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Blackmail - Tempo tempo

Blackmail- Tempo tempo

City Slang / Universal
VÖ: 28.03.2008

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Cliffhanger

Mal angenommen, Blackmail würden ihren 15. Bandgeburtstag mit großem Festbankett feiern, und man sollte da jetzt eine Laudatio halten: Es bliebe einem gar nichts anderes übrig, als freundlich beschwipst in Nostalgie zu versinken, weil sie im Kern ja doch immer dieselben geblieben sind. Man würde das nicht mal hintenrum bewertend oder gar beleidigend meinen und sollte vermutlich schnell auf den Unterschied zwischen "dieselben sein" und "dasselbe machen" hinweisen, bevor Guido Lucas oder sonst wer noch einen Riot startet. Aber es ist halt so, dass rund um Blackmail immer schon die kleinen Detailverschiebungen mit großer Leidenschaft besprochen wurden. Die Größe der Gucklöcher in den Soundwänden, das Lautstärkeverhältnis zwischen Gitarren und Gesang - Freunde und Feinde füllen da seit jeher ganze Diskussionsforenseiten, während ungebrochen gilt: Jeder Blackmail-Song hätte auf jeder Blackmail-Platte sein können.

Eine große Generalüberholung will auch das sechste Studioalbum "Tempo tempo" gar nicht erst anzetteln. Der Weg vom elf Jahre alten Hochgebirgs-Rock aus "Red rum" zu den halbakustischen Selbstversicherungen der neuen Single "The good part" ist natürlich lang, aber es gibt da durchaus gerade Linien, sinnstiftende Zusammenhänge und zahlreiche Erinnerungsstützen am Straßenrand. Kurt Ebelhäuser hat immer schon Gitarre gespielt wie niemand sonst, druckvoll, ergebnisorientiert, verkehrtherum und trocken, als hätte er eigentlich gar keine Zeit gerade. Aydo Abays Gesang kam stets aus der anderen Richtung, ließ sich schon mal abdrängen oder für mehr Leichtigkeit begeistern. Und seine assoziativen, sprunghaften Texte lassen sich bis heute nur ungern auf Konkretes festnageln. Es liegt wahrscheinlich sogar an dieser Beständigkeit, dass man plötzlich so hässliche Worte wie "souverän", "abgeklärt" oder "routiniert" benutzen will, um ein Blackmail-Album zu beschreiben.

"Tempo tempo" steht im Zeichen eines Sounds, der über Jahre ausdefiniert und verselbständigt wurde und sich dementsprechend unter Kontrolle hat. Es gibt hier ein schroffes Gitarrenhackbrett wie "Mine me I", das nicht nur George Harrisons verwegenere Zicken problemlos auf den Kopf stellt. Es gibt wieder den Männerchor von "Aerial view", der gegen das raue Wetter im lustvoll zerlegten "(Feel it) Day by day" ankämpfen muss. Es gibt auch das Lied mit dem länglich ausgeschlachteten Outro, diesmal "It's always a fuse to live at full blast", das mit zwei Geigen ein ganzes Orchester imitiert und in einer nervösen Treibjagd endet, die so weit aus allem herausragt, dass sie einem gleich noch das einzige Problem der Platte miterklärt. Sie ist selten unberechenbar, nie wirklich wahnsinnig. Sie kann alles so gut, dass sie keine Risiken mehr eingehen muss.

Wenn sie es doch tut, passieren Songs wie "U sound" - nicht das beste Stück hier, aber eines der gerisseneren, dem erst das Schlagzeug zerfällt, bevor fernöstlich angehauchte Gitarrentricks die nächste Brücke zu George Harrison bauen. Auch wie Abays benebelter Gesang im stockenden Opener "False medication" den Songtitel nachempfindet, weist keine Abnutzungserscheinungen auf; der Song ist schon allein deshalb bezeichnend, weil ihm eine Platte folgt, die Blackmail wohl selbst unter den widrigsten Umständen noch genauso auf den Punkt gebracht hätten. Anders als ihr Frühwerk oder auch "Friend or foe?" lehnt sich "Tempo tempo" nicht gegen die Kraft der Naturgewalten auf, liebäugelt aber genauso wenig mit dem Popappeal von "Bliss, please" oder "Aerial view". Es steht irgendwo dazwischen, selbstsicher und -bestimmt, als Übergangsplatte, die irgendwie an die falsche Stelle in der Diskographie gerutscht sein muss.

(Daniel Gerhardt)

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Highlights

  • Mine me I
  • (Feel it) Day by day
  • It's always a fuse to live at full blast

Tracklist

  1. False medication
  2. Mine me I
  3. (Feel it) Day by day
  4. The good part
  5. It's always a fuse to live at full blast
  6. Shshshame
  7. Speedluv
  8. U sound
  9. The mentalist
  10. Swinging exit pleasure
  11. So long goodbye

Gesamtspielzeit: 45:06 min.

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User Beitrag

Affengitarre

User und News-Scout

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Registriert seit 23.07.2014

2024-11-10 13:07:18 Uhr
So, jetzt durfte ich den Titeltrack auch endlich hören und ja, definitiv ein Highlight, von dem das reguläre Album klar profitiert hätte. Ansonsten ist das für mich schon klar das schwächste Blackmailalbum mit Abay, auch wenn da immer noch viele gute Sachen drauf sind. Die Highlights von MACHINA + den Titeltrack würde ich wohl so unterschreiben.

Affengitarre

User und News-Scout

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Registriert seit 23.07.2014

2024-11-08 19:51:47 Uhr
Haha. Aber ich mag das, wenn alternative Versionen andere Titel bekommen. Ähnlich wie „Hyper Chondriac Music“.

Felix H

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

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Registriert seit 26.02.2016

2024-11-08 19:06:30 Uhr
Ja, scheinen nur die 12-Track-Version zu haben. Auf der Deluxe ist der Titeltrack der Closer. Zusätzlich gibt es noch eine ruhige Version von "The Mentalist" und es wurmt mich, dass die nicht "The Sentimentalist", sondern "The Sensualist" heißt.

Affengitarre

User und News-Scout

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Registriert seit 23.07.2014

2024-11-08 17:15:04 Uhr
Ah, okay. Hatte den im Streaming leider nicht gefunden.

Felix H

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

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Registriert seit 26.02.2016

2024-11-08 16:54:45 Uhr
Titeltrack.
Leider nur Bonustrack.
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