Trouble Over Tokyo - Pyramides

Schoenwetter / Broken Silence
VÖ: 11.04.2008
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Der Foucaultsche Enkel
Der König ist tot, es lebe der König. Rom wurde nicht an einem Tag erbaut. Die Pyramiden von Gizeh… schon mal gar nicht. Heute stehen sie dennoch eindrucksvoll mitten in der Wüste und geben ein Beispiel für die außergewöhnliche Baukunst der alten Ägypter ab. Wie sie genau errichtet worden sind und durch wen, bleibt allerdings auch 4500 Jahre später noch teilweise ungeklärt. Interessiert letztlich auch keine im Profil getroffene Sau, schließlich sollen der Mythos und das imposante Oeuvre ihrer Dauermieter im Vordergrund stehen und nicht der einzelne Stein. Das Gleiche gilt für "Pyramides", das erste offizielle Album von Trouble Over Tokyo. Eine Werkschau soll es sein, bei der jeder einzelne Song einen Takt in den Hintergrund treten und sich dem großen Ganzen beugen muss.
"Pyramides" ist das erstaunliche Werk von "Toph" und von "Toph" only. Der 28-jährige Brite ist Produzent, Songwriter und Sänger in Personalunion und Eigenregie. Und damit ebenso König seines Reiches wie Erbauer seiner eigenen Ikonographie. Erste Fans erspielte er sich hingegen, als ihn der Zufall traf und ihn die österreichische Band Garish als Support auf Tour einlud. Erst danach entschloss er sich, seine Musik auf Tonträger festzuhalten. Was letztlich auf dem ehemaligen Garish-Label "Schoenwetter" geschehen ist. Auf diesem Album hebt er tanzbaren R'n'B sowie melancholischen und zweifelnden Pop auf hohes Niveau und wirkt dabei kontemporär und zeitlos zugleich.
Die besungenen Themen sind oft genug des einsamem Singer-Songwriters täglich Brot: Zweifel, Angst, Melancholie und der gewisse Duft an Egozentrik markieren Tophs Terrain. Das Paradebeispiel dafür liefert der Song "My anxiety". Die Symptome der Angst können nur durch die ungebrochene Liebe zu Toph selbst gelindert werden: "'Cos if everyone loves me / It might ease my anxiety." Das Songgerüst ist passend zum Song brüchig und dramatisch mit elektronischen Beats unterlegt. Pianolastiger offenbart sich da schon "The dark below (Oh.....my God)". In "Start making noise" rücken hingegen die besseren Zeiten von Muse-Sänger Matthew Bellamy ins Gedächtnis und werden beste Erinnerungen an Aereogramme geweckt. Der abschließende Titeltrack erschöpft schließlich Tophs letzte Kräfte und changiert zwischen Justin Timberlake und Randy Newman. Es deuten sich hier ungeahnte Qualitäten an. Solche, die überdauern werden.
PS: Der Autor, Urheber oder einfach nur Künstler heißt mit richtigen Namen übrigens Christopher M. Taylor und stammt aus dem Südosten Londons, wie unsere hauseigenen Archäologen des Wissens wissen ließen. Doch das tut für dieses Werk nicht viel zur Sache. Symbolisch gesehen: Der Autor ist tot. Es lebe also - der Hörer.
Highlights
- Start making noise
- Pyramids
Tracklist
- Start making noise
- Save us
- The liar
- 4,228
- Eyes off me
- Washing away the dirt
- My anxiety
- No-handed (Part III)
- The dark below (Oh.....my God)
- Pyramids
Gesamtspielzeit: 40:00 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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2b1 |
2011-04-30 14:47:48 Uhr
also dark pop trau ich ToT eher zu als Dredg :)gibts da irgendwo n stream? |
chucky |
2011-04-30 13:38:02 Uhr
The Hurricane ist leider ziemlich misslungen... Mehr so Chuckles and Mr. Squeezy... |
2b1 |
2011-04-29 17:09:08 Uhr
Ganz großes Album. Hätte nicht gedacht, dass ich mal sowas poppiges, RnB-lastiges mit Eunuchenstimme gut finden würde. Ist normalerweise überhaupt nicht mein Terrain. Aber dieser Typ geht mit seinen Beats dermaßen gut ins Ohr und in die Beine. Vor allem schafft er Gratwanderung herrlich eingängigen Indiepop mit zum Teil sehr komplex und schön vertrackten Rhythmen zu verbinden. Grandios!Kennt jemand schon das neue Album "The Hurricane"? Kam wohl im März raus. Schade, dass es noch keine Rezi hier gab. Kenne bisher nur die Single "Kryptonite". Knüpft nahtlos an das tolle Vorgängeralbum an. http://www.youtube.com/watch?v=Y-37oaQEwe8 |
chucky |
2008-04-21 20:08:28 Uhr
Ich finds großartig, vor allem, weil ich seit langem nicht mehr etwas so Poppiges gehört habe! Das mich sowas noch begeistern kann ;) |
mckfck |
2008-04-21 19:58:24 Uhr
wenn der Maroon 5-Aspekt nicht wäre! Teilweise echt vergebene Chancen und auf dem Album leider auch der ein oder andere Lückenfüller zuviel. |
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Referenzen
Garish; Muse; Aereogramme; Naked Lunch; The Helio Sequence; Raz Ohara & The Odd Orchestra; Casiotone For The Painfully Alone; The Postal Service; Dntel; Justin Timberlake; Wiley; Dizzee Rascal; Hercules And Love Affair; Roísín Murphy; Moloko; Munk; Kelley Polar; Metro Area; Randy Newman; Ry Cooder; Jackson Browne; Stevie Wonder; Jamiroquai; N.E.R.D.; Cassius; Mika
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- Trouble Over Tokyo - Pyramides (6 Beiträge / Letzter am 30.04.2011 - 14:47 Uhr)