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Mother Tongue - Follow the trail

Mother Tongue- Follow the trail

Signs Of Life / www.mothertonguelives.de
VÖ: 16.02.2008

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Außergewöhnliche Spuren

Mother Tongue sind keine gewöhnliche Band. Die vier aus Los Angeles sind allesamt Ausnahmetalente an ihren Instrumenten, und mindestens drei von ihnen sind außerdem mehr als passable Sänger und Songwriter mit eigenem Charakter. Über Mother Tongue als Band sagt das aber noch reichlich wenig aus. In einer solchen Konstellation sind musikalische Meinungsverschiedenheiten ja im Grunde programmiert. Üblicherweise entsteht beim Aufeinanderprallen zweier oder mehrerer Ideen ein Spannungsfeld, eine Konkurrenz, die sich in Energie entlädt. Bei Mother Tongue funktioniert die Zusammenarbeit grundlegend anders.

Angenehmerweise bewegt sich die Größe der Egos der Musiker in einem sehr bescheidenen Rahmen. Statt sich in vielleicht sogar fruchtbaren musikalischen Kleinkriegen und Scharmützeln zu verlieren, bündeln Mother Tongue ihre Energien, denn sie sind Getriebene, müssen augenscheinlich immer wieder gegen innere und äußere Dämonen ankämpfen. Regelmäßig suchen sie das Gemeinsame in ihren unterschiedlichen Einflüssen und Vorlieben, denn sie haben ein "Monster to feed". Eine Aufgabe, bei der jeder für sich auf verlorenem Posten stünde. Nur zusammen können sich Mother Tongue wirklich befreien. "Together released" darf da als programmatischer Titel verstanden werden. In einem weniger als drei Minuten langen Befreiungsschlag entfesselt die Band ein psychedelisches Feuerwerk der Extraklasse.

Doch der Kampf ist nicht immer so leicht zu gewinnen. Das zeigt sich schon in der oft dunklen Grundfarbe der Songs auf Mother Tongues neuem Album. Vodergründigen Spaß, krachende Gassenhauer und wolkenlose Sommertage sucht man auch auf "Follow the trail" vergeblich. Stattdessen gibt es im herzzerreissend schönen "Nightbird sing" rückhaltlose Hoffnung in einer lauen Nacht oder die "Silhouette", deren zerbrechliche Gesangsmelodie von einer kräftig zupackenden Basslinie beschützt wird. Dazu trägt eine Feedback- und Wahwah-geschwängerte Gitarrenwand ihren federleicht perlenden Bruder in luftige Höhen. "Ha ha" fleht zu einem atemlos treibenden Beat auf dicken Gitarren- und Keyboardteppichen: "I'm a song / Sing along with me / Bring your pain and your death and your sex and your love and come on." Mother Tongue können und wollen helfen.

Am Ende des Albums finden sich noch zwei ganz besondere Perlen. Das erratische "Always forever" kreist hypnotisch pendelnd um die alltagsphilosophischen Fragen des Lebens. Die Antworten bleiben selbstredend in der Musik verborgen. Ein solcher Song kann nicht auf Anhieb zünden, brennt sich dann aber umso nachhaltiger im Gehirn fest. "Wolf" schließlich beißt schon schneller zu, auch wenn diese Formulierung nicht so recht zu dem spartanischen Dunkelblues in Überlänge passen will. Während der ausufernde, instrumentale Schlusspart verklingt, hat man die erste Gelegenheit, die Masse an Eindrücken, Bildern und Emotionen zu verarbeiten. Ausrollen nach einer wilden Achterbahnfahrt. Konzeptionell der Höhepunkt der Platte.

"Follow the trail" ist als Album deutlich zerrissener als der Vorgänger "Ghost note". Ein Drittel der Songs ist den Fans, wenn auch in leicht veränderten Versionen, von den beiden EPs aus den zwei vergangenen Jahren bekannt. Und trotz der großen Zahl wirklich außergewöhnlich intensiver Songs ist auch immer wieder spürbar, dass "Follow the trail" eine schwere Geburt war. Für eine Plattenfirme jedenfalls war die fast drei Jahre dauernde, sehr wechselhafte Entstehungsgeschichte des aktuellen Werkes ein zu großer Unsicherheitsfaktor. Der Vertrieb wird in Deutschland und Europa von der Fanseite www.mothertonguelives.de organisiert. Ansonsten kann man das Album natürlich auf den Konzerten der Band erwerben. Und das ist sowieso die beste Möglichkeit, sich davon zu überzuegen, dass Mother Tongue keine gewöhnliche Band sind.

(Rüdiger Pater)

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Highlights

  • Silhouette
  • Monster to feed
  • Nightbird sing
  • Always forever
  • Wolf

Tracklist

  1. Mayday
  2. Silhouette
  3. Monster to feed
  4. Nightbird sing
  5. Outside looking in
  6. Ha ha
  7. Believing
  8. Together released
  9. Upon a time
  10. Always forever
  11. Wolf

Gesamtspielzeit: 40:20 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Mayakhedive

Postings: 2514

Registriert seit 16.08.2017

2022-10-26 09:22:01 Uhr
In der Playlist läuft gerade "Silhouette" und erinnert mich daran, was für eine völlig geile und absurderweise weitgehend ignorierte Band das doch ist.
Auf den Fakt, dass die gerade in ihrem Heimatland so ein absolutes Nischendasein fristen (noch immer kein Artikel im englischsprachigen Wiki, falls ich nicht zu blöd zum Suchen bin), werde ich mein Leben lang nicht klarkommen. Völliges Unverständnis.
automatic
2016-08-23 18:46:47 Uhr
Wie Walenta bereits angekündigt hat, gibt es ab Ende September das Album auf Vinyl. Vorbestellen kann man direkt über das Label: http://lonestar-records.blogspot.de/

Dan

Postings: 358

Registriert seit 12.09.2013

2016-07-27 00:55:28 Uhr

Die CD kann man auch noch erwerben. :)

Demon Cleaner

User und Moderator

Postings: 5646

Registriert seit 15.05.2013

2016-07-25 19:44:01 Uhr
Und das ist noch ihre schwächste Platte...

Walenta

Postings: 334

Registriert seit 14.06.2013

2016-07-25 17:23:34 Uhr
Bei den aktuellen Konzerten liegt übrigens ein Flyer auf, der eine (auf 500 Stück limitierte) Vinylversion der Platte ankündigt...
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