der schnittigen Produktion verschwunden wie das "The" aus dem Bandnamen. Dissonanzen und Schrägheiten dienen den Songs und keinem selbstgewählten Alles-Punk-ey-Anspruch. Mensch und Tier sprechen endlich mit einer Stimme. Erst ab Stück neun beginnt Sänger Henry Dartnall, ein wenig rumzuspinnen, erzählt von Fliegen, die auf ihm rumkrabbeln, bettelt anschließend "Mummy light the fire", bevor das Album mit dem epischen "Current of the river" ein versöhnliches Ende findet. Und auf einmal war das alles doch gar nicht so schwer.

Natürlich trügt der harmonischere Eindruck von "Superabundance" teilweise, denn wie viele ihrer britischen Kollegen thematisieren auch Young Knives oft das trostlose Dasein in grauen Vorstädten und Provinznestern. Davon können sie angesichts ihres Heimatortes Ashby-de-la-Zouch nämlich nicht nur ein, sondern gleich zwölf Lieder singen. Und Tatsache bleibt es auch, dass die drei vergleichsweise lange gebraucht haben, um sich einen musikalischen Standard zu erkämpfen, den andere Bands ungleich schneller drauf hatten. Doch in Zukunft darf man über Young Knives auch dann gerne ein paar nettere Worte verlieren, wenn es nicht um die partielle Ehrenrettung trauriger 10.000-Seelen-Kuhkäffer geht. Hurra, das ganze Dorf ist da!

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Fit 4 U
  • Terra firma
  • Turn tail

Tracklist

  1. Fit 4 U
  2. Terra firma
  3. Up all night
  4. Counters
  5. Light switch
  6. Turn tail
  7. I can hardly see them
  8. Dyed in the wool
  9. Rue the days
  10. Flies
  11. Mummy light the fire
  12. Current of the river

Gesamtspielzeit: 49:00 min.

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