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Panic At The Disco - Pretty. Odd.

Panic At The Disco- Pretty. Odd.

Decaydance / Fueled By Ramen / Atlantic / Warner
VÖ: 22.03.2008

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Dr. Pepper's Lonely Hearts Club Band

Endlich kein Grund zur Panik! In Las Vegas wurde kräftig ausgemistet, und erstes Opfer ist ein Ausrufezeichen: Panic At The Disco verzichten von nun an auf dramatisch schreiende Interpunktion und ihren Status als selbst erfüllende Prophezeiung der Indie-Disse. Von heute auf morgen haben sie die Elektro-Hektik vor die Tür gesetzt, und auch knietief im Emo watet die Band längst nicht mehr. Stattdessen mietet sie für "Pretty. Odd." einen ganzen Haufen Löwen, Elefanten, Clowns und andere Skurrilitäten und gibt ungeniert die Hausband in Sergeant Pepper's Lonely Hearts Club Circus. Manege frei für dressierte Raubtiersongs, Konfetti-umwehte Orchester-Attraktionen, verschmitzte Beach-Boys-Tortenschlachten und ungesehene Songwriting-Trapezakrobatik! Treten Sie näher! Kommt einer, kommen alle!

Irgendwo zwischen Kinderliedern und Avantgarde entfalten Panic At The Disco ihren musikalischen Gemischtwarenzirkus. Farbenfroh und harmoniesüchtig sucht und findet er die alten Breaks und Rhythmuswechsel, ist darüber hinaus aber auch so verspielt wie ein junger Hund, der durch buntes Orchester-Instrumentarium stolpert, dem dutzendfach verknoteten roten Faden in den Songstrukturen hinterher irrt und schließlich staunend vor den eigenen Backgroundchören endet. Es braucht nur die knackige Höreransprache "We're so starving", schon ist man gefangen und von jeder Angst befreit, dass diese Band ihren Zweitschlag im Mittelmaß versemmeln könnte: "You don't have to worry / We are still the same band". Dieselbe Band, plus tausend neue Töne.

Bei aller Eingängigkeit des fröhlichen Reigens an Mitsingmelodien bleibt jedes Stück eine kleine Abenteuerfahrt. "Do you know what I'm seeing?" führt seine mehrstimmigen Harmonien auf immer neuen Pfaden in die Melancholie und zurück. Die knallbunte Single "Nine in the afternoon" umschmeichelt sich selbst mit Bläsern und Streichern, und "That green man (Things have changed)" ist ein zuckersüßer Midtempo-Popsong mit unerwartet schneller Bridge. Das balladeske "Behind the sea" singt Gitarrist Ryan Ross fest im Würgegriff der Fab Four, in dem sich ohnehin zwei Drittel des Albums befinden, und in "She had the world" darf er zusammen mit Sänger Brendon Urie für eine klassisch inspirierte, wunderschöne Ballade mit Cembalo und Streichern ans Mikro. Auch andere Songs brechen das schwelgerische Überangebot an poppigem Wohlklang auf: "Folkin' around" hält genau, was es verspricht, "Pas de cheval" liefert einen Pferdegalopp-Beat, und "I have friends in holy spaces" holt mittels Radiostimme und Ukulele den Swing der 20er Jahre ins Album.

Am Ende stehen die Killer-Hookline von "Mad as rabbits" und die Erkenntnis, dass "Pretty. Odd." vor allem "mad" und außerdem ein sehr gutes Zweitwerk ist. Keine einzige Note riecht nach den Kompromissen oder Zugeständnissen an Tanztempel oder Radio, die man nach dem dortigen Erfolg von "A fever you can't sweat out" befürchtet hatte. Stattdessen begraben Panic At The Disco abgeklärt die Erfolgsformel ihres Debüt-Feuerwerks, gönnen sich musikalische Reifeprozesse im Zeitraffer und verhöhnen jeden Anflug von Stagnation mit einer beeindruckend elaborierten Alte-Helden-Huldigung. So entspannt und cool muss man Erwartungshaltungen erst mal aushebeln. Von Panik meilenweit entfernt.

(Dennis Drögemüller)

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Highlights

  • Nine in the afternoon
  • Do you know what I'm seeing?
  • That green gentleman (Things have changed)
  • Mad as rabbits

Tracklist

  1. We're so starving
  2. Nine in the afternoon
  3. She's a handsome woman
  4. Do you know what I'm seeing?
  5. That Green Gentleman (things have changed)
  6. I have friends in holy spaces
  7. Northern downpour
  8. When the day met the night
  9. Pas de cheval
  10. The piano knows something I don't know
  11. Behind the sea
  12. Folkin' around
  13. She had the world
  14. From a mountain in the middle of the cabins
  15. Mad as rabbits

Gesamtspielzeit: 48:42 min.

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