Fuck Buttons - Street horrrsing
ATP / Rough Trade
VÖ: 22.03.2008
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Apocalypse now
Eigentlich ist es ja ziemlich charmant, die Musik des Duos Fuck Buttons aus Bristol als therapeutischen Soundtrack zum Weltuntergang anzupreisen. Ihr Mix aus kargen Klanglandschaften und Schreiattacken bedient sich schließlich bei experimentellen, progressiven und elektronischen Stilmitteln, die Rezensenten immer wieder gerne in diese Klischeefalle tappen lassen. Laut Aussage des Labels können Fuck Buttons eine transzendentale Verbindung zwischen Universum und Hörer erschaffen, Schwingungen der Erde einfangen und auf den Menschen übertragen, solange dieser sich den Wellenbewegungen hingibt. Machen wir dem Esoterik-Gequatsche aber lieber den Garaus: Fuck Buttons sind Krach.
Der Opener von "Street horrrsing", "Sweet love for planet Earth", kündigt sich zunächst als liebliche Melodie an, gespielt auf einem der billigsten Casio-Keyboards, die man sich vorstellen kann, bis plötzlich ein Lavastrom aus synthetischen Monsterakkorden die zuckersüße Stimmung niederwalzt. So in etwa hätte es sich wohl angehört, wenn Gottes Masterplan der Schöpfung von einer bösen Macht an der Wurzel erstickt worden wäre. Höllisch heiß, brutal und gnadenlos. In den restlichen sieben Minuten des Songs passiert außer einer Zunahme der Lautstärke und binär aufgedröseltem und erstickendem Geschrei nicht mehr allzu viel, doch reicht das locker, um den Hörer in ein ordentliches Gedankenchaos zu stürzen.
Kaum hat man diese Attacke verdaut, schreit es betäubend aus dem Dschungel: "Ribs out" hört sich wie ein trommelnder Aufmarsch einer Horde Kannibalen an, die sich stoisch ihren Weg durch ihre schwüle, verästelte und gefährliche Umgebung bahnen. Markerschütterndes Gebrüll kommt von weit entfernt - es klingt nach den Lauten gepeinigter Tiere. Es ist der Weg zum Herzen der Finsternis, wie ihn sich Joseph Conrad nicht besser hätte ausdenken können. Ein zermürbender Zustand der Angst wird in Töne gewandt, Unbehagen sitzt in jeder Pore dieses Musikstücks.
Das bereits auf diversen Internetplattformen bejubelte "Bright tomorrow" setzt mit seinen stampfenden Beats und den verhältnismäßig sanften Synthesizern einen freundlichen Kontrapunkt, bis irgendwann die Hälfte des Songs erreicht ist und eine Krachorgie mit einätzendem Geschrei die friedfertige und nahezu entspannende Atmosphäre aufbricht. "Colours move" vereint zum Abschluss noch einmal viele der auf "Street horrrsing" bereits vernommenen Elemente, fügt sie zu einem turbulenten Ende zusammen, welches in einer betäubenden Stille gipfelt, die so unvermittelt eintritt, dass sie die Alpen einfrieren lässt.
Man könnte dieses ganze Unterfangen "Ambient Noise" nennen, es zwischen Drone und mutiertem Pop ansiedeln, um einen Anhaltspunkt dafür zu geben, wo sich diese kräftezehrenden Soundkollagen einnorden lassen könnten. Oder man könnte darauf hinweisen, dass John Cummings von Mogwai seine Hände im Spiel hatte und Bob Weston von Shellac und Mission Of Burma auch sein Scherflein zu "Street horrrsing" beigetragen hat. Doch letztendlich sind es die erschreckenden und betäubenden Phantasien von Andrew Hung und Benjamin John Power, die dieses Stück Nervenkrieg geboren haben. Hier geht es durch den Monsun.
Highlights
- Sweet love for planet Earth
- Ribs out
- Colours move
Tracklist
- Sweet love for planet Earth
- Ribs out
- Okay, let's talk about magic
- Race you to my bedroom - spirit rise
- Bright tomorrow
- Colours move
Gesamtspielzeit: 49:41 min.
Album/Rezension im Forum kommentieren (auch ohne Anmeldung möglich)
Teile uns Deine E-Mail-Adresse mit, damit wir Dich über neue Posts in diesem Thread benachrichtigen können.
(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
Gordon Fraser Postings: 2732 Registriert seit 14.06.2013 |
2015-05-14 22:38:39 Uhr
Das Cover hier ist immer noch falsch herum. ^^ |
Heulender Vogel |
2009-09-14 12:51:40 Uhr
Wuha, bin gerade am saugen, bin schon echt gespannt! |
cargo |
2009-09-14 12:10:19 Uhr
Kommt am 9.10.Das Noise Geschrei haben sie komplett verbannt, zu Gunsten des besten elektronischen Albums dieses Jahr so far. |
Heulender Vogel |
2009-09-14 11:58:34 Uhr
Wiewowas?Hab gar nicht mitbekommen, dass ein neues erscheinen sollte, aaaah! |
cargo |
2009-09-14 11:57:39 Uhr
Das neue Album ist der absolute Wahnsinn. |
Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.
Referenzen
Growing; Belong; To Kill A Petty Bourgeoisie; Excepter; White Rainbow; Wzt Hearts; Atlas Sound; Deerhunter; Lotus Plaza; Ghetto Cross; The Oh Oh Ohs; The Depreciation Guild; Stars Of The Lid; Brian McBride; The Dead Texan; Brian Eno; Lude; Lichens; Fennesz; Aphex Twin; Autechre; My Bloody Valentine; Spiritualized; Mogwai; Giardini Di Mirò; Mono; Daturah; Suicide; Sonic Youth; Xiu Xiu; Swan Lake; Liars; The Gris Gris; Holy Fuck
Bestellen bei Amazon
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv
Threads im Plattentests.de-Forum
- Fuck Buttons - Tarot Sport (74 Beiträge / Letzter am 01.02.2023 - 14:54 Uhr)
- Fuck Buttons - Slow focus (30 Beiträge / Letzter am 25.08.2015 - 17:46 Uhr)
- Fuck Buttons - Street horrrsing (36 Beiträge / Letzter am 14.05.2015 - 22:38 Uhr)