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Nicoffeine - Admiring those artholes

Nicoffeine- Admiring those artholes

Blunoise / Al!ve
VÖ: 25.01.2008

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Trommelfeuer

Stell Dir vor, Du bist eine Comic-Figur. Und zwar eine der klassischen, aus den Warner-Bros-Cartoons. Stell Dir vor, es ist mal wieder niemand da, der Dir rät: "Schauen sie lieber nicht in diesen Auspuff." Stell Dir vor, wie Du Dich tief in die Hüfte beugst, eine Hand rätselnd zur Kinnlade führst, das linke Auge schließt. Wie Dein dezent-charmanter Sprachfehler (ein Lispeln vielleicht oder Karottenscheiben zwischen den Hauern, lustigerdings und bezeichnenderweis) gerade noch ein argwöhnendes "Also ich weiß nicht recht…" hervorgluckst. Bevor der Hahn quadratkilometerweit aufgerissen wird. Feuer spuckt. Haare, Haut, Zahnfleisch gar, nach hinten brennt. Stell Dir vor, wie Du dann dastehst, die Pose gehalten, der Blick hingegen erstaunt (untertrieben) und der Wille gebrochen (leider wahr). Kannst Du nicht? Dann erst Recht: Asche auf Dein Haupt. Nicoffeine, jener Noiserock-Bolide aus dem Hause Blunoise, nimmt mit "Admiring those artholes" seinen dritten Anlauf. Und, wie immer: Man funkt am besten bereits Tage vorher schon mal vorsorglich S.O.S.

Ohrfeigen, Arschtritte, Nackenschläge - "Admiring those artholes" verteilt all das im Sekundentakt. Man könnte beinahe glauben, gerade verprügelt zu werden. Es quietscht, es kracht, es brüllt Unverständliches, es schlägt wild um sich, es wummert von unten rauf bis in die Haarspitzen, lässt die Darmzotteln erzittern. In all seinen Berserker-Momenten hat "Admiring those artholes" beinahe die zerstörerische Energie der Louisviller Math-Rock-Heroen Rodan. Und auch sonst ist die Sprungweite zwischen Noise-, Math- und Post-Rock für Nicoffeine merklich geschrumpft. Was Mogwai teils in den Outros ihrer Songs ausrichten (erinnert sei an das herrlich kompromisslose "My father, my king"), das walzt etwa "Vanity dear rarity" auf 20 Minuten zum Grundkonzept platt.

Von Melancholie und ihren Spannungsberechnungen haben Nicoffeine hingegen nur vom Draufspucken was gehört. Drummer Norman Achenbach - mittlerweile ersetzt durch Jörg A. Schneider (Les Hommes Qui Wear Espandrillos, Gaffa) - hat neben Mastermind Sohyel Nassary - der in Web und Video seit Jahren auch den Look von blunoise mitgestaltet - und Bassist Christian Jung hier endlich wieder Freispiel, was das exzellente Können dieses Ausnahmeschlagzeugers in einen wahren Orkan verwandelt.. Dass Guido Lucas hinter den Reglern die Stimmung genüsslich weiter anheizt, sollte hingegen selbstverständlich sein.

"Admiring those artholes" platzt andauernd aus allen Nähten, allerdings ist bei all dem Budenzauber und Trommelfeuer jeder Snareschlag, jedes noch so kurze Feedback wohlgesetzt und arrangiert. Gespielte Uferlosigkeit, die sich nie auch nur für fünf Sekunden zurückhält, aber den ganzen Lärm auch als fest und eng sitzendes Korsett nutzt. Wer Krach generell nicht vertragen kann, der ist hier von vorn herein nicht eingeladen. Alle anderen können sich jedoch über dem immer noch ausgestellten Entenpodex schon mal das qualmende Näschen blasen. Die Pose weiter halten, das Taschentuch flattern, den Luftstrom hingegen geradewegs ins Gehirn schießen lassen: Druckausgleich, bitte jetzt!

(Tobias Hinrichs)

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Highlights

  • Motorcrossdress
  • Vanity dear rarity

Tracklist

  1. Davood's curse
  2. Motorcrossdress
  3. Vanity dear rarity
  4. Yoko mono
  5. Plastik & Blut
  6. City of R'n'R

Gesamtspielzeit: 47:55 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Interessant
2014-12-04 23:15:27 Uhr
interessant
krachmacher
2014-12-04 22:59:42 Uhr
total unterbewertete band!

The MACHINA of God

User und Moderator

Postings: 33857

Registriert seit 07.06.2013

2013-09-18 17:33:14 Uhr
Bin erst jetzt auf die aufmerksam geworden durch die Rezension zur aktuellen Scheibe. Klingt sehr chaotisch, aber interessant.
Dazer
2008-03-11 19:53:23 Uhr
hier kann man übrigens reinhören: http://www.myspace.com/nicoffeinemusic
viel spass!
Dazer
2008-03-10 07:43:43 Uhr
schöne rezi. und ziemlich treffend ;)...nur aufgepasst, es ist nicht der jörg, der auf der platte an den drums zu hören ist! ansonsten: anhören!!! wer krach mag, kommt an 'admiring those artholes' nicht vorbei.
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