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The National Bank - Come on over to the other side

The National Bank- Come on over to the other side

Emarcy / Vertigo / Universal
VÖ: 22.02.2008

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Kapitalversprechen

Neulich, als der Mond mal wieder sternhagelvoll durch die Nacht torkelte, wurde Thomas Dybdahl äußerst unsanft aus seinem wohl verdienten Singer/Songwriter-Schlaf gerissen. Er wachte mit schweißgetränktem Norweger-Pulli auf, griff reflexartig zu Stift und Papier und notierte diesen furchtbaren Alptraum: Eine Horde Ordnungshüter wollte das zweite Album seiner Nebenbei-Formation The National Bank einbuchten - sie verdächtigten "Come on over to the other side", illegal als Lockruf für ein Liechtensteiner Kreditinstitut zu arbeiten. Man hat es nicht leicht mit der Polizei, wenn man so ähnlich wie Diebstahl heißt.

Dabei sind Dybdahl und seine vier Komplizen - zwei von ihnen, die Brüder Martin und Lars Horntveth, könnte man auch als Mitglieder der Nu-Jazz-Band Jaga Jazzist kennen - nun wirklich viel zu solide für derlei zwielichtige Aktivitäten. Sie jonglieren rhythmische Raffinessen mit der Hyperpräzision eines Uhrmachers und der Souveränität eines Poker-Champions, bauen ihren adrett angejazzten Harmonien ein schickes Loft aus Glas, Edelstahl und ergonomisch geformten Grooves und engagieren einige Hundertschaften exquisiter Instrumente, die insektengroßfamiliengleich aus allen Ritzen krabbeln, sich bei näherer Betrachtung jedoch im cleveren Mimikry-Modus ins Gesamtbild puzzeln. An Dybdahls naturbelassenes Solo-Schaffen erinnert hier kaum etwas - höchstens das rustikale Lagerfeuerliedchen "Something new".

In bester bankkaufmännischer Manier wird der Kunde im Opener "Home" zunächst ganz sachte umgarnt: mit dem sanften Crescendo einer keltischen Harfe, die aus dem Nichts zu kommen scheint und Dybdahl anmutig zum Dancefloor führt, wo ein ausgesprochen feister Disco-Beat das Ende der Tour-Einsamkeit herbeisehnt: "After endless weeks apart / Passion will kickstart / Anticipating hearts / Longing to glow." Dieser Weg wird ein leichter sein - The National Bank haben mehr als genug Benzin im Funk, manchmal allerdings auch etwas zu viel. Zum Beispiel, wenn die großzügig eingesetzten Synthesizer mit stumpfen Klingen an der perfekten Schnittigkeit scheitern - vor allem im finalen "Make it burn" - oder wenn Dybdahls Kopfstimme sich in Höhen vorwagt, in denen selbst für die Bee Gees die Luft dünn würde.

Dennoch haben The National Bank eine Menge attraktiver Kapitalanlagen zu bieten - nicht ohne Grund residierte bereits ihr Debüt 25 Wochen lang auf dem Thron der norwegischen Charts: Da wäre zunächst ihre immens wertsteigernde Virtuosität, gefolgt von einer unbändigen Spielfreude, die beinahe jeden der elf Songs als Jam-Session ausklingen lässt und auch gerne nahtlos von einem Stück ins nächste gleitet. Da wäre der "Cubicle man", der ganz offensichtlich Verwandtschaft in Phoenix hat, die lieblich groovende Siebziger-Jahre-Ballade "Family", deren vollbärtiger Harmoniegesang behutsam den Refrain karamellisiert, und der trotz schwingenden Tanzbeins mit ruhiger Hand gezogene Beziehungsschlussstrich "Let go". Dass die zweite Albumhälfte qualitativ etwas abnimmt, fällt nicht weiter ins Gewicht - The National Bank bleiben locker im Plus. Aber das darf man von einem Kreditinstitut ja auch schließlich erwarten.

(Ina Simone Mautz)

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Highlights

  • Home
  • Family
  • Let go
  • Something new

Tracklist

  1. Home
  2. Cubicle man
  3. Family
  4. Let go
  5. Taste of me
  6. From that day to this
  7. The balladeer
  8. Something new
  9. Styrofoam
  10. Some paper on the bedroom floor
  11. Make it burn

Gesamtspielzeit: 47:09 min.

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