Moby - Last night
Mute / EMI
VÖ: 28.03.2008
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Die Macht der Nacht
Was hat Moby nicht schon alles gemacht! Mission Of Burma, Joy Division und sogar die James-Bond-Titelmelodie gecovert. In seiner knapp zwanzigjährigen Karriere sämtliche Musikstile durchexerziert, derer er habhaft werden konnte - zuletzt war auf "Hotel" breitbeiniger 80s-Pop an der Reihe. Er hat Jesus Christus gepriesen, sich vehement für den Tierschutz eingesetzt und ein veganes Restaurant eröffnet. Dabei hatte alles ganz anders angefangen mit dem New Yorker Ex-Punk Richard Melville Hall, der mal ein Stück mit unfassbaren 3000 BPM aufgenommen hatte. Es war eine astreine Wandlung von der bizarren Ausnahmeerscheinung zum konsensfähigen Popstar, nachgezeichnet vor eineinhalb Jahren auf der Best-of-Kopplung "Go".
Auf "Last night" wählt Moby einen neuen Ansatz: Eine Disconacht soll das Album simulieren, angefangen bei zuhause gehörter Musik zum Einstimmen über donnernde Dancefloor-Ausraster zur besten Clubzeit bis hin zum chilligen Finale. Und wer gerade rätselt, wie sich das auf Platte anhören könnte, der hat entweder ein kurzes Gedächtnis oder schlicht die Ära der großen Rave-Hymnen nicht miterlebt. Moby macht auf "Last night" nämlich wenig anders als zu der Zeit, in der seine Hits noch "Go" oder "Feeling so real" statt "Lift me up" hießen.
Hektisch preschen leicht angebreakte Beats nach vorne, werden mit geloopten Crowd-Geräuschen gekoppelt und landen schließlich auf Rap-Passagen und großkariertem Divengesang. Soll der Rest der Welt es ruhig für eine bescheuerte Idee halten, HiNRG-Soul wiederzubeleben, housige Oma-Pianos zu exhumieren und die alten Inner-City-Scheiben wieder aus dem Keller zu holen - Moby hat mit all diesen Versatzstücken einer längst überholten Clubkultur einen Heidenspaß. Und wer weiß: Vielleicht sind sogar Drogen im Spiel. Und sei es nur, um den lästigen Nimbus des veganen Jesus-Freaks abzuschütteln, den er ohnehin nie unterschrieben hat.
So gesehen bietet "Last night" eine Angriffsfläche, die locker in den Grand Canyon passen würde. Und dass solche Musik in den Nuller Jahren im Grunde kein Mensch mehr hören muss, stimmt nüchtern betrachtet zunächst. Doch dann muss auch die Frage gestattet sein: Wer bitte schön geht tanzen und möchte dabei nüchtern bleiben? Wenn erst mal agil durchlaufende Sequenzen aus den Boxen hoppeln und dreckig angerissene Soul-Gesangsfetzen auf die perfide Monotonie technoider Beats treffen, ist es längst zu bzw. sehr spät, und plötzlich passt alles zusammen. Die Tanzfläche wird zur unaufhaltsam morphenden Suppe. Was die vermutlich dicke Frau aus der Konserve da singt, verliert seine eigentliche Bedeutung und wird zu etwas, auf das sich kurzzeitig alle einigen können, ohne ein Wort darüber zu verlieren.
Einem Titel wie "Everyday it's 1989" stimmt man unumwunden zu, die blutige Rache des überlebensgroßen Huhns an einem Fastfood-Tycoon im Video zu "Disco lies" verschwindet vor dem geistigen Auge, und selbst die billigsten Bauernfänger-Tricks in einigen Stücken glitzern verzeihlich. Dass Moby damit durchkommt, liegt an seinem Wissen um das manipulative Potenzial von Discomusik, das er auf "Last night" bis zum Letzten ausschöpft. Die Herren Deichkind können jedenfalls schon mal etwas enger zusammenrücken, um der zweitschlechtesten Platte Platz zu machen, die je auf diesen Seiten 6/10 Punkte eingeheimst hat. Aber eng kann ja auch gemütlich sein. Im Club zum Beispiel.
