Britta Persson - Kill Hollywood me
Make My Day / Al!ve
VÖ: 18.04.2008
Unsere Bewertung: 5/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
The killer in me
Die Geschichte geht meist los wie folgt: Ein Mädchen, meist Anfang bis Mitte 20, singt ein wenig vor sich hin und lernt ein Instrument zu spielen. Sie favorisiert die Gitarre, gern auch das Klavier, eher selten Fagott und Oboe, und möchte aus der Kleinstadt, in der sie seit ihrer Geburt lebt, fliehen. Dann wird sie urplötzlich entdeckt und als DIE Neuentdeckung des Marktes gefeiert. So geschehen in den letzten Jahren mit Katie Melua, Lily Allen, Amy Winehouse, Adele, A Fine Frenzy und vielen anderen. Jetzt kommt Britta Persson aus Uppsala um die Ecke, und die muss sich nicht nur mit der Konkurrenz abfinden, sondern auch mit der stets auftretenden Frage: Persson? Aus Schweden? Verwandt mit der süßen, blonden, allseits beliebten Nina von den Cardigans? Die Antwort lautet: nein. Und auch sonst hat sie wenig gemein mit all den anderen Sängerinnen. Sie legte uns vor gerade mal einem halben Jahr bereits das - wenn auch wenig beachtete - Album "Top quality bones and a little terrorist" vor, schießt in guter Ryan-Adams-Manier nun nach und möchte, dass man ihr zuhört. Leider ist genau das um einiges leichter gesagt als getan.
Breitet man das Booklet der CD aus, entdeckt man zunächst mal nichts. Wirrwarr. Bilder kreuz und quer, aneinander gelegt, bunt und irgendwie auch nicht, und Britta Persson, die auf dem Boden liegt und lasziv-verstört in die Kamera blickt. Keine klare Linie, keine wirkliche Aussage, kein fester Standpunkt. So klingt leider auch das Album. Das geht los mit dem rockigen Riff von "Cliffhanger", welches einen tollen Einstieg verspricht, zur Mitte hin aber immer mehr in den 08/15-Pop abdriftet und schließlich auch ebendort unglücklich endet. "At 7" und "In or out" bleiben nur aufgrund des unsäglichen Chors im Ohr hängen, der völlig überraschend einsetzt und nicht nur den Refrain, sondern die komplette Melodie ruiniert. "Enter and leave" schleppt sich träge durch das Album, während "Teambuilding" so klingt, als hätte Lily Allen gerade keinen Bock gehabt und den Song in die Tonne geschmissen.
Dem gesamten Album fehlt ein roter Faden. Ob Folk, Pop, Rock, holprige Versuche mit einem schwachen Chor ("hand-picked and talented good friends" laut Pressemitteilung) oder doch lieber ein pseudo-psychedelisches Etwas - man findet sich einfach nicht zurecht auf dieser Platte, die aufgrund Perssons nicht bestreitbaren Talents so viel besser hätte werden können. Nur wenige Lichtblicke tun sich auf, diese allerdings leuchten dann umso heller: "Car song" beispielsweise, das so unglaublich ruhig anfängt und dann in einem Sturm endet und den Hörer vollkommen mit sich nimmt. "Happy hour", das voll und ganz der Popsong ist, den man sich auf einem Popalbum auch wünscht. Oder aber der Titeltrack, mit dem Persson beweist, dass sie dann doch in die Riege derer passt, die es bereits geschafft haben. Sie wählt einen Umweg - ohne große Namen, ohne bekannte Produzenten, ohne das massentaugliche Album. Hoffentlich kommt sie trotzdem pünktlich an.
Highlights
- Kill Hollywood me
- Happy hour
- Car song
Tracklist
- Cliffhanger
- At 7
- In or out
- Kill Hollywood me
- Enter and leave
- Happy hour
- Teambuilding
- U-Turns
- Can I touch?
- Car song
- Zig zag
Gesamtspielzeit: 42:29 min.
Referenzen
Kristofer Åström; Cat Power; Feist; Logh; Julie Doiron; Nina Kinert; Frida Hyvönen; Ane Brun; Laura Veirs; Sophie Zelmani; Stina Nordenstam; Regina Spektor; Sophie B. Hawkins; A Camp; Don't Be A Stranger; Bright Eyes; Eskobar; St. Vincent; Boy Omega; Fionn Regan; Tiger Lou; Anna Ternheim; Camera Obscura; Joni Mitchell; Rilo Kiley; Joanna Newsom; Maria Taylor; Beth Orton; Rose Kemp; Victory At Sea; Young People; M. Hederos & M. Hellberg; Björn Kleinhenz
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- Britta Persson (8 Beiträge / Letzter am 04.03.2008 - 22:28 Uhr)