Caputo - A fondness for hometown scars

Suburban / Soulfood
VÖ: 04.04.2008
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Sucht das Glück
Keine Freunde, keine Frau, kein Geld, keine Plattenfirma. Dieses Leid klagte Keith Caputo auf der Tour zu seinem Album "Hearts blood on your dawn" anno 2006. Zumindest Letzteres wird mit "A fondness for hometown scars" ad acta gelegt. Ansonsten dürfte alles beim Alten geblieben sein, deutet man Caputos Rolle als Leidender, in der er sich weiterhin gebiert.
Der Getriebene, wie Herr Rossi immer auf der Suche nach dem Glück, öffnet nun zum vierten Mal seine Schatulle aus Enttäuschungen, Problemen, Einsamkeit und Depressionen. "I got monsters, how about you?", singt Caputo mit gebrochener Stimme im wohl schönsten und zugleich traurigsten Stück "Got monsters". Problem erkannt, Problem gebannt, könnte man meinen. Nicht so bei Caputo, der sich, anstatt neue Kraft aus dem Unglück zu schöpfen, in einer Abwärtsspirale immer tiefer hinab in sein persönliches Dunkel begibt. Scheitern als Chance? Pustekuchen. Ganz programmatisch tragen die Songs Titel wie "Crawling", "In December" oder "Nothing to lose".
Zweimal ist ein Aufbäumen gegen den Abstieg zu verzeichnen: "Troubles down" und "Devils pride" sind reinster Hardrock, druckvoll und dreckig - und außerdem ein wenig peinlich. Breitbeinig steht Caputo am Mikro, das Gemächt so schwer, dass es am Boden entlang schrubbelt. Scott Weiland von Velvet Revolver dürfte neidisch sein. Die restlichen Songs reiben sich auf an Zerfall und Abstieg. Das Beachtliche an diesen Stücken und an Caputos Songwriter-Qualitäten ist, dass sich trotz aller Tristesse und allem Unbehagen immer irgendwo ein Sonnenstrahl durch den dicken Panzer aus Selbstmitleid bahnt und auf das Klavier, das schwerfällige Schlagzeug, die traurige Gitarre und nicht zuletzt Keith Caputos Stimme scheint. Die Hoffnung ist zum Greifen nah, egal wie tief hinab Caputo fällt.
"I tiptoed up to my daughters room and I saw her monsters, too", singt Keith Caputo am Ende von "Got monsters". Er ist nicht allein mit seinem Verdruss und Elend. Ob aber auch das Glück einmal wieder persönlich an seine Tür klopft, bleibt fraglich. Die letzten Songs des Albums, "Bleed for something beautiful" und "Society's deep sleep", sind es, die die vage Zuversicht auf Erlösung aufrecht erhalten. Zu einer verträumten Trompete schwebt Caputo wie im Schlaf über watteweiche Wolken und entschwindet auf einem Teppich aus sanften Loops und umschmeichelnder Gitarre gen Horizont. Ein neuer Tag wartet.
Highlights
- Sad eyed lady
- Got monsters
Tracklist
- Crawling
- In December
- Troubles down
- In this life
- Nothing to lose
- Sad eyed lady
- Silver candy
- Got monsters
- Son of a gun
- Devils pride
- Bleed for something beautiful
- Society's deep sleep
Gesamtspielzeit: 49:45 min.
Referenzen
Chris Cornell; Dave Navarro; Eddie Vedder; Newton Faulkner; Scycs; Greg Dulli; The Twilight Singers; The Afghan Whigs; The Gutter Twins; Mark Lanegan Band; Soulsavers; Life Of Agony; Velvet Revolver; Audioslave; Sevendust; The Good Life; Jeff Buckley; Sophia; The National; Nick Cave & The Bad Seeds; Mark Eitzel; Damien Rice; Richard Ashcroft; Bright Eyes; Neil Young; John Frusciante
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