Highlights
- Everyday it's 1989
- Alice
- Disco lies
Tracklist
- Ooh yeah
- I love to move in here
- 257.zero
- Everyday it's 1989
- Live for tomorrow
- Alice
- Hyenas
- I'm in love
- Disco lies
- The stars
- Degenerates
- Sweet apocalypse
- Mothers of the night
- Last night
Gesamtspielzeit: 62:45 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Watchful_Eye |
2008-03-09 20:59:02 Uhr
Den Song dahinter find ich aber garnicht schlecht. Einer der besseren von Moby, auch wenn er sehr poppig ist und sich auf Dauer sicherlich ausnudeln wird. |
Menikmati |
2008-03-09 20:07:29 Uhr
das ist ja jetzt wohl ein schlechter scherz? wenn dem nicht so ist, dann schaufelt sich moby sein eigenes grab. der glaubt bestimmt auch, dass seine vorfahren als huhn reinkarniert haben... |
Armin |
2008-03-09 20:01:06 Uhr
MOBY - CHICKEN GOT FEELINGS TOOspaltet mit kontroversem Video die Gemüter ACHTUNG: VÖ der Single am 14.03.08 "Ich finde es wichtig, über Verantwortung nachzudenken. Jeder Mensch trägt die Verantwortung über sein eigenes Tun und Lassen." sagt Moby über sein neues Video Disco Lies, "und Hühner haben auch Gefühle. Die Hühner in den Legebatterien - sie leiden". Mit seinem neuen Video setzt Veganer Moby, der sich außerdem schon lange aktiv für Tierrechte einsetzt, ein Statement gegen die Fleischindustrie. Er sagt: "Die Fleischproduktion trägt maßgeblich zur hohen CO2-Emission bei. Die Viehzucht verursacht mehr Treibhausgase als das Autofahren. Es ärgert mich, dass dieser Punkt in der ganzen Diskussion um die globale Erwärmung kaum zur Sprache kommt!". Moby selbst ist sich seiner Verantwortung bewusst. "Ich verzichte nicht nur auf Fleisch und Fisch, sondern auf alle tierischen Produkte, auf Eier, Milch, Käse. Selbst wenn es weh tut". ---------------------------------------------------------- Moby - Disco Lies - Single - VÖ 14.03.08 Real Media Player: http://www.emiextranet.com/stream/12506/78339.ram Windows Media Player: http://www.emiextranet.com/stream/12506/78341.asx ---------------------------------------------------------- ECKDATES: VÖ Single "Disco Lies" am 14.03.08 auf Mute/EMI Music Germany VÖ Album "Last Night" am 28.03.08 auf Mute/EMI Music Germany |
Menikmati |
2007-12-12 19:03:52 Uhr
ein bisschen verdächtig viel lobhudelei..gespannt bin ich trotzdem. |
Armin |
2007-12-12 18:31:04 Uhr
Moby – neues Album: \"Last Night\" am 7. März 2008Nach den meditativen elektronischen Klängen seiner 2002er Veröffentlichung „18“ und dem Nr. 2 Chart-Album „Hotel“ aus dem Jahr 2005 wird Moby auch mit seinem brandneuen Longplayer „Last Night“ die Tanzflächen dieser Welt erobern. Rave-Hymnen, die an den \"Smiley\"-Techno der späten 80er erinnern, kosmische Eurodance-Nummern im Stil von Giorgio Moroder, undergroundiger Oldschool-Hip Hop oder chillige Downtempo-Atmosphären – die 15 Songs auf „Last Night“ katapultieren uns auf eine Zeitreise durch die verschiedenen Stile und Sound-Moden, die uns in den letzten Jahren haben extatisch abfeiern lassen. Moby lässt auf seinem neuen Meisterstück dabei gekonnt seine musikalischen Wurzeln Revue passieren und eröffnet gleichzeitig den enthusiastischen Blick in die Zukunft elektronischer Club-Klangwelten. \"Last Night\" wird am 7. März 2008 bei EMI Music Germany (Mute) veröffentlicht. Moby sagt selbst über „Last Night“: „Es ist etwas mehr tanzorientierter und elektronischer als meine letzten Alben, vielleicht ein Ergebnis meiner DJ-Leidenschaft, die ich wiederentdeckt habe. Und es hat einige interessante Gast-Sänger. Mein Favorit ist der Rapper in „I Love To Move In Here“. Sein Name ist Grandmaster Caz und er war einer der Komponisten von “Rappers Delight”. Er rappt seit 1975 und ich bin wirklich glücklich, ihn auf der Aufnahme zu haben.“ Aufgenommen wurde „Last Night“ in Mobys Home-Studio in Manhatten und gemixt von Dan Grach-Maguerat, der bereits mit Radiohead und den Scissor Sisters zusammen arbeitete. Als Gast-Sänger sind zu hören: MC Grandmaster Caz, Sylvia von Kudu, MC Aynzli und die Nigerian 419 Crew. MC Aynzli und die Nigerian 419 Crew kann man auf der ersten Singleauskopplung „Alice“ bewundern. Zu diesem Song hat Moby eine amüsante Hintergrundgeschichte: „Der Song „Alice“ entstand eigentlich aus einem Fehler heraus. Ich habe ein Effektgerät, ein sehr altes Distortion-Pedal, und ich habe gerade eine Basslinie mit diesem Gerät gespielt als plötzlich irgendwas im Pedal kaputt ging und es eine merkwürdige aber fantastische Rückkopplung gab. Daher startet der Song mit diesem komischen Bass - Sound. Ein wirklich glücklicher Fehler, weil es eigentlich nicht so klingen sollte. Nachdem ich den Song geschrieben hatte, habe ich ihn an Aynzli und die 419 Crew geschickt, die diese großartigen Vocals auf dem Track eingesungen haben. Aynzli´s Stil ist so derb und flüssig - ich bin mir sicher, dass er eine große Karriere vor sich hat. Die 419 Crew zeichnet sich durch den ständigen Wechsel zwischen ihrer Landessprache, Nigerianisch, und Englisch aus.“ www.moby.com www.mute.de www.emimusic.de |
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Referenzen
Voodoo Child; The Orb; Coldcut; Orbital; The Future Sound Of London; Fluke; Basement Jaxx; Groove Armada; The Blue Boy; Faithless; Leftfield; The Chemical Brothers; Bentley Rhythm Ace; 808 State; K-Klass; Soul II Soul; Inner City; Bomb The Bass; William Orbit; Luke Slater; Frankie Knuckles; Armand van Helden; Beats International; Stereo MCs; Dub Pistols; DJ Shadow; Nightmares On Wax; Röyksopp; Zero 7; Millenia Nova; Faultline; Air; Death In Vegas; Gus Gus; Recoil; Turtle Bay Country Club; International Pony; Bent; Deviant Electronics; Hercules And Love Affair; Intermix; Burial; Boxcutter; Kruder & Dorfmeister; Tanga; Waldeck; Sofa Surfers; Turner; Bowery Electric; Computerjockeys; Biosphere; Trentemøller; Deep Dish; MJ Cole; Artful Dodger; Candi Staton; A Guy Called Gerald; Antipop Consortium; Robert Miles