One-Two - The story of Bob Star
Four / Sony BMG
VÖ: 07.03.2008
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Solo für zwei
Wer eigentlich Paul war, interessierte nicht wirklich jemanden. Frauen waren wütend auf ihn, weil er permanent etwas an ihrem äußeren Erscheinungsbild auszusetzen hatte, aber selbst nie in Erscheinung trat. Männer waren genervt von Werbung für Light-Produkte und der Tatsache, dass Paul so selbstbewusst und ungestraft die Frauenkörper im ganzen Land kritisierte. Angelika Express forderten sogar: "Paul muss sterben". Gehaltvoller ist da doch die Frage, die die Franzosen Frédéric Beucher und Séverin Tézenas du Montcel aufwerfen: But who is Bob Star?
Offen gestanden ist Bob eigentlich eher ein unspannender Typ. Okay, er verliert öfter mal den Kopf, und mit den Frauen läuft’s auch nicht unbedingt harmonisch. Der ganz normale Wahnsinn ist das aber wohl eher. Dennoch ist es den Jungs von One-Two gelungen, diese kleine Geschichte in einer schillernden Pop-Oper zu präsentieren. Mit ein paar Disco-Beats und dem immer wiederkehrenden Alleinunterhalter-Keyboard geben einem die Songs auf dem Konzeptalbum "The story of Bob Star" ein heimelig vertrautes Gefühl und strotzen dennoch vor Lässigkeit und dem französischen Charme von Beucher und Téznas du Montcel.
"Something on my mind" beispielsweise beginnt mit besagten Alleinunterhalter-Beats und erinnert ein klein wenig an Supertramp. Später dann wird die Ein-Mann-Show mit Franz-Ferdinand-artigen Schreichören plus tanz- und hüpfbaren Rhythmen angereichert. Die tierisch heiße Braut "Annie Mall" ist nicht nur für Bob eine leicht zugängliche Nummer. Der doppeldeutige Titel, aber auch krachende Gitarren und Textzeilen wie "I like you cause you’re hot" lassen Bobs Situation während einer Umdrehung auf der Tanzfläche nachempfinden. Der mitunter absichtlich durchscheinende Akzent der Franzosen sollte vom Hörer im locker-flockigen "Where’s my head at" nicht nur toleriert, sondern in Form von "Ouuohohoh I don’t know where my head is at" auch gerne mitgesungen werden. Eine kleine Überraschung verbirgt sich schließlich hinter "Where’s your love gone". Das Klavier unterstreicht Bobs traurige Frage. Dann setzt wieder das inzwischen so vertraute Keyboard ein, Streicher, Flöten und ein kleiner Chor gesellen sich dazu, und man möchte einen kurzen Moment nach dem Taschentuch greifen. Doch da sausen die Finger bereits wieder über die Gitarrenseiten. Die fulminante Pop-Oper ist zu Ende.
Es macht Spaß, sich über Bob zu amüsieren, gemeinsam mit ihm zu leiden oder einfach etwas über den Montagmorgenstau vor seinem Fenster zu erfahren. Wie viel Bob tatsächlich in One-Two steckt, bleibt Spekulation. Und egal. Wer keine Lust auf alberne Kennenlernspielchen hat, den lehren One-Two auch ungefragt das Tanzen.
Highlights
- Something in my mind
- Annie Mall
- Where's my head at
- Where's your love gone
Tracklist
- Bob Star
- Something in my mind
- Annie Mall
- Slippery shoes
- Where's my head at
- Me & Hellen
- Monday lane
- Monday forever
- Carry me home
- Where's your love gone
Gesamtspielzeit: 42:38 min.
Referenzen
Timid Tiger; Razorlight; Franz Ferdinand; Supergrass; Supertramp; Rooney; The Feeling; Blur; Kaiser Chiefs; The Police; Shout Out Louds; Tiger Tunes; Ima Robot; Reggie & The Full Effect; They Might Be Giants; Dogs Die In Hot Cars; Nephew; The Alpine; WhoMadeWho; Scissor Sisters; Phoenix; The Killers; The Kooks; The Bravery; Hot Hot Heat; The Strokes; Queen