Nneka - No longer at ease

Yo Mama / Four / Sony BMG
VÖ: 25.04.2008
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10

Miss Education
Der Kopf neigt sich nach rechts, die Turmfrisur hätte selbst Marie-Antoinette aus den Stöckelschuhen gekippt. Abgesehen davon ist das Cover des zweiten Nneka-Album "No longer at ease" aber weitgehend deckungsgleich mit dem zur Grammy-prämierten Erfolgsgeschichte von "The miseducation of Lauryn Hill", und es ist ja nur recht und billig so. Nneka schließlich gibt die nigerianisch-deutsche Antwort auf die paar Frauen im US-R'n'B, die ihren Erfolg nicht mit hergezeigten Titten erkauft haben - und nach Hills One-Album-Wonder-Solokarriere ging da halt nicht mehr viel, an dem man sich orientieren konnte. Entscheidend wird in den nächsten drei Absätzen deshalb sein, über diese offensichtliche Kopiervorlage hinweg auf ein Album zu blicken, wie es heute kaum noch jemand macht. Sonst wo und in Hamburg schon gar nicht.
Die Geschichte zu "No longer at ease" spielt in der nigerianischen Großstadt Warri; Nneka Egbuna lebte dort bis zu ihrem 19. Geburtstag und erinnert sich acht Jahre und ein Anthropologie-Studium später nun an alles, was dort gut oder schief ging. Ohne Nostalgie besucht sie die entscheidenden Stationen ihrer Kindheit, ohne Weinerlichkeit weist sie auf weiterhin bestehende Missstände im Öl- und konfliktreichen Niger-Delta hin, und ohne Prediger-Gestus unterstreicht sie die Allgemeingültigkeit solcher Probleme. Nneka hat aus gutem Grund keine Zeit für unnötige Substantive: Ihr oberstes Anliegen bleibt immer die ganz für sich genommene Musik, eine geräumige Schnittmenge aus HipHop, Soul und Reggae, in die sie auf "No longer at ease" mit großer Neugier den Zeigefinger tunkt.
Erste Überraschung dabei: Die Platte braucht gar keine großen Verrenkungen, um einige bemerkenswerte Spagate hinzubekommen. "No longer at ease" ist immer fleißig genug, sich um mindestens eine Zusatzecke zu denken, legt unter jeden Beat noch eine zweite, dritte, vierte Ebene - und ist trotzdem alles außer schwierig. "Heartbeat" hat es mit Atemnot-Refrain, Zappel-Schlagzeug, knurrendem Bass und motzigem Klaviergestocher schon bis zum moderaten Hit geschafft, und man könnte einleuchtende Argumente dafür finden, dass es noch nicht mal der Song des Albums mit dem größten Mass Appeal ist. Nneka steht nahe beim Reggae, kann die traditionelle Verschaukel-Nummer ebenso gut wie den aufgedrehten Sean-Paul-Anschieber. Was ihr nicht gelingt, ist genauso zu nerven wie Jamaikas größte Gucci-Sonnenbrille.
Den ganz großen Wurf verdirbt sich "No longer at ease" mit anderen Schönheitsfehlern. In seiner einzigen unerklärlichen Verbundenheit zu allem, was im R'n'B derzeit falsch läuft, streckt sich das Album auf 16 Tracks und mehr als 60 Minuten aus, ohne dass dafür die Ausdauer reichen würde. Vom Volksmusik-Update aus "From Africa 2 U" bleibt trotz frecher Fela-Kuti-Anleihen zum Refrain nichts mehr übrig, das über flache "From Sarah with love"-Seligkeit hinausginge. Und selbst wenn sich Nneka solchen Feelgood-Schmuh ansonsten verbietet: Man hätte gerne auch die Neurotiker-Großfamilie des "Gypsy"-Nervenbündels kennen gelernt, das hier in einem mürrischen, mehrdimensionalen Song untersucht wird. Die wirklich spannenden Geschichten muss man sich auf "No longer at ease" noch dazu denken. Wir sehen das positiv und gehen davon aus, dass Nnekas Karriere ohnehin als Fortsetzungsroman angelegt ist.
Highlights
- Heartbeat
- Gypsy
- Something to say
- Deadly combination
Tracklist
- Death
- Heartbeat
- Mind vs. heart
- Walking
- Suffri
- Come with me
- Gypsy
- Halfcast
- Something to say
- Streets lack love
- Niger Delta
- From Africa 2 U
- Running away
- Focus
- Kangpe
- Deadly combination
Gesamtspielzeit: 64:39 min.
Album/Rezension im Forum kommentieren (auch ohne Anmeldung möglich)
Teile uns Deine E-Mail-Adresse mit, damit wir Dich über neue Posts in diesem Thread benachrichtigen können.
(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
Shitesite Postings: 16 Registriert seit 01.03.2015 |
2015-03-15 12:49:04 Uhr
Mittlerweile ist ihr neues Album "My Fairy Tales" draußen. Und meiner Meinung nach ganz wunderbar geworden: http://www.shitesite.de/2015/03/06/hingehoert-nneka-my-fairy-tales/ |
Achim |
2011-08-19 18:59:49 Uhr
Was soll diese neue Aufregung um die? Bieder und langweilig bis zum Anschlag.Achim. |
Dan |
2008-05-30 16:14:44 Uhr
jep, top Single! |
LostInACity |
2008-05-30 14:34:03 Uhr
heute morgen lief das Video zu "Heartbeat" auf MTV. wirklich erfrischender Song. |
met |
2008-04-21 21:16:59 Uhr
japp heartbeat ist ... gross |
Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.
Referenzen
Lauryn Hill; Georgia Anne Muldrow; Erykah Badu; K-Os; Imani Coppola; India.Arie; RES; Neneh Cherry; Nicolette; Nelly Furtado; Angie Scott; Jill Scott; Ursula Rucker; Ms. Dynamite; Joy Denalane; Missy Elliott; Kelis; Nikka Costa; Me'Shell Ndegéocello; Ziggy Marley; Bob Marley; Gentleman; Patrice; Macy Gray; Mary J. Blige; Alicia Keys; Aaliyah; Truth Hurts; Tweet; Amerie; Amy Winehouse; Joss Stone; Titiyo; Aloe Bacc; Bilal; D'Angelo; M.I.A.; Lady Sovereign; Gwen Stefani; Sean Paul; Seeed; The Fugees; The Roots; Mos Def; Talib Kweli; Saul Williams; Bloc Party; TV On The Radio; Fela Kuti
Surftipps
- http://www.nnekaworld.com/
- http://www.fourmusic.com/fourmusic/artists/nneka/index.php
- http://www.sonybmg.at/artists2.php?iA=7&artist=696861
- http://www.fkpscorpio.com/kuenstler.asp?nummer=147083
- http://de.wikipedia.org/wiki/Nneka
- http://www.laut.de/wortlaut/artists/n/nneka/
- http://www.musik-base.de/Bands/N/Nneka/
- http://www.last.fm/music/Nneka
- http://www.rap.de/features/477
- http://www.hamburghiphop.de/article.php?sec=interviews&cmd=d etail&id=265
- http://www.telegraph.co.uk/arts/main.jhtml?xml=/arts/2006/10 /28/bmnneka28.xml
- http://www.mtv.de/music/article/667051
- http://www.youtube.com/watch?v=55iKcw6sbPU
Bestellen bei Amazon
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv

Threads im Plattentests.de-Forum
- Nneka - No longer at ease (13 Beiträge / Letzter am 15.03.2015 - 12:49 Uhr